Rund um den Brustring
·26 janvier 2025
Rund um den Brustring
·26 janvier 2025
In Mainz nimmt sich die Mannschaft nach vier guten oder zumindest erfolgreichen Spielen mal wieder eine ihrer Auszeiten. Das ist einerseits das, was uns noch zur absoluten Spitze fehlt, andererseits bestätigt sich hier mal wieder ein Muster.
Dass wir von ganz unten herkommen und immer noch auf Platz 4 stehen, mit vier Punkten Vorsprung auf einen nicht zur Teilnahme am Europapokal berechtigenden Platz: Geschenkt. Ich will an dieser Stelle nicht unseren Sportdirektor zitieren, aber komplett überraschend kommt ein Punktverlust beim Tabellensechsten jetzt auch nicht. Zumindest nicht, wenn man, ja, die richtige Haltung zu dieser Art Spiel vermissen lässt. Nun muss man an dieser Stelle natürlich differenzieren, damit sich in den Kommentaren nicht die Argumente im ersten Satz stapeln: Dass die Mannschaft am Samstagnachmittag kein gutes Spiel ablieferte, heißt nicht, dass es jetzt bergab geht, oder dass sie grundsätzlich eine falsche Berufseinstellung hat. Und noch weniger heißt das, dass das Spiel gegen Paris am Mittwoch jetzt schon verloren ist. Es bedeutet lediglich, dass die Mannschaft dieses Spiel falsch anging, oder wie Sebastian Hoeneß es formuliert: “Wir können aus dem Spiel ziehen, dass wir am Mittwoch im Großen und Ganzen eine andere Haltung brauchen, wir müssen schon ein paar Prozente mehr herauskitzeln als heute.” Nicht mehr und nicht weniger.
Nun könnte man natürlich einwenden, dass der VfB ja durchaus seine Chancen hatte und das ja auch ganz anders hätte laufen können. Die Beste setzte Deniz Undav nach 13 Minuten daneben, den Rest der Torschüsse muss man leider unter gewollt, aber nicht gekonnt verbuchen. So richtig gefährlich wurde es für den durchaus nicht besonders sicheren Robin Zentner nicht mehr. Was vor allem daran lag, dass sich die Mannschaft nach vier Pflichtspielsiegen am Stück wieder eine Partie gönnte, in der sie dachte, dass alles von alleine klappt. Wir kennen das schon aus der vergangenen Saison, meist folgte auf so ein Spiel die nächste Siegesserie. Und auch in dieser Spielzeit konnt man das beobachten: Der 0:4‑Klatsche in München ließ man Siege in Turin, gegen Kiel und Kaiserslautern sowie ein 0:0 in Leverkusen folgen, auf das 1:5 in Belgrad reagierte man mit Siegen in Regensburg, gegen Union, gegen Bern und in Heidenheim. Und nach dem Heimspiel gegen St. Pauli, in dem man wirklich keinen Stich machte, startete man die gerade wieder beendete Serie aus vier Siegen.
Auch gegen Augsburg wirkte die Mannschaft trotz der vorhergehenden kurzen Winterpause fahrig, hatte sich und den unterm Strich harmlosen Gegner aber am Ende im Griff. Aber Mainz steht nicht aktuell auch nach 19 Spieltagen auf Platz 5 und wenn es eines Symbolbilds für die Mentalitätsunterschiede am Samstag bedurfte, dann war dies der Mainzer Torjubel nach dem etwas glücklich entstandenen 2:0. Von den Schultern der Hausherren fiel in diesem Moment die Last ab, sich für einen kämpferischen Einsatz nicht zu belohnen. Denn verdient war der Heimsieg auf jeden Fall. Man kann sich sicherlich über die Gangart der Mainzer beschweren, aber überrascht darüber muss man nicht sein. Die Mannschaft, das gaben die Verantwortlichen im Anschluss ans Spiel auch zu, wusste genau was sie erwartete. Aber sie war nicht bereit, das anzunehmen.
Das äußerte sich in schlampigen Pässen, überhasteten Abschlüssen und fehlender Lauf- und Zweikampfbereitschaft im Mittelfeld. Meist war ein Mainzer schneller am Ball, häufig wurden Pässe mit sehr viel Zuver- und wenig Übersicht gespielt und vorne nahm man sich die Abschlüsse aus schlechten Positionen und beraubte sich der eigenen Torgefahr. Während dies Probleme waren, die die ganze Mannschaft betrafen, hatten vor allem die Außenverteidiger einen rabenschwarzen Tag und ließen die Mainzer immer wieder gefährlich durchlaufen. Symbolisch für die geistige Trägheit der Mannschaft war auch Atakan Karazors mit Gelb bedachtes Foul im gegnerischen Strafraum nach einem erneut verdaddelten Angriff, welches ihn gegen Mönchengladbach zum Zuschauen zwingt. Der VfB hätte wohl nochmal 90 Minuten spielen können, ihnen wäre nichts besseres eingefallen.
Wie schon gesagt passieren diese “Auszeit”-Spiele nach einem bestimmten Muster und sie passieren — mit Ausnahme des Bayern-Spiels — vor allem gegen Mannschaften, die dem VfB individuell spielerisch unterlegen sind, dies aber durch den richtigen Einsatz und gute Organisation wettmachen können. In solchen Spielen gelingt es dem VfB partout nicht, die eigene Qualität aufs Feld zu bringen und auch eine Halbzeitansprache scheint daran nichts zu ändern. Erst nach Abpfiff reift dann die Erkenntnis, dass das zu wenig war und in der Folge müssen dann unsere nächsten Gegner darunter leiden. Nicht die schlechteste Voraussetzung für das Spiel am Mittwoch also, bei dem sich eine solche Leistung sowieso von vornherein verbietet. Nun heißt es also wieder, sich der eigenen Stärken zu besinnen und die nächste Serie zu starten. Und angesichts dessen, wo wir herkommen und wo wir trotzdem noch stehen ist das doch gar keine schlechte Aussicht.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass resümiert: “Die Gäste hatten zwar ihre Ansätze und zeigten phasenweise spielerische Eleganz, aber gegen die Kompromisslosigkeit und Klarheit der Mainzer fanden sie kein Mittel.”
Titelbild: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images