feverpitch.de
·6 novembre 2024
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Statistisch ist der VfL Bochum ein fast hoffnungsloser Fall. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass ein Trainer aus dem Vorruhestand ein Wunder vollbringt
Im Abstiegskampf greift der VfL Bochum nach dem letzten Strohhalm und verpflichtet einen erfahrenen Trainer aus dem Vorruhestand. Dieter Hecking, zuletzt vier Jahre Sportvorstand in Nürnberg, stürzt sich mit 60 Jahren noch mal in das Abenteuer Bundesliga.
Statistisch ist der VfL Bochum ein fast hoffnungsloser Fall. Mit einem Punkt aus neun Spielen stieg noch jedes Team ab. Aber an der Castroper Straße vertrauen sie auf die Kraft der Erfahrung. Schließlich gibt es ja gute Vorbilder.
Das waren die fünf besten Ü 60-Retter der Bundesliga.
Im Januar 2020 wurde er in Düsseldorf entlassen und erklärte seinen Abschied vom Trainerberuf. Das hielt der Fußballlehrer aus Neuss im Rheinland nicht lange durch. Als im Frühjahr 2021 der 1. FC Köln in höchster Abstiegsnot anklopfte, stieg Funkel wieder ein – mit 67. Sechs Spiele vor Schluss übernahm er den Tabellenvorletzten, drei Zähler fehlten zum rettenden Ufer. „Wenn man so kurzfristig einsteigt, braucht man Erfahrung und eine positive Ausstrahlung. Man muss mit den Führungsspielern Gespräche führen und mit allen auf Augenhöhe kommunizieren. Man muss in kürzester Zeit das Vertrauen der Spieler gewinnen“, sagte er und ging mit dem Team ins Trainingslager. Sein Einstand (0:3 in Leverkusen) misslang, aber das Ende war gut. In der Relegation gab es nach einer Heimniederlage (0:1) ein 5:1 bei Holstein Kiel.
Was aus ihm wurde: Funkels Mission endete mit der Relegation, blieb aber so gut in Erinnerung dass ihn Zweitligist Kaiserslautern im Frühjahr noch einmal reaktivierte. Auch hier schaffte er die Rettung und sogar den Einzug ins Pokalfinale (0:1 gegen Leverkusen).
Es war die Sensation der Saison. Spiegel Online schrieb am 13. April 2000: „Kein Witz – Udo Lattek soll den BVB retten!“ Nachdem Borussia Dortmund, das eigentlich um die Champions League-Plätze mitspielen wollte, 1999/2000 schon zwei Trainer verschlissen hatte und unter dem sieglosen Bernd Krauss auf Platz 13 abgestürzt war, wusste BVB-Boss Gerd Niebaum keinen anderen Rat mehr, als Udo Lattek zu verpflichten. Der war 65, hatte alle drei Europapokale gewonnen, die zu seiner Zeit ausgespielt wurden, und nie gegen den Abstieg gespielt. Er verspürte den Reiz des Besonderen: „Ich möchte jetzt beweisen, dass man in meinem Alter noch Leistung bringen kann. Es gibt bei den Spielern offenbar eine Blockade im Kopf. Sie können nicht das Laufen und Spielen verlernt haben. Ich werde versuchen, die Bremsen zu lösen.“
Außerdem hatte er eine Schuld abzutragen, weil er den BVB 1981 fluchtartig verlassen hatte – aus privaten Gründen. Auf seine Vertragsverhandlungen wirkte sich das weniger aus. Lattek ließ sich ein exorbitantes Gehalt: eine Million D-Mark. Zitat: „Ich bin ja kein Samariter.“ Als Dr. Niebaum in seinen fabrikneuen Mercedes stieg, rief er ihm nach: „Wir sind uns ja quasi einig über die Finanzen. Aber so einen Wagen hätte ich auch gerne.“ Niebaums Konter: „Du blöder Hund. Aber gut, du bekommst einen.“ Den hat er aber nie gefahren – zu lange Lieferzeit. Lattek: „Also habe ich ihn mir auszahlen lassen.“ Natürlich erst nach erfülltem Auftrag. Er hatte fünf Spiele Zeit, nach dem vierten, einem 1:1 gegen Schalke, war alles klar. Weltmeister Jürgen Kohler schwärmte: „Es war, als wenn einer ein Fenster aufgerissen hätte und frische Luft reinkam.“
Was aus ihm wurde: Lattek war noch lange Jahre als TV-Experte tätig (Sport 1 Doppelpass) und verstarb am 1. Februar 2015 kurz nach seinem 80. Geburtstag.
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Auf Schalke ist er Kult und Trainer des Jahrhunderts, vor allem wegen des Uefa-Pokalsiegs 1997. Als Retter aber wurde er anderswo gefeiert, erstmals 2007 beim Hamburger SV (vom Abstiegsplatz in den UI-Cup in einem halben Jahr). Da war er aber noch jung – 54 Jahre alt. Mit 61 stieg er dann im Frühjahr 2014 beim VfB Stuttgart ein und schaffte prompt die Rettung. Zwar kam der VfB in den zehn Stevens-Spielen keinen Platz voran (war und blieb 15.), den Abstand zum rettenden Ufer aber vergrößerte er um fünf Punkte und konnte schon am 33. Spieltag den Klassenerhalt feiern.
Daran erinnerten sie sich beim VfB Stuttgart und holten ihn in der Saison darauf schon im November zurück. Diesmal hatte er 22 Spiele Zeit und kletterte vom letzten auf den 14. Platz – in der ihm eigenen Art. So schimpfte der „Knurrer von Kerkrade“ im Mai 2015: „Affen seid ihr. Das seid ihr!“ Kameras erfassten die Szene, es gab ein bisschen Wirbel. Stevens entschuldigte sich und steckte in der nächsten Sitzung einen Mitarbeiter in ein Affenkostüm. Der sprang vor der Mannschaft herum und verteilte Bananen. In gelöster Stimmung fuhren sie zum entscheidenden Spiel nach Paderborn, wo die Spieler nach einem Tor einen Affenjubel aufführten. Es wurde also auch gelacht unter dem strengen Huub.
Was aus ihm wurde: 2015/16 hatte er ein erfolgloses Intermezzo in Hoffenheim (ein Sieg in zehn Spielen) und trat aus gesundheitlichen Gründen im Februar zurück. Für Herzensklub Schalke, für den er als Berater und Aufsichtsratsmitglied von 2015 bis 2021 aktiv war, sprang er sogar noch zweimal interimistisch als Trainer ein. Im Januar 2023 gab er seinen Abschied vom Fußball bekannt, Ende des Monats wird er 71.
Den Ruf des Feuerwehrmanns hat der WM-Zweite von 1986 und Europameister 1980 immer gehasst. In jungen Jahren in Hamburg, Frankfurt und Stuttgart erworben, wollte er das Etikett unbedingt abschütteln. Was gelang: Dreimal wurde er als Trainer Meister (2x Bayern, 1x Wolfsburg). Aber auf seine alten Tage war er sich nicht zu schade, noch einmal den Retter zu geben. Am 14. März 2022 folgte er dem Lock- und Hilferuf aus der Hauptstadt und übernahm acht Spiele vor Saisonschluss die Hertha auf Platz 17. Mit zehn Punkten unter ihm rettete sie sich in die Relegation, wo Magath ausgerechnet seiner großen Liebe HSV (für den er von 1976 bis 1986 spielte) Pein bereiten musste. Trotz des verlorenen Heimspiels sicherten die Berliner beim Rückspiel in Hamburg den Klassenerhalt. Auch weil Magath auf Anführer Kevin-Prince Boateng hörte: „Der hat die Aufstellung gemacht.“ Mit 68 wurde selbst der strenge Quälix etwas weise.
Was aus ihm wurde: Magath, heute 71, hat zwar verbal immer wieder seinen Hut in den Ring geworfen (sogar als ein Bundestrainer gesucht wurde), aber seither im Fußball keine Beschäftigung mehr bekommen. Immerhin hat er seine Biographie schreiben lassen.
Er war schon Kult, als er zu seiner Rettungsmission an den Bökelberg zurückkehrte. Hans Meyer, mit Carl Zeiss Jena 1981 im Europacup-Finale, hatte Borussia Mönchengladbach nach deren ersten Abstieg 2001 in die Bundesliga zurückgeführt. 2003 wurde er mit Beifall verabschiedet. 2007 wurde er mit Nürnberg Pokalsieger, flog trotzdem ein halbes Jahr später raus. So schien die Karriere zu enden – er war ja schon im Rentenalter und sprach vom Rosenzüchten. Dann rief die Borussia um Hilfe. Nach acht Spielen 2008/09 Tabellenletzter mit nur vier Punkten, brauchten sie einen Nachfolger für Jos Luhukay. Meyer kam, sah und siegte gegen Karlsruhe (1:0) – und noch siebenmal. Am 30. Mai 2009 trat er im Alter von 66 Jahren und 201 Tagen von der Bundesligabühne ab, auf der seine Borussia noch bleiben durfte (15. Platz). Meyer hatte einen Vertrag bis 2010, fand aber: „Mit einem fast 67-Jährigen kann man keine Mannschaft aufbauen. Mit meiner Erfahrung konnte ich helfen, die Klasse zu erhalten. Alles andere ist nicht produktiv, nicht für Hans Meyer und nicht für Borussia Mönchengladbach.“
Was aus ihm wurde: Trainiert hat er nur noch die deutsche Autorennationalmannschaft. 2011 wurde Meyer ins Präsidium der Borussia gewählt, aus dem er erst dieses Jahr ausschied. Er wurde am 3. November 82 Jahre alt.