Miasanrot
·12 de febrero de 2025
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·12 de febrero de 2025
Sydney Lohmann bringt alles mit, um beim FC Bayern eine Ära zu prägen. Die Mittelfeldspielerin aus dem eigenen Nachwuchs gehört trotz großem Potenzial jedoch nicht zum Stammpersonal des FC Bayern. Dafür gibt es Gründe. Eine Analyse.
161 Pflichtspiele, 32 Tore, dreifache deutsche Meisterin, Nationalspielerin: Die bisherige Karriere von Sydney Lohmann ist durchaus beachtenswert. Lohmann ist zudem abseits des Platzes eines der Gesichter der FC Bayern Frauen: Jung, sympathisch, aus der eigenen Jugend. Es kommt nicht von ungefähr, dass „Syd“ zu den Fanlieblingen zählt und beim FC-Bayern-Kids-Klub als Kapitänin fungiert.
Seit 2016 trägt Lohmann das rot-weiße Trikot und gehört somit zu den dienstältesten Spielerinnen, ihr Vertrag wurde im März letzten Jahres öffentlichkeitswirksam bis 2026 verkündet. Lohmann selbst überbrachte den Fans am Campus die frohe Kunde via Megafon.
Sportlich hingegen ist Lohmann im FCB-Team nicht unersetzlich. Lohmann kommt in dieser Saison auf bisher 17 Pflichtspiel-Einsätze, wobei ihr zwei Tore und fünf Vorlagen gelangen. Zwei Mal, im DFB-Pokal beim SC Sand und neulich in der Bundesliga gegen Leipzig, spielte sie über 90 Minuten.
In der Vorsaison absolvierte Lohmann 26 Pflichtspiele für die FC Bayern Frauen, bei denen sie lediglich gegen Nürnberg und beim Champions League-Aus gegen Paris über die volle Distanz ran durfte. Im ersten Jahr von Alexander Straus stehen 28 Pflichtspiele und drei Partien über 90 Minuten in der Bilanz.
Eine Bilanz, die man zweigeteilt betrachten kann: Viel Spielzeit für eine heute 24-Jährige sagen die einen, zu wenig Spielzeit für das große Potenzial, sagen die anderen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Lohmann ist eine Spielerin, die sich im Bayern-Kader einer großen Konkurrenz stellen muss.
Das zentrale Mittelfeld, egal ob auf der Sechser-, Achter- oder Zehnerposition ist quantitativ bei den Münchnerinnen eigentlich überbesetzt. Mit Stanway, Zadrazil, Oberdorf und nun Caruso hat man vier Top-Lösungen für den defensiveren Part, mit Olme Zigiotti zudem eine verlässliche Kaderspielerin. Die ausgeliehenen Samantha Kerr und Karólína Lea Vilhjálmsdóttir nicht mitgerechnet.
In der Offensive duelliert sich Lohmann mit Harder, Damnjanovic, Sehitler und nun Tanikawa um Einsatzzeit. Echte Außenbahnspielerinnen gibt es im Kader des deutschen Meisters, mit Ausnahme von Klara Bühl und Franziska Kett, eigentlich nicht.
So muss Lohmann hin und wieder auch auf der rechten Außenbahn auflaufen, zumindest laut Spielberichtsbogen. Doch FCB-Trainer Alexander Straus erklärt: „Sydney hat viele Qualitäten. Wenn wir sie manchmal auf der rechten Seite eingesetzt haben, dann nicht, weil wir sie als Flügelspielerin einsetzen wollten.“
Der Norweger verweist gerne darauf, dass es ihm darum geht, dass gewisse Räume besetzt werden, unabhängig von Personal oder Formation. Wenn Lohmann also auf der rechten Position spielt, dann asymmetrisch, d.h. einrückend um auf der eigenen rechten Seite der Außenbahnspielerin (meistens Gwinn) Platz zu machen und das Zentrum zu schließen.
Straus weiß auf jeden Fall, was er an Lohmann hat: „Sie kann auf der Sechser-, Achter- und Zehnerposition spielen. Sie hat alle Qualitäten der Welt, um als Sechser zu spielen, mit der Kraft, der Art und Weise, wie sie Räume abdeckt.
Und wahrscheinlich ist sie eine der besten Mittelfeldspielerinnen, die wir haben, und eine der besten, mit denen ich je gearbeitet habe, die den Ball nach vorne in die Spitze tragen können. Sie hat viele Qualitäten, die sich von denen anderer Spielerinnen unterscheiden.“
Lohmanns größter Trumpf ist ihre Vielseitigkeit. Ist das zeitgleich aber auch ihr größtes Problem? Es ist für eine junge Spielerin ganz normal, dass es Leistungsschwankungen gibt. Es ist auch normal, dass man in einem so prominent besetzten Kader einmal auf der Bank sitzt. Das kräftezehrende Spiel von Lohmann erklärt auch die ein oder andere Blessur in der Vergangenheit.
Wenn man aber wie Lohmann ein Profil mitbringt, dass es dem Trainer ermöglicht, sie überall einzusetzen, man aber auch, Stand jetzt, überall auf sie verzichten kann, dann wird es kompliziert. Sydney Lohmann hat nun zwei Spiele in Folge über (fast) 90 Minuten bestritten. Gegen Leipzig und Hoffenheim bot sie, zusammen mit Olme Zigiotti, eine tadellose Leistung: Laufstark, passgenau und nach kreativen Lösungen suchend.
Gegen die TSG Hoffenheim brachte Lohmann 85% ihrer Pässe an die Frau, vier von sechs langen Bällen erreichten die Mitspielerin. Sie verlor lediglich einen Zweikampf und war laut Heatmap beinahe überall auf dem Platz zu finden.
Leistungen, die Mut machen. Und Leistungen, die gleichzeitig Alexander Straus zum Nachdenken bringen. Löst er im Pokal die Achse Lohmann-Olme wieder auf? Bringt er die wiedergenesene Sarah Zadrazil zurück? Und was passiert mit Caruso, die in Hoffenheim nur eine Minute – für Lohmann – mitwirken durfte? Oder vertraut er der 36-fachen Nationalspielerin?
Für Lohmann ist die aktuelle Stanway-Verletzung eine große Chance. Sie kann sich in Abwesenheit der Engländerin unverzichtbar machen. Das Potenzial dazu hat Lohmann, das weiß auch der Trainer. Was fehlt Lohmann also noch zur Weltklasse-Spielerin? Für Alexander Straus ist die Antwort einfach: Es geht um Konstanz. Der Norweger blickt zurück:
„Bei Sydney wusste ich immer, dass sie eine großartige Spielerin ist, die auf vielen Positionen spielen kann. Als ich hierher kam, dachte ich immer, dass die Position der Nummer sechs ideal für Sydney sein könnte, weil sie die Fähigkeit hat, den Raum abzudecken, ihre Kraft, ihre Fähigkeit, sich mit dem Ball an den Linien vorbeizubewegen und einfach durchzudringen. Sie hat diese Qualitäten.“
Straus merkt jedoch an, dass die Mittelfeldzentrale ein sensibler Bereich auf dem Fußballplatz ist. „Wenn man dort den Ball verliert, können die Konter gefährlich sein.“ An diesen Dingen, Kombinationsspiel, Ruhe am Ball, hätte Lohmann in den letzten Wochen und Monaten gearbeitet und sich weiterentwickelt. Das gilt es jetzt zu beweisen.
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