feverpitch.de
·10 de enero de 2025
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Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel setzt auf einen Neuanfang beim BVB und auf mehr Bescheidenheit
Heute startet der Deutsche Meister von 2012 zu Hause gegen den von 2024, also Bayer Leverkusen, ins neue Jahr. Das ist eine schöne Paarung. Bei aller Heimstärke besteht für die Dortmunder nur höchste Gefahr, ordentlich vermöbelt zu werden. Oder wird jetzt alles gut?
Ich erwarte vom BVB in 2025: kleine Brötchen. Auftritte und Entscheidungen, die ich nachvollziehen kann.
Das fängt beim Trainer an. Ich möchte nicht an Nuri Sahin nagen, doch dass die Dortmunder einen Übungsleiter ohne nennenswerte Erfahrung verpflichtet haben, der anschließend entsprechend viele Fehler machte, habe ich immer noch nicht verdaut. Neben Sahin wirkt sogar Bayerntrainer Vincent Kompany wie Rudi Gutendorf, der The Substance eingeworfen hat.
Das Prinzip hinter der Verpflichtung von Sahin lautete offenbar „Learning by Doing“. Viel wurde bei allem Doing noch nicht gelearnt, wie die Bundesligatabelle zeigt. Von den letzten fünf vorweihnachtlichen Pflichtspielen gewann Dortmund nur eins, Leverkusen wiederum alle. Der BVB ist Sechster, das ist kurz vor Worst Case.
In dieser Woche habe ich gelesen, dass man Interesse hat, den englischen Nationalspieler Marcus Rashford auszuleihen. Das ist auch so eine Sache, die ich nicht verstehe. Gut, Rashford hatte in seiner Karriere lichte Momente auf dem Platz. Ich meine aber ebensoviele Auftritte von ihm gesehen zu haben, bei denen man das Flutlicht besser ausgelassen hätte. Außerdem ist Rashford (27) beileibe keine Neuentdeckung, was ja immer die Stärke der BVB-Abteilung Einkauf war.
Wie gesagt, ich verstehe Borussia Dortmund nicht mehr. Jeder sieht zum Beispiel, dass der Mannschaft nach den Abgängen von Marco Reus und Mats Hummels ein Führungsspieler fehlt; das Erfahrenste am BVB ist derzeit die Südtribübe. Es wird aber nichts dagegen unternommen. Die Triangel Brandt/Nmecha/Beier etwa mag fußballerisches Potenzial besitzen, führungstechnisch erinnert sie mich eher an das ausgehängte Lenkgestänge an meinem Wagen. Dabei ist genügend Geld vorhanden, die Dortmunder spielen Königsklasse, sind außerdem für die Klub-WM im Sommer gesetzt und werden dort selbst im Misserfolgsfall so viel Kohle einnehmen, dass sie den FC St. Pauli mehrmals hintereinander genossenschaftlich übernehmen könnten.
Ich will nicht alles schlechtreden. Dortmund hat sich in der Champions League anständig verkauft. Ansonst war in der Hinrunde zwar gelegentlich Entwicklung zu erkennen, nur eben leider hin zum Unterdurchschnitt – zum Beispiel beim Kapitän, der höchstens optisch Ähnlichkeit mit dem Emre Can hat, den ich einmal kannte.
Was ich von Borussia Dortmund erwarte: endlich mal Konstanz. Kleine Brötchen backen. Dazu gehört, nach einem eventuellen Sieg gegen Leverkusen nicht gleich auf dicke Hose zu machen, eine Zeitenwende zu verkünden oder kindisch den Bizeps auszupacken, wie das Nico „Ich feier mich für jede Grätsche“ Schlotterbeck so gern macht. Auch der Innenverteidiger wurde im Sommer zum potentiellen Leitwolf ausgerufen. Ich bin gespannt, wann er das Projekt startet.
Irgendwie ist der BVB momentan nicht er selbst. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit Rheinmetall, die so gar nichts mit der DNA des Klubs zu tun hat. Außer man argumentiert, dass Kriege ebenfalls eine lange Tradition haben. Echte Liebe der Fans zu einem Waffenhersteller sehe ich ansonsten nicht. Man wird es heute Abend wieder sehen, wenn genauso viele Zuschauer mit dem Panzer zu einem Heimspiel anreisen wie vor dem Sponsorendeal.