90PLUS
·28 mai 2025
Premier League: Das waren die Tops und Flops der Saison 2024/25

90PLUS
·28 mai 2025
Die Saison 2024/25 in der Premier League ist vorbei. Während Liverpool im Jahr eins nach Jürgen Klopp souverän den Titel holte, blieben andere große Namen weit hinter den Erwartungen zurück. Im Tabellenkeller bahnt sich zudem ein echtes Problem an.
Nicht nur Liverpool überraschte positiv, auch andere Teams übertrafen die Erwartungen teils deutlich. Vier der traditionellen Big-Six-Teams verfehlten ihre gesetzten Ziele hingegen. Zeit für die Tops und Flops der Saison!
Große Fragezeichen standen dahinter, wie Liverpool in der ersten Saison ohne Erfolgstrainer Jürgen Klopp abschneiden würde. Doch schon früh zeigte sich, dass Vergleiche mit Manchester United oder Arsenal nach den Abgängen von Sir Alex Ferguson und Arsène Wenger völlig fehl am Platz waren. Schon zum Jahreswechsel war der Vorsprung der „Reds“ so groß, dass ihnen der Titel kaum noch zu nehmen war. Aufbauend auf dem Fundament von Klopp verbesserte Slot Liverpool auch ohne Neuzugänge nochmal in allen Mannschaftsteilen. Leichte Veränderungen an der Spielweise ergänzten die funktionierenden Mechanismen perfekt. Dazu spielte Mohamed Salah seine bisher beste Saison und das zentrale Mittelfeld wurde von der Problemzone zur großen Stärke des Teams. Arne Slot zeigte in seiner ersten Saison bei Liverpool, dass er genau die richtige Wahl als Klopp-Nachfolger war!
Foto: Getty Images
Mit dem 20. Meistertitel zog Liverpool mit dem ewigen Rivalen Manchester United gleich. Doch die „Red Devils“ plagten in dieser Saison noch deutlich größere Probleme. Der Niedergang des einstigen Serienmeisters erreichte in der vergangenen Saison einen neuen Tiefpunkt. Nach der Entlassung von Erik ten Hag spielte United unter Ruben Amorim sogar noch schlechter. Sein präferiertes 3-4-3-System passt nicht zum Kader, der ohnehin seit Jahren völlig willkürlich und planlos zusammengestellt wirkt. 1,00 beträgt der Punkteschnitt des Portugiesen in der Liga, der mit Abstand schlechteste aller United-Trainer in der Premier League. Auch der Fokus auf die Europa League blieb letztendlich ohne Ertrag. Das Finale gegen Tottenham Hotspur ging verdient verloren, sodass United nächste Saison ohne die Millionen aus dem europäischen Geschäft den x-ten Umbruch gestalten muss.
Tottenhams Ligasaison verlief zwar noch schlechter, am Ende landeten die Spurs sogar vier Punkte hinter United auf Platz 17. Der ersehnte erste Titelgewinn seit 2008 und die damit verbundene Qualifikation für die Champions League lassen die Saison von Tottenham aber dennoch in einem deutlich besseren Licht dastehen.
Vor der Saison galt Nottingham Forest neben den Aufsteigern als einer der größten Abstiegskandidaten. Doch in 2024/25 gelang es Trainer Nuno Espirito Santo aus der Vielzahl an Spielern, die in den Jahren zuvor geholt wurden, eine gut funktionierende Einheit zu formen. Vom Saisonstart an war klar, dass ein Spiel gegen Forest für jeden Gegner ungemütlich wird. Defensiv stark organisiert und meist im tiefen Block verteidigend schalteten die „Tricky Trees“ nach Ballgewinn blitzartig um. Vorne machten Torjäger Chris Wood, Spielgestalter Morgan Gibbs-White und die pfeilschnellen Flügelspielern Callum Hudson-Odoi und Anthony Elanga aus wenigen Chancen viele Tore. Zwischenzeitlich stand Forest sogar auf Platz zwei und auch, wenn es am Ende der Saison „nur“ für die Europa Conference League reichte, war die Saison ein großer Erfolg.
So beeindruckend der Titelgewinn von Liverpool war, so enttäuschend war es aus Spannungsgründen, wie früh dieser feststand. Vor der Saison rechneten viele mit einem Zweikampf zwischen Manchester City und Arsenal. Beide Teams können jedoch mit ihrer Saison nicht zufrieden sein. Bei den „Gunners“ gibt es zwar auch externe Gründe, wie die vielen Verletzungen und Sperren, allerdings verpassten es die Verantwortlichen um Trainer Mikel Arteta den Kader auf Schlüsselpositionen zu verstärken und die Spielphilosophie weiterzuentwickeln. In der Premier League haben sich viele Gegner auf das flügellastige Offensivspiel eingestellt, sodass Arsenal oft wenig durchschlagkräftig auftritt. Manchester City durchlebte nach einem ordentlichen Start die schlechteste Phase seit Pep Guardiola an der Seitenlinie steht. Zwischen dem zehnten und dem 18. Spieltag gewannen die „Citizens“ nur ein Spiel. Ohne Rodri wirkte vor allem das Mittelfeld alt und langsam, immer wieder lief City in gegnerische Konter, während die Offensive ebenfalls stotterte. Auch wenn es für Arsenal und City am Ende für die Plätze zwei und drei reichte, ist eine titellose Saison dennoch enttäuschend.
In der Saison 2023/24 gab es nur drei Trainerentlassungen, ganz so wenige waren es diesmal zwar nicht. Doch auch in 24/25 wechselten nur sechs Vereine ihren Coach während der Saison. Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass nur zwei Entlassungen einen positiven Effekt hatten: Sowohl David Moyes als auch Vitor Pereira gelang es Everton und Wolverhampton zu stabilisieren. Die anderen Wechsel blieben ohne Wirkung oder hatten sogar negative Folgen. Belohnt wurden hingegen die Teams, die Ruhe bewahrten. Crystal Palace hielt trotz eines ganz schwachen Startes an Oliver Glaser fest, gewann am Ende die erste Trophäe der Vereinsgeschichte und lief in der Liga im gesicherten Mittelfeld ein. Vereine, wie Brentford, Fulham und Bournemouth bei denen es auf dem Trainerposten schon länger Kontinuität gibt, konnten zwischenzeitlich von Europa träumen und spielten teils sehr ansehnlichen Fußball. Auch bei Newcastle zahlte sich trotz einer schwierigen Anfangsphase der Saison das Festhalten an Eddie Howe aus. Am Ende feierten die „Magpies“ den Gewinn des League Cups und die Qualifikation für die Champions League. Selbst Absteiger Ipswich Town hielt an Kieran McKenna fest und kann in der nächsten Saison im Kampf um den Wiederaufstieg auf die Dienste eines jungen, hoffnungsvollen Coaches bauen.
Die letzten beiden Jahre in der Premier League zeigen: Geduld mit den Trainern zahlt sich meist aus!
Im Sommer 2023 streckte Declan Rice im Trikot von West Ham die Conference-League-Trophäe in die Höhe und die Entwicklung der „Hammers“ schien fast zwangsläufig nach oben zu führen. Doch zwei Jahre später muss konstatiert werden, dass die Westlondoner seitdem deutlich mehr Schritte zurück, als nach vorne gemacht haben. 2024 trennte sich West Ham nach einer eher enttäuschenden Saison auf Platz neun stehend von Erfolgstrainer David Moyes. Mit Julen Lopetegui sollte alles besser werden. Doch nach einem halben Jahr war für den Spanier schon wieder Schluss. Trotz zahlreicher teurer Transfers ist, sowohl von den Ergebnissen, als auch den Auftritten kein Fortschritt erkennbar. Der Verein hat keine klare Spielphilosophie und scheinbar keinen Plan, wie es vorangehen soll. Auch unter dem neuen Trainer Graham Potter gab es bisher kaum Anlass zum Optimismus. Am Ende steht mit Platz 14 die zweitschlechteste Platzierung seit dem Wiederaufstieg 2012. Mit den Mitteln, die West Ham hat, ist die aktuelle Entwicklung nicht zufriedenstellend.
Foto: Getty Images
Trotz des früh feststehenden Titelgewinns von Liverpool, ist und bleibt die Premier League auch für die Topteams kein Selbstläufer. Liverpool, Arsenal oder Manchester City gewannen auch gegen die Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte oft eher knapp als sehr deutlich. Es gibt kaum ein Spiel in der englischen Topliga, in dem der Favorit mit nur halber Kraft zum Erfolg kommen kann. Beispielhaft ist der 3:1-Erfolg von Liverpool gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Southampton zu nennen. Auch, wenn das Ergebnis am Ende deutlich aussieht, wurde es keineswegs problemlos eingefahren. Zur Pause lagen die „Reds“ im eigenen Stadion sogar zurück, sodass Slot in der Halbzeit mit einem Dreifachwechsel nachjustieren musste. Die Spieler, die eigentlich geschont werden sollten, mussten allesamt reinkommen oder konnten nicht vorzeitig ausgewechselt werden. Dieses Spiel fand zwischen den beiden Achtelfinal-Duellen mit Paris Saint-Germain statt. Hier zeigt sich auch der Unterschied zu den anderen europäischen Ligen, während Liverpool in nahezu Bestbesetzung gegen den Letzten kämpfen musste, siegte PSG souverän mit einer fast kompletten B-Elf 4:1 bei Stade Rennes. Im Gegensatz zu den anderen Top-5-Ligen ist die Kompetitivität in der Premier League enorm hoch und kein Spiel kann auf die leichte Schulter genommen werden.
Trotz dieser Ausgeglichenheit in den einzelnen Spielen lässt sich feststellen, dass eine besorgniserregende Entwicklung in der Premier League Einzug hält. Zum zweiten Mal in Folge sind die drei Aufsteiger direkt wieder abgestiegen. Zuvor mussten nur einmal in der Geschichte der Premier League alle drei Aufsteiger direkt wieder den Gang nach unten antreten (1997/98). Auch die Punkteausbeute von Southampton, Ipswich und Leicester ist bedenklich. Während Southampton nur einen Punkt mehr holte, als Derby County, die 2007/08 mit elf Punkten den Minusrekord aufstellten, waren auch Ipswich und Leicester chancenlos. Am Ende betrug der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen 13 Punkte. Nie zuvor holten drei Aufsteiger weniger Punkte als die kumulierten 59 Zähler in dieser Saison. Die Kluft zwischen Championship und Premier League scheint immer größer zu werden, sollte sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen, würde dies dem Wettbewerb langfristig massiv schaden. Auch in der nächsten Saison sind die drei Aufsteiger Leeds, Burnley und Sunderland mit großen Abstand die Abstiegskandidaten eins, zwei und drei.