90PLUS
·9 mars 2025
Bayer Leverkusen nutzt große Chance nicht: Ein Sinnbild dieser Saison

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·9 mars 2025
2023/24 marschierte Bayer 04 Leverkusen durch die Bundesliga. Die Werkself gewann Spiel um Spiel, drehte enge Partien, zeigte sich auch in der Nachspielzeit mehrfach eiskalt. Die Mischung aus Wucht, Wille, Glaube und Spielfreude sorgte für einen Titel, der in seiner Klarheit beeindruckend war.
Ungeschlagen ging die Werkself durch die letzte Saison. Und auch bisher wurden erst zwei Spiele verloren. Eines gegen RB Leipzig, eines am gestrigen Samstag gegen Werder Bremen. Auch das ist beeindruckend. Aber etwas ist anders bei der Werkself. Denn alleine durch einen stärkeren FC Bayern sind die acht Punkte Rückstand nicht zu erklären.
Doch zurück zum Samstagnachmittag. Leverkusen war gegen Bremen von Beginn an nicht zu 100 % bei der Sache. In manchen Momenten fehlte die Präzision, in anderen die Klarheit. Mal war Bayer nicht wach genug, mal zu weit weg vom Gegenspieler. Im Vergleich zum Spiel gegen den FC Bayern unter der Woche agierte Leverkusen mit einer echten 9, nämlich Patrik Schick, aber für unter anderem ohne Jeremie Frimpong, Alejandro Grimaldo oder Florian Wirtz. Früh kassierte man das 0:1 durch Romano Schmid, hatte danach ordentliche Momente, aber nie eine Drangphase, die komplett überzeugend war.
Xabi Alonso reagierte deswegen auch, brachte Wirtz zur Pause, der aber nur etwas mehr als zehn Minuten später ich einem Weiser-Foul verletzt vom Feld musste. Das half Leverkusen auch nicht, denn die kreativen Momente blieben aus. Ballbesitz war vorhanden, aber die Bremer Nadelstiche waren stringenter als die Leverkusener Angriffsbemühungen. Beim Weiser-Foul an Wirtz konnte man zwar über eine rote Karte diskutieren, Schick hatte auf der Gegenseite aber auch viel Glück, nicht die Ampelkarte gesehen zu haben.
Zu keiner Zeit während der 90 Minuten kam das Gefühl auf, Leverkusen müsse unbedingt einen oder gar zwei Treffer erzielen. Dafür traf Werder aus Abseitsposition, in der Nachspielzeit auch regulär. Justin Njinmah machte mit seinem 0:2 den Deckel drauf. Am Ende hatten die Grünweißen sogar mehr xG als Bayer 04 vorzuweisen, die Niederlage ging im Endeffekt in Ordnung. Es war ein Dämpfer, einer, der nicht nur wegen des Resultats per se unglücklich war.
Sondern auch, weil der FC Bayern parallel zuhause in einem wilden Spiel gegen den VfL Bochum unterlag. Leverkusen hätte auf fünf Punkte herankommen und den vorher fast schon als sicher entschieden geglaubten Titelkampf noch einmal spannend machen können. Doch es war eine verpasste Chance und genau das passierte nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Klar, die absolute Perfektion ist nicht Woche für Woche zu garantieren, aber zwischen dieser und der letzten Saison gibt es Unterschiede. Leverkusen zeigte in der laufenden Saison nämlich punktuell Muster, die problematisch sind, wenn man nach dem Maximum strebt.
(Photo by Pau Barrena/Getty Images)
Meckert man über Bayer in dieser Saison, dann meckert man auf einem hohen Niveau. Es bleibt aber eine Meckerei. Weil Remis gegen Bochum oder Kiel und nur ein Punkt gegen Bremen aus zwei Spielen einfach zu wenig sind. Und irgendwann ist ein Muster erkennbar. Es ist einfach ein Sinnbild der Saison, dass es Leverkusen mitunter nicht gelingt, das bestmögliche Ergebnis einzufahren, auch wenn das Spiel selbst nicht überragend ist. Das war 23/24 besser.
Doch woran liegt es? Der Kader ist eigentlich etwas breiter, besser aufgestellt als in der Vorsaison. Doch die Herausforderungen sind nun einmal auch andere. Als Meister ist man das Team, das von allen gejagt wird, das jeder schlagen will. Die Gegner wollen das absolute Maximum herausholen, den Titelträger bezwingen, wachsen über sich hinaus. Ein Phänomen, mit dem Bayern jahrelang zu kämpfen hatte.
Und dann wäre da noch ein Grund. Leverkusen spielt in der Champions statt der Europa League. Mit zwei Ligaspielen mehr als in der Gruppenphase der Vorsaison bei hochkarätigen Gegnern. Die Belastung, physisch wie mental, ist eine andere. Eine Mannschaft, die in der Königsklasse noch nicht viel Erfahrung hat und gerade da im Kopf Höchstleistungen abrufen muss, muss erst einmal in diese Aufgabe hineinwachsen. Und diesen Prozess durchläuft Bayer diese Saison, trägt die Konsequenzen, die daraus resultieren. Und eine davon ist, wie gegen Bremen gesehen, ein Spannungsabfall im Tagesgeschäft.
(Photo by Pau Barrena/Getty Images)