feverpitch.de
·28 octobre 2024
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Die Trotzreaktion blieb aus: Auf das 2:5 in Madrid folgte das 1:2 von Augsburg. Borussia Dortmund muss sich unangenehmen Fragen stellen
So richtig schlau werde ich aus dieser Saison bisher nicht. Dass Bayern München und RB Leipzig ganz oben in der Bundesliga-Tabelle stehen und Bayer Leverkusen mit ein bisschen Abstand dahinter: geschenkt. Was aber haben Union Berlin und der SC Freiburg plötzlich im Club der Besten zu suchen? Haben die einen nicht eine Horror-Saison hinter sich und die anderen kürzlich den Trainer gewechselt?
Warum ich das schreibe: Man wird Erklärungen dafür suchen müssen, warum Borussia Dortmund als Champions-League-Finalist und VfB Stuttgart als Vizemeister den Anschluss zu verlieren drohen. Platz 7 und 8 bedeutet ja: praktisch auf Augenhöhe mit Werder Bremen und Mönchengladbach. Kann das der Anspruch beim BVB sein?
Beim VfB Stuttgart weiß man zumindest, dass Trainer Sebastian Hoeneß noch die Balance zwischen Alltagsgeschäft Bundesliga und Kürprogramm Königsklasse finden muss. Ist ja alles neu. Bei Borussia Dortmund gilt die Ausrede nicht. Das 2:5 diese Woche bei Real Madrid hat nicht zur erwarteten Trotzreaktion in Augsburg geführt. Das 1:2 ist die zweite Peinlichkeit in einer Woche.
Trainer Nuri Sahin spricht davon, dass die Spieler "zu verkopft" ihrem Beruf auf dem Rasen nachgehen, was wohl heißen soll: zu verkrampft, zu wenig spielerisch. Man fragt sich: Wer ist denn dafür zuständig, dass Spieler befreit aufspielen und ihre beste Leistung abrufen? Eben, der Trainer. Sahin wird an den unangenehmen Fragen nicht vorbeikommen: Ist der BVB eine Nummer zu groß für ihn?
Der Verdacht liegt nahe. Ein, zwei Jahre Türkei ersetzen nicht die Erfahrung, die man braucht, um eine 2:0-Führung in Madrid über die Runden zu bringen. Oder die richtigen Worte zu finden, um anschließend Augsburg die angesammelte Wut spüren zu lassen. Bayern-Trainer Vincent Kompany hat's ihm vorgemacht: Dem 1:4 von Barcelona folgte das 5:0 in Bochum. Man nennt das: Krisenbewältigung.
Borussia Dortmund aber gibt sich wechselweise entweder dem Selbstmitleid oder dem Prinzip Hoffnung, dass alles wieder gut wird. Das wird es aber nicht, wenn Sahin nicht bald begreift, dass sein Schwiegersohn-Charme keinen Erfolg verspricht. Er muss die Mannschaft durchschütteln, nicht sein ebenfalls noch junger Chef Lars Ricken ("Spieler in der Pflicht").
Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf Bayern München nach acht Spieltagen jetzt. Das ist viel, aber nicht uneinholbar. Man hat Nuri Sahin einen sehr guten Kader hingestellt. Es ist seine Aufgabe, Spitzenleistung aus dem zweitteuersten Kader der Liga zu locken. Kann er das nicht, ist er der falsche Mann. So grausam ist die Bundesliga-Wahrheit manchmal.
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