
Miasanrot
·7 mai 2025
FC Bayern München: Drei große Gewinner dieser Saison

Miasanrot
·7 mai 2025
Der FC Bayern München steht als Deutscher Meister fest, aber der Blick geht in der Kaderplanung nach vorn. Hier kommen drei Spieler, die als große Gewinner in den Sommer gehen.
Die Kaderplanung des FC Bayern München nimmt immer mehr Fahrt auf. Nicht zuletzt ist das daran zu merken, dass die Frequenz an Gerüchten wieder zunimmt. Aber auch der Blick auf den bestehenden Kader ist interessant.
In einer Saison, die in der öffentlichen Wahrnehmung durchaus ambivalent bewertet wird, gibt es zwangsweise Gewinner und Verlierer in der Mannschaft des FCB. Insbesondere unter dem neuen Trainer Vincent Kompany lohnt der Blick auf diese Entwicklungen.
Wir schauen heute auf drei große Gewinner, die wohl auch in der kommenden Saison eine tragende Rolle beim Rekordmeister spielen dürften.
Joshua Kimmich ist womöglich der größte Gewinner beim FC Bayern in dieser Saison. Normalerweise hat man als jahrelanger Stamm- und Schlüsselspieler in München nichts zu befürchten. Normalerweise aber entsprechend auch wenig zu gewinnen. Bei Kimmich war die Situation aber eine andere.
Im Sommer 2024 beschäftigte er sich intensiv mit einem Wechsel, seinen auslaufenden Vertrag wollte er sehr lange nicht unterschreiben. Die Vorgeschichte ist zu lang, um sie nochmal aufzuschreiben, doch zusammenfassen ließe sie sich mit einer Mischung aus sportlichen und zwischenmenschlichen Zweifeln. Letztere verstärkten sich inmitten der Corona-Pandemie, als Kimmich nach eigenen Angaben und auch für die Öffentlichkeit spürbar seltsam wenig Rückendeckung erhielt.
Unter Thomas Tuchel war jedoch eine Situation neu: Der FC Bayern war immer einverstandener mit der Vorstellung, dass sich die Wege bald trennen könnten. Tuchel trieb die kühle Beziehung zu Kimmich beinahe unfreiwillig auf die Spitze. Noch im Transfersommer 2023 bemängelte er, keinen Sechser zu haben, Kimmich konterte später, dass er sich als solcher sehe.
Später stellte Tuchel lieber Leon Goretzka, Konrad Laimer oder andere Spieler neben Aleksandar Pavlović als Kimmich. Was auch an Verletzungen auf der Rechtsverteidiger-Position lag. Gemeinsam liefen der spielstarke Youngster und Kimmich aber nie auf. Und genau das änderte Kompany. Unter ihm wurden die beiden zur standardmäßigen Doppelsechs – wenn beide fit und in Form waren.
Kompany stellte damit eines unter Beweis: Wenn Kimmich im Mittelfeld nicht das Gefühl hat, alles allein machen zu müssen, ist er immer noch Weltklasse. Seine vom Trainerteam klar definierte Rolle half ihm dabei, seine Stärken noch besser einbringen zu können. Im Spielaufbau ließ er sich oft zwischen oder neben die Innenverteidiger fallen, in späteren Spielphasen schob er von hinten mit nach vorn und verteilte dort die Bälle.
Kimmich war dadurch viel seltener in Situationen, in denen man ihm unterstellen konnte, außerhalb seiner Position zu sein. Er selbst sprach im Interview mit der SZ darüber, dass er unter Kompany wohl seine bisher beste Saison spiele. Kimmich mag nicht so komplett sein wie einst Xabi Alonso oder Sergio Busquets. Aber das waren andere legendäre Mittelfeldspieler des FC Bayern wie Stefan Effenberg oder später Bastian Schweinsteiger auch nicht. Dass Spieler auf dieser Position sehr abhängig von ihrer Einbindung sind, ist selbst auf Weltklasseniveau nicht unüblich.
Wichtig für Kimmich ist, dass er zurückgefunden hat zu Konstanz und einer klar definierten taktischen Rolle, die zu ihm passt. Gelingt es den Bayern, den Kader nochmal so zu ergänzen, dass auch bei Verletzungen um Kimmich herum zu ihm passende Spielertypen auflaufen, könnte er vor einer Karrierephase stehen, die ihn auch bei Kritiker*innen in ein besseres Licht rückt.
Unter Kompany ist er zumindest intern wieder unumstritten. Auch deshalb hat er verlängert. Im über die kommenden Jahre anstehenden Übergang zu einer neuen Generation an Spielern kann er eine entscheidende Rolle spielen.
Wirklich umstritten war Dayot Upamecano im vergangenen Sommer nicht mehr. Beim Franzosen war die Meinung selbst unter der streitfreudigen Social-Media-Bubble des FC Bayern relativ klar: Ab in die Schubkarre mit dem Innenverteidiger und weg. Wohin auch immer.
Nur ein Jahr später dürften viele Fans anders denken. Und auch bei den Verantwortlichen des FC Bayern ist das Standing des 26-Jährigen deutlich verbessert. Das liegt daran, dass Upamecano eine sehr starke Saison gespielt hat. Eine, die zumindest bis zu seiner Verletzung weitgehend fehlerfrei war – oder besser formuliert: pannenfrei.
Denn was als Fehler ausgelegt wird, ist oft streitbar. So wurde er beim 3:3 in Frankfurt für verlorene Duelle mit Omar Marmoush durchaus kritisiert. Schnell zeigte sich aber, dass der damalige SGE-Stürmer einfach eine überragende Form hatte und die Lücken in der hochverteidigenden Bayern-Mannschaft gut ausspielen konnte – so gut wie kaum jemand anderes im Saisonverlauf.
Zwei Schreckmomente gab es dennoch: Gegen den 1. FC Heidenheim und in der Champions League gegen Leverkusen verunglückten Rückgaben des Nationalspielers. Demgegenüber stehen aber unzählige Verteidigungsaktionen, die dem FCB dabei halfen, die bestehenden Abwehrprobleme deutlich zu kaschieren. Upamecano war ein Schlüsselspieler in der Restverteidigung und Konterabsicherung.
Auch mit ihm gab es Spiele mit vielen Gegentoren, aber das Team agierte deutlich stabiler – im Aufbau wie in der klassischen Defensivarbeit. Diese Leistung wird für ihn jetzt zum Maßstab. Rein sportlich gibt es kaum Gründe, nicht mit ihm als Stammspieler weiter zu planen. Finanziell bleibt abzuwarten, ob sich Club und Spieler auf eine Verlängerung einigen können. Sein Vertrag endet 2026.
Ein weiterer großer Gewinner ist Michael Olise. Er kam, sah die Qualitätslücken in der Offensive und siegte. Obwohl er wegen Olympia weite Teile der Vorbereitung verpasste, lieferte er von Beginn an ab. Einerseits reicht ein Blick auf seine Zahlen: 15 Tore, 16 Assists in 48 Einsätzen – alle 106 Minuten direkt an einem Tor beteiligt.
Viel wichtiger als die reinen Torbeteiligungen ist jedoch sein Einfluss auf den Spielfluss. Olise ist kein klassischer Flügelspieler. Viele Tempodribblings blieben von ihm nicht in Erinnerung. Sein Antritt ist im Verhältnis zu anderen Außenstürmern allenfalls durchschnittlich, auch seine Endgeschwindigkeit ist nicht überragend. Aber sein Fuß und seine Spielintelligenz sind es.
Olise ist mehr Spielmacher als Tempodribbler. Er spielt Steckpässe, schießt aus der Distanz, bringt sich selbst in gute Abschlusspositionen und er kommt eher über kurze als über lange Dribblings. Ähnlich wie Jamal Musiala fühlt er sich in engen Räumen wohl, findet meist gute Lösungen. 6,14 Aktionen von ihm führen pro 90 Minuten zu einem Abschluss – Bestwert beim FC Bayern.
Vor dem Hintergrund, dass das die erste Saison auf diesem Niveau für den 23-Jährigen war, macht das Lust auf mehr. Gleichzeitig stecken in diesem Satz zwei wichtige Informationen: Olise ist erst 23 Jahre jung und es war seine erste Saison auf diesem Niveau. Gut möglich, dass er beim FC Bayern noch einen Durchhänger erleben wird.
Ebenfalls möglich, dass er ab jetzt einfach durchstartet. Sein Talent ist enorm. Selten war eine derart hohe Ablösesumme beim FCB so gut investiert. Olise ist ein Glücksgriff.
Natürlich gibt es noch weitere Spieler, die man unter Kompany als Gewinner bezeichnen kann. Darunter mit Alphonso Davies ein Spieler, der eine im Kern ähnliche Geschichte hinter sich hat wie Kimmich – wenn auch aus anderen Gründen. Der Kanadier spielte wieder stark auf, verdiente sich eine Vertragsverlängerung und wurde zum Leistungsträger. Im Saisonfinale wurde er wegen einer schweren Verletzung schmerzlich vermisst.
Leon Goretzka kann sich ebenfalls als Gewinner bezeichnen. Zwar zeigte er in den vergangenen Wochen oftmals, warum er als Spielertyp nicht perfekt zum Fußball passt, den Kompany anstrebt. Doch dafür, dass er bereits abgeschrieben war, war seine zwischenzeitliche Remontada nicht weniger als beeindruckend. Auch bei der Nationalmannschaft ist er zurück und sollte Goretzka beim FCB keine Rolle mehr spielen, dürfte die Liste an Interessenten länger geworden sein.
Ein weiterer Gewinner ist Jonas Urbig. Zwar kam der ehemalige Kölner erst im Winter, doch dank einer Verletzung von Manuel Neuer durfte er sich in der entscheidenden Saisonphase beweisen – und tat dies mit sehr wenigen Fehlern und für sein Alter besonderer Abgeklärtheit. Wie es bei ihm weitergeht, ist offen. Sein Start in München lässt sich aber sehen.
Gute Leistungen zeigten auch Josip Stanišić, Eric Dier, Jamal Musiala oder Harry Kane – allerdings in einem für sie erwartbaren Rahmen.
In den kommenden Tagen veröffentlichen wir einen weiteren Artikel, in dem wir uns auf die Verlierer konzentrieren. Wen hättet ihr als Gewinner auf dem Zettel – und wen als Verlierer? Schreibt es uns in die Kommentare.