90PLUS
·6 novembre 2024
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·6 novembre 2024
Der neue Modus der Champions League wurde viel diskutiert. Nach dem heutigen Mittwoch ist die Hälfte der Ligaphase vorüber. Viele Teams können dann für sich selbst ein Zwischenfazit ziehen.
Einige ganz grundsätzliche Dinge fallen aber schon jetzt auf. Denn es ist einiges anders in der Königsklasse, in der sich nur acht der 36 Teilnehmer sicher für das Achtelfinale qualifizieren. Es herrscht mehr Abwechslung und das nicht nur, weil jedes Team acht statt drei Gegner (zu je zwei Spielen) bespielen muss.
Denn: Die Elite lässt Federn. In den vergangenen Jahren marschierten die Topteams quasi durch die Gruppenphase. Bayern verlor eine gefühlte Ewigkeit kein Spiel mehr in der Vorrunde, alleine in dieser Saison waren es schon zwei. Teams wie Real Madrid, Manchester City & co. mussten in den letzten Jahren nur an vier von sechs Spieltagen in der Gruppe abliefern, konnten dann oft schon austrudeln lassen. Und klar, nachdem der Spielplan feststand und einige dieser Teams direkt zum Auftakt Siege feierten, mag der ein oder andere schon das gleiche Bild gesehen haben – nur anders verpackt. Doch die Realität in der Champions League ist derzeit eine andere.
Das zeigte auch der gestrige Dienstag wieder. Real Madrid verlor im heimischen Bernabeu mit 1:3 gegen Milan, wirkte dabei phasenweise überfordert und gar nicht auf der Höhe. Manchester City verlor mit 1:4 bei Sporting CP, zehn unkonzentrierte Minuten nach der Pause leiteten das ganze Dilemma ein. Und Juventus spielte 1:1 in Lille, lernte, wie schnell die „Dogues“ umschalten können. Wichtig, um aus diesen einzelnen Ereignissen einen Trend abzuleiten: Es sind keine Einzelfälle.
Nun, in jeder Saison gibt es Außenseiter, die ein wenig aufmucken. Laut werden. Erinnern wir uns an Sheriff Tiraspol gegen Real Madrid, als Beispiel. Aber es handelte sich eher um Einzelereignisse. Der neue Modus begünstigt solche allerdings, weil es mehr Spiele gibt, aber auch, weil die Kräfteverhältnisse nicht so schnell feststehen, alles sehr dynamisch ist. Monaco gewann am ersten Spieltag gleich einmal gegen Barcelona, Sparta Prag holte an Spieltag zwei einen Punkt in Stuttgart, Benfica schoss Atletico mit 4:0 ab, Lille gewann gegen Real Madrid, Aston Villa gegen Bayern.
(Photo by Michael Steele/Getty Images)
Einen Stuttgart-Sieg bei Juventus hatte auch nicht viele auf dem Schirm, ebensowenig ein PSG-1:1 zuhause gegen die PSV. Brest holte ein Remis gegen Leverkusen, Lille gewann bei Atletico. Und heute gibt es wieder die Möglichkeit für vermeintlich „kleinere“ Gegner, etwas gegen die großen mitzunehmen. Und überhaupt: Wer hätte gedacht, dass Real Madrid und Bayern Anfang November gemeinsam schon bei vier Niederlagen in der Champions League stehen?
Acht statt sechs Spiele im neuen Modus absolvieren zu müssen mag zunächst wie eine Banalität klingen, doch es ist ein nicht zu unterschätzender Unterschied. Vor allem nicht in einer Zeit, in der die Profis ohnehin permanent davor warnen, den Kalender noch stärker aufzublähen. Die zwei Spiele mehr sollten auch nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssen als Teil des großen Ganzen gesehen werden. Die Spieler kommen aus einer langen Saison, haben im Sommer womöglich noch ein Kontinentalturnier gespielt, schon zwei Länderspielphasen hinter sich, kaum Pause.
Inmitten dieser Gesamtkonstellation mit einer hohen physischen wie mentalen Belastung kommen noch einmal zwei Spiele mehr dazu, die Gegner in der Champions League sind eher schwerer als vorher in der Gruppenphase und der Druck ist größer, weil man idealerweise unter die Top-8 kommen muss, um sich noch einmal zwei Spiele mehr im neuen Jahr zu „sparen“. Hat man dann noch Verletzungssorgen oder einen im Verhältnis kleinen Kader, ist man anfälliger für Patzer. Und genau das deckt die Königsklasse 2.0 momentan auf.
(Photo by Justin Setterfield/Getty Images)
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