FC Bayern Frauen: Was fehlt dem Kader zum CL-Triumph? | OneFootball

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·16 mai 2025

FC Bayern Frauen: Was fehlt dem Kader zum CL-Triumph?

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Der FC Bayern hat das Double geholt – doch reicht der Kader für den CL-Titel? Die Miasanrot-Analyse zu Baustellen, Konkurrenzkämpfen und dem Plan von Bianca Rech.

Der FC Bayern hat eine weitere historische Saison hinter sich. Nachdem man schon im zweiten Straus-Jahr die Bundesliga ungeschlagen gewinnen konnte, setzte man dieses Jahr noch einen drauf: der erste Double-Sieg in der Geschichte der Frauenabteilung.


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Trotzdem will man noch weiter nach oben. Die FC Bayern Frauen wollen endlich auch auf europäischer Bühne ganz oben ankommen. Dafür steht man vor einem entscheidenden Transfersommer, inklusive dem neuen Trainer José Barcala. Bianca Rech und Francisco De Sá Fardilha können größtenteils für Kader-Kontinuität sorgen.

Im Sommer 2026 laufen allerdings einige Verträge von absoluten Schlüsselspielerinnen aus: Unter anderem enden die Arbeitspapiere von Magda Eriksson, Georgia Stanway, Glódís Perla Viggósdóttir, Pernille Harder, Momoko Tanikawa und Lea Schüller. Es gilt also, diese Spielerinnen jetzt mit Taten und in der kommenden Saison auch mit Ergebnissen davon zu überzeugen, dass man beim FCB die Champions League gewinnen kann.

Wo sind also noch Baustellen? Wo gibt es Konkurrenzkämpfe? Wo ist der Kader überbesetzt? Für welche Spielerinnen wird es kommende Saison besonders schwer und auf wen kann José Barcala ganz sicher bauen?

Die Situation im FC Bayern-Tor

Bereits zum Anfang dieser Saison war die Nummer Eins im Münchner Tor eher mit einem Fragezeichen als mit einem Ausrufezeichen versehen. Mit Ena Mahmutovic (21) und Mala Grohs (23) hatte man damals wie heute zwei junge, vielversprechende Keeperinnen im Kader.

Damals siegte die Erfahrung und alte Hierarchie: Mala Grohs startete das Jahr als Stammspielerin. Dann rückte alles Sportliche durch Grohs’ Krankheit in den Hintergrund, und Ena Mahmutovic stand vorerst im Tor.  Sie meisterte diese Vertretungsaufgabe mit Bravour, sodass die Pflichten nach der Grohs-Rückkehr geteilt wurden – meist mit einer taktischen, gegnerbezogenen Begründung seitens Trainer Straus.

Das stellt Barcala vor eine knifflige Aufgabe: Weiter regelmäßig im Tor durchzuwechseln ist langfristig unrealistisch. Einerseits ist das auf dieser Position selten wirklich ratsam und zweitens entspricht das auch sicher nicht dem Anspruch beider Spielerinnen.

Am wahrscheinlichsten erscheint eine Entscheidung des neuen Trainer:innenrteams im Laufe der Vorbereitung. Nimmt man ihre Leistungen bei Duisburg und jetzt auf großer Bühne beim FC Bayern zusammen, muss man Mahmutovic hier als Favoritin sehen.

Cecilía Rán Rúnarsdóttir sei hier am Rande auch noch kurz erwähnt: Die isländische Nationaltorhüterin ist auch ein Riesentalent und hat sich bei ihrer Leihe zu Inter Mailand auf europäischem Top-Niveau etabliert. In Italien hat sie die Auszeichnung als beste Torhüterin der Saison gewonnen und soll Berichten zufolge nun für eine Rekordsumme fest zu Inter wechseln.

Dringender Handlungsbedarf in der FC Bayern-Abwehr

Würde man den aktuellen Kader mit einer hypothetischen Transfersperre belegen, müsste Tuva Hansen zur kommenden Saison ungefähr dreieinhalb Kaderplätze besetzen. Das (norwegische) Schweizer Taschenmesser in der Defensive hat in der vergangenen Saison gezeigt, dass sie das absolut bewerkstelligen kann. Etwas dünn wäre es dennoch.

Wenn man Hansen nämlich primär als Außenverteidigerin einplant  – wo sie ihre größten Stärken besitzt, dann fehlen mindestens zwei Innenverteidigerinnen. Mit Linda Sembrant und Michelle Ulbrich verlassen nämlich zwei, die in der vergangenen Saison eine Rolle gespielt haben, den Verein.

Selbst wenn man eine von beiden gehalten hätte, hat die vergangene Saison gezeigt, dass gerade in der Spitze dringender Handlungsbedarf herrscht. Mada Eriksson ist gut, aber verletzungsanfällig und Kapitänin Glódís Perla Viggósdóttir ist eine Bank, die aber neben sich mehr Kontinuität vertragen könnte.

Dazu fehlt dem FC Bayern in der Innenverteidigung für kommende Saison auch die Tiefe, die Linda Sembrant und Michelle Ulbrich gebracht haben. Letztere hätte man per Kaufoption auch halten können. Ulbrich bringt auch ein Profil mit, das sie ideal für eine solche Tiefenrolle erscheinen lässt: Grundsolide und gerade für die Bundesliga zweifelsfrei geeignet, aber gleichzeitig nicht so jung und ambitioniert, dass sie jedes Wochenende starten will.

Auf der linken Seite der Viererkette ist für die kommende Saison auch mit der Rückkehrerin Katharina Naschenweng zu rechnen. Vergangene Saison hatte sie noch den Miasanrot-Award Newcomerin der Saison gewonnen. Bei vollem Comeback wird sie Tuva Hansen, Caro Simon und Franzi Kett große Teile ihrer Minuten klauen.

Auf der rechten Seite war Giulia Gwinn vergangene Saison ohne große Konkurrenz gesetzt. Es ist davon auszugehen, dass sich das auch kommende Saison nicht ändern wird. Magou Doucouré verlässt den FC Bayern nach einem Jahr und einem Kurzeinsatz bereits wieder, Ana Gúzman wird noch für den Rest der NWSL-Saison nach Utah ausgeliehen bleiben – ihre Leistungen sind bislang nicht auf dem Niveau, das sie braucht, um sich einen echten Kaderplatz in München zu verdienen. Einzig Tuva Hansen kann auf der rechten Seite der Viererkette einspringen.

Nimmt man alle Gerüchte um eine Verpflichtung einer neuen Innenverteidigerin und blickt auf die Besetzung auf den Außenverteidigerinnen-Positionen, kann man auch fast den Eindruck bekommen, dass Hansen nach einer bärenstarken Saison zur Verliererin des Transfersommers werden könnte. Vielleicht übernimmt sie in der kommenden Saison eben dann die Aufgabe Gwinn etwas mehr zu entlasten, als das vergangene Saison möglich war.

Was die langfristige Planung angeht, würde auch eine Verjüngung in der Viererkette dem FC Bayern extrem gut tun. Neben Giulia Gwinn (25) und Franzi Kett (20), gibt es keine nominelle Verteidigerin unter 27 im Kader. Und Kett schulte erst vergangene Saison auf Linksverteidigerin um.

Große Konkurrenz im FC Bayern-Mittelfeld

Das Thema Verjüngung spielt im Mittelfeld dagegen überhaupt keine Rolle. Mit Lena Oberdorf und Georgia Stanway steht auch schon die klare Stammbesetzung der Doppelsechs für die kommende Saison quasi fest.

Um die übrigen Minuten wird – Stand jetzt – ein großer Konkurrenzkampf ausbrechen. Mit Sarah Zadrazil, Sydney Lohmann, Julia Zigiotti und Arianna Caruso stehen aktuell vier Spielerinnen im Kader, die diese Position bekleiden können (und wollen).

Vergangene Saison war in Abwesenheit der Stars das Duo Zadrazil-Lohmann gesetzt. Allerdings kann es gut sein, dass das unter einem neuen Trainer nicht mehr so klar ist. Zigiotti und Caruso beteiligen sich beide deutlich aktiver und gestaltender am Spielaufbau als ihr Konkurrenz-Duo.

José Barcala wird voraussichtlich genauso großen Wert auf das Spiel mit Ball legen wie Alex Straus. Dadurch könnte er bei einer Neubetrachtung des Kaders zu dem Schluss kommen, dass sie die besseren Backups sind. Lohmann könnte natürlich auch eine Reihe weiter nach vorne wandern und auch weitere Abgänge im Mittelfeld sind sicher nicht ausgeschlossen – damit sollte man aber auf jeden Fall warten, bis alle gesund von den Nationalmannschaften zurückgekehrt sind.

Außerdem haben sowohl Lohmann als auch Zadrazil natürlich Stärken, die Ziggiotti und Caruso nicht haben. Gerade was die Arbeit gegen den Ball angeht, ist Zadrazil schwer zu schlagen – allein das könnte ihr einen Teil der Minuten hinter Oberdorf sichern.

Auch hier sei die Leih-Rückkehrerin Sam Kerr noch erwähnt, die das letzte halbe Jahr bei Liverpool verbracht hat. Bei der bereits beschriebenen Talentdichte im Bayern-Mittelfeld scheint es extrem unwahrscheinlich, dass Kerr nochmal ein Spiel in rot und weiß macht, aber: Straus-Nachvolger José Barcala kennt die Schottin aus seiner Arbeit mit der Nationalmannschaft. Vielleicht ein Grund zur Hoffnung für die 26-Jährige.

Halbraumzehnerinnen wohin man schaut in der FC Bayerm-Offensive

In der Offensive fällt sofort auf, welchen Spielerinnentypen die Kaderplaner:innen und das bisherige Trainer:innenteam gerne setzen: flexible Halbraumzehnerinnen, die vom Flügel bis in die Spitze so viele Positionen wie möglich besetzen können. Eigentlich haben nur Klara Bühl auf dem linken Flügel und Lea Schüller in der Spitze feste Positionen, auf denen sie aufgestellt werden. Alle anderen wandern mal auf den Flügel, mal ins Zentrum, mal in den Sturm.

Pernille Harder ist das beste Beispiel für diese Flexibilität: Sie war immer gesetzt und wird das auch kommende Saison sein. Nur ihre Position kann man vor dem Einsehen des Aufstellungsbogen nur raten. Das gilt aber auch für Jovi Damnjanović, Momoko Tanikawa und Alara Şehitler – Barbara Dunst kommt noch als Neuzugang hinzu.

Wo sind hier jetzt also die Baustellen? Man hat einen guten Mix aus Erfahrung und Jugend und mehrere Spielerinnen aus dem obersten Qualitätsregal. Allerdings: Neben Schüller gibt es keine waschechte Torjägerin im Kader. Die deutsche Nationalspielerin ist zum Ende der Saison nochmal so richtig in Form gekommen, unter anderem mit einem Hattrick im Pokalfinale. Aber sie hat eben auch eine Weile Anlauf für dieses Formhoch gebraucht – in der Champions League hat sie gar nicht getroffen.

Man könnte hier also einerseits für eine Verstärkung der Tiefe, also ein Schüller-Backup argumentieren und andererseits für eine Verstärkung der Spitze, also eine Schüller-Konkurrentin. Letzteres müsste aber wahrscheinlich ein echter Top-Transfer sein und da stellt sich die Frage, ob diese Ressourcen nicht besser in der Verteidigung investiert sind.

Eine Reihe dahinter scheint die Konkurrenz um den letzten Offensivplatz im 4-2-3-1 – wenn es unter dem neuen Trainer dabei bleibt – sehr groß. Klara Bühl und Pernille Harder bleiben gesetzt. Kann sich Tanikawa oder Alara festspielen? Welche Rolle spielt Barbara Dunst nach ihrer Rückkehr vom Kreuzbandriss? Wie sehr baut der neue Coach auf Damnjanović und Dallmann?

Hier ergeben sich viele offene Fragen. Um Linda Dallmann ranken sich bereits Abgangsgerüchte, Neuzugang Dunst wird noch eine Weile brauchen bis sie echten Impact hat. Vielleicht kann man in der Kaderplanung tatsächlich auf eine Mischung aus Talent und Routine mit dem Trio aus Tanikawa, Alara und Damnjanović bauen – eine Lösung mit internationaler Klasse wäre es erstmal (noch) nicht.

Spätestens mit der vollen Rückkehr von Barbara Dunst käme es dann zu einer Überbesetzung in der Offensive. Keine der Spielerinnen wird sich mit einer reinen Backuprolle zu Bühl oder Harder zufrieden geben, die beide kaum Spiele verpassen werden und wollen. Ohne Abgänge wird es eine (oder mehrere) Spielerinnen treffen, deren Minuten unter dieser Überbesetzung leiden werden.

Eine Spielerin, die diese Saison mehrmals auf dem Flügel ausgeholfen hat, obwohl sie eigentlich woanders zuhause ist, ist Syd Lohmann. Bereits im Kapitel über das Mittelfeld beim FC Bayern habe ich kurz angeschnnitten, dass es kommende Saison schwer für sie werden könnte. In der Offensive werden die Minuten auch hart umkämpft sein.

Der Lichtblick für Lohmann: In der vergangenen Saison blieb sie größtenteils Verletzungsfrei und konnte sich auf mehreren Positionen immer wieder Minuten erarbeiten. Die Spielerin aus der Bayern-Jugend darf sich berechtigte Hoffnungen machen, dass das auch kommende Saison so bleibt. Wenn Personalnot herrscht, wird der Blick zwangsläufig wieder auf sie fallen.

Außerdem gibt es noch eine völlig offene Frage: Hält José Barcala genauso viel von Halbraumzehnerinnen und einem starken Zentrumsfokus in der Offensive? Wenn nicht, gibt es eine klaffende Lücke auf dem Flügel.

Klara Bühl ist die einzige Spielerin im Kader, die diese Position im klassischen Stil besetzen kann. Im Fall der Fälle wird man es nicht schaffen die offensive Kaderplanung in einem Sommer komplett umzukrempeln. Wenn Barcala es braucht, muss man auf dem Flügel aber trotzdem dringend aktiv werden.

Auch hier sollen noch einige Leih-Rückkehrerinnen nicht unerwähnt bleiben: Karólína Lea Vilhjálmsdóttir war zwei Jahre nach Leverkusen ausgeliehen. Die Isländerin hatte im ersten Jahr ihrer Leihe zur Werkself des Pharmakonzerns Bayer noch eine vielversprechende Zukunft angedeutet. Das vergangene Jahr war dann enttäuschend. Dass sie nochmal für den FC Bayern aufläuft ist unwahrscheinlich.

Außerdem kehren offiziell noch Jill Baijings und Natalia Padilla von Auslandsstationen zurück. Einzig die Polin, die an Sevilla ausgeliehen war, konnte Leistungen (27 Spiele, 10 tore, 1 Assist) zeigen, die eine Zukunft beim FC Bayern möglich scheinen lassen.

Doch auch bei der 22-Jährigen, die auch mehrere Positionen in der Offensive besetzen kann, ist unwahrscheinlich, dass das bereits in der kommenden Saison zu Einsatzzeiten kommt. Sie könnte allerdings durchaus eine billige Tiefenverstärkung sein, sollten doch noch mehrere Abgänge in der Offensive folgen.

Die To-Do-List für den FC Bayern

Das mit Abstand größte To-Do ist die Defensive: Hier braucht man dringend Verstärkung in der Spitze und in der Breite. Aktuell sind zwei echte Innenverteidigerinnen im Kader – das wird sich ändern. Gleichzeitig sollte bei der Kaderplanung im Blick behalten werden, dass man in dieser Positionsgruppe jünger wird.

In Mittelfeld und Offensive ist die Aufgabe eine andere: Hier ist man in der Spitze teils mit absoluter Weltklasse besetzt. Die Tiefe ist auf einigen Positionen fast zu groß, sodass die Aufgabe die Minuten so zu verteilen, dass alle zufrieden sind und man trotzdem die bestmöglichen Ergebnisse einführt, unmöglich ist. Hier müssen Rech und Co. es schaffen den Kader sehr zielgenau auszudünnen und – wo nötig – weiter zu verbessern.

Insgesamt wird der Kader FC Bayern kommende Saison deutlich stärker sein. Allein die Rückkehrerinnen Oberdorf, Stanway und Naschenweng geben dem Team eine Riesenqualität in der Spitze. Mit den richtigen Tranfers dazu kann da eine Truppe entstehen, die mit dem neuen Trainer José Barcala um alle Titel mitspielt – solange die Spielerinnen im Sommer gesund bleiben. *Autor klopft auf Holz*

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