feverpitch.de
·10 janvier 2025
feverpitch.de
·10 janvier 2025
An diesem Wochenende kann Bayern München einen Titel feiern, den es überhaupt nicht gibt - und der trotzdem jedes Jahr aufs Neue auftaucht
Am Samstag können die Bayern schon Herbstmeister sein. Entweder weil Bayer Leverkusen am Vorabend in Dortmund verloren hat oder weil sie den Vier-Punkte-Vorsprung am Abend in Mönchengladbach vor dem 17. Spieltag bewahren. Doch was bedeutet die Herbstmeisterschaft überhaupt?
Ein paar nützliche Tipps und Fakten zum Angeben und Weitersagen.
Der Erste der Hinrunde, was der Begriff eigentlich meint, ist auch nur ein Tabellenführer. Weder DFB (bis 2000) noch DFL haben je einen Titel oder eine Trophäe vergeben. Es ist eine reine Medienerfindung.
Der kalendarische Winteranfang ist der 21. Dezember. In den ersten Jahrzehnten der Bundesliga war die Hinrunde bis dahin in der Regel beendet. Manchmal wurden vor Weihnachten sogar bis zu 20 Spieltage ausgetragen. Heute ist das nur noch selten der Fall. In dieser Saison wurden im alten Jahr nur 15 Spieltage geschafft. Von den bisher 61 Herbstmeistern feierten 52, wenn sie denn feierten, tatsächlich im Herbst.
Am frühesten Eintracht Frankfurt: am 6. November 1993 (15. Spieltag). Neun Herbstmeister gab es im Winter, nun kommt der zehnte. Wobei die Entscheidung von 1991 schon fast in den Frühling fiel: Am 19. März erst wurde Werder Bremen offiziell Herbstmeister, weil der 1. FC Kaiserslautern sein Nachholspiel gegen Köln nicht gewann (2:2). Auch 1982 fiel die Entscheidung im März, damals pro 1. FC Köln.
Von 61 Herbstmeistern wurden 42 auch Meister (68 Prozent). Bis 1970 betrug die Titelgarantie noch 100 Prozent, ausgerechnet die Bayern verspielten den Bonus als erste. 1970/71 ließen sie sich am letzten Spieltag von Borussia Mönchengladbach noch abfangen.
Mit der Liste der bisherigen Herbstmeister ließe sich fast eine komplette Bundesligasaison organisieren. 16 verschiedene Vereine kamen schon in den Genuss, darunter vier, die nie Deutscher Meister in der Bundesliga wurden: Schalke 04 (1971 und 2000), Eintracht Frankfurt (1991 und 1993), TSG Hoffenheim (2008) und RB Leipzig (2016). Alle Meister wiederum sind nicht vertreten: der VfL Wolfsburg, Meister 2009, war nie Herbstmeister und in seiner Meistersaison nach der Vorrunde nur Neunter!
Der Spielplanleiter schenkte der Liga fünf Finals um die Herbstmeisterschaft. Immer dabei: die Bayern. 1968 verloren sie mit 3:7 in Nürnberg, 1971 mit 0:1 auf Schalke. Jeweils zuhause gegen Borussia Mönchengladbach 1973 (4:3), Bayer Leverkusen 1998 (2:0) und RB Leipzig 2016 (3:1) holten sie sich den Image trächtigen Titel.
Wenig überraschend ist der Rekordmeister auch in der Herbstmeisterwertung führend. In 26 Saisons lag er nach der Vorrunde an der Spitze. 23mal wurde er dann auch Meister. Verspielt hat Bayern den Vorsprung nur 1970/71, 1992/93 und 2011/12. Mit weitem Abstand folgen Werder Bremen (6x), Borussia Dortmund und Mönchengladbach (je 4x).
Überraschungsaufsteiger TSG Hoffenheim, der in zwei Jahren von der Regionalliga in die Bundesliga durchmarschiert war, wurde dort 2008 sogleich Herbstmeister. Es ging wohl doch etwas zu schnell für das Team von Ralf Rangnick, nie stürzte ein Herbstmeister tiefer – mit Platz 7 verpassten sie sogar das internationale Geschäft.
Den größten Vorsprung vermasselte Borussia Dortmund (sechs Punkte) in der Saison 2018/19.
Schon am 14. Spieltag im Etappenziel, das schafften nur die Bayern: 2014 unter Pep Guardiola und 2017 unter Carlo Ancelotti war das Titelrennen gefühlt schon an Weihnachten entschieden. Den größten Vorsprung (elf Punkte) hatten sie 2014, den Punkterekord halten sie seit 2015 (46).
Im Winter 1989/90 war das Rennen am knappsten. Nach 17 Spieltagen lagen Bayern München, Bayer Leverkusen und der 1. FC Köln (in dieser Reihenfolge) punktgleich an der Spitze. Bayerns Vorsprung vor Leverkusen und Christoph Daums Kölnern betrug nur sieben Tore. Insgesamt gab es schon zehn Herbstmeister durch ein besseres Torverhältnis oder eine bessere Tordifferenz.
Was viele nicht wissen: Bis 1969 zählte in der Bundesliga der Torquotient statt der Tordifferenz bei Punktgleichheit. Tore wurden durch Gegentore geteilt, daher auch der heute eigentlich falsche Begriff „Torverhältnis“. 1965 lag nach heutigen Maßstäben (Tordifferenz) der 1. FC Köln vor Werder Bremen, damals war es umgekehrt. In neueren Darstellungen, besonders im Internet, wird deshalb oft Köln ein Titel zugewiesen, der eigentlich Werder zusteht.