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·8 février 2025

Thees away: Parole Trixi!

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Die Auswärtskolumne von Thees Uhlmann für das Spiel des FC St. Pauli bei RaBa Leipzig. Mit Grüßen an eine Hamburger Punkband und den Leipziger Stadionsprecher. Titelfoto: Stefan Groenveld

Es geht mir zur Zeit sehr gut damit, St. Pauli-Fan zu sein. Das kann sich sehr schnell, ändern, aber zur Zeit ist alles geil. Spätestens seitdem der Trainer beim 0:2 in Heidenheim in die Spielertraube rannte, braun-weiße Kopfnüsse und Fausthiebe verteilte, Gelb wegen OKF bekam und


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„Heidenheim, oh, Heidenheim, jedes Spiel in Bawü war einwandfrei!Heidenheim, mein Heidenheim, bald kommen wir wieder vorbei!“

auf die Melodie von „Butterfly oh Butterfly“ von Danyel Gerard und nicht von Crazy Town sang, habe ich richtig gute Laune.

Das Lächeln von Tommy Molotow

Ich verspüre eine leichte Lust einen Artikel zu schreiben, warum ich schon mal mit dem Stadionsprecher von Rasenballsport Leipzig an einem Tisch in einer Bar gesessen habe und es wirklich ein toller und auch interessanter Abend war. Aber dann ist vielleicht sogar für den lieben Tommy Molotow der Punkt erreicht an dem er mir schreibt: „Herr Kolumnist! Was schreibst Du für einen Irrsinn. Ich habe immer an Dich geglaubt, aber jetzt schwelen mir langsam die Schwielen und das kannst Du Dir nicht leisten und ich kann es mir auch nicht leisten.“

Und wenn selbst der Tommy nicht mehr an dich glaubt, dann hast Du den Bogen überspannt und zu viel Ohm durch den Draht deiner inneren Glühbirne geschickt.Das kann ich und kann keiner wollen. Ist das schön, wenn Tommy Molotow lächelt. Also, Himmel, wenn ich lächel (Alter, ich schreib doch nicht „lächle“. Komm ich aus dem Allgäu, oder was?) sieht das immer noch so aus, als hätte ich mittlere Laune. Aber wenn Tommy Molotov lächelt, dann könnte der internationale Wettbewerbe des Lächelns gewinnen. Form und Funktion in absoluter Symmetrie und Harmonie.

Aber worüber dann schreiben?Kurze Frage in die MT Gruppo und Taktik-Tim sagt: “Best of Thees/Tomte-Konzerte in Laibzschich“Ok, here we go.

  1. Es ist 1996 meine Freundin ist weg und bräunt sich.
  2. Es ist 2001 und Geld und Hoffnung hab ich keins.

Parole Trixi

Es gab die Mähr, dass in Leipzig eine Popmesse stattfinden sollte und da wir die freshe Platte „Eine sonnige Nacht“ draußen hatten und Konzerte von uns 200 Mark kosteten wurden wir gebucht. Hinzu kam, dass die befreundete Riot Girl Band PAROLE TRIXI, die auch aus HH kamen, auch gebucht wurde.

Wir waren quasi Band-Brüder zusammen und unterstützten uns, wo es nur ging. Zum Beispiel mieteten wir den Bus mit dem wir nach Leipzig fuhren. Der Schlagzeuger Elmar von Parole Trixi war damals der schönste Hamburger und wir waren ganz stolz, mit ihm in einem Bus zu sitzen.

Die Band an sich war härter als Black Metal und so cool, wie die Beastie Boys. Es waren wilde Zeiten, denn damals sagten noch Männer im Publikum, wenn Parole Trixi spielten: „Häh? Frauen? Krass!“Wiebusch war auch mit im Sprinter. Klassische 9-er Fahrt.

Seit circa zwei Wochen gab es unsere Plattenfirma Grand Hotel van Cleef, die wir gründeten nachdem wir bei einem Major Label waren um ihnen kettcar vorzuspielen.Der Mann von der Plattenfirma hörte sich das interessiert an und reüssierte, dass das PUR für Alkoholiker ist. Das ist nun wirklich Grund genug eine Plattenfirma zu gründen, die sich um Tomte und Kettcar kümmert.

PUR für Alkoholiker

Wie schön es wäre, wenn kettcar einfach im Vorprogramm von PUR spielen würden einen Abend lang und dann steht da auf den Plakaten natürlich nicht „PUR“ und „Special Guest: Kettcar“ sondern…„PUR“ und „PUR FÜR ALKOHOLIKER“!Oh man, das wäre genial.

Ich meine, dass wäre so eine Kunst Action, dass die Hoschies aus dem Hamburger Bahnhof in Berlin sich mal ganz weit hinten anstellen können, mit ihren Installationen.Also wir rüber nach Leipzig schon am Freitag, weil Marcus und ich einen Vortrag halten sollten, wie und warum man eine Plattenfirma gründet.Unsere Thesen waren glaub ich:

  • Mach mal lieber nicht!
  • Wie macht man nochmal das  @-Zeichen auf der Tastatur?
  • Eh, Uhlo. Hol mal das W-Lan Kabel
  • die vegetarische TK-Lasagne vom Lidl schmeckt auch dann super, wenn sie innen noch gefroren ist.
  • Crazy Taxi kann man durch spielen. Muss man sich halt während der Arbeitszeit auch mal ein wenig Mühe geben.

Das kam bei den Sachsen riesig an. Ostdeutsches, jungfräuliches Unternehmertum gepaart mit westdeutscher, depressiver Ader. „Mach mal Halbleiter!“, raunte ich Marcus auf dem Panel zu und wir kicherten leise.

Es war wirklich toll in Leipzig zu sein. Ich meine, wie viel mir das bedeutet hat, dass uns irgendjemand wahrnahm. Andere Leute fahren nach Leipzig um sich die Stadt anzuschauen. Ich fuhr nach Leipzig, um auf meiner verstimmten Gitarre ausgedachte Lieder zu singen. Das liest sich ja immer noch wie der absolute Hammer.

Corona und Kraftklub

Und es gab Corona. Also nicht die Krankheit. Die kam erst Jahre später.Am nächsten Tag fuhren wir nach Chemnitz. Also nicht wegen Kraftklub. Die kamen erst Jahre später.

Ich weiß original nichts mehr. Nur, dass wir in einem Keller spielten, der so dunkel war, dass wir wirklich unsere kleinen Händchen nicht auf dem Griffbett sehen konnten und das wir nach dem Konzert im Hinterhof im Nieselregen Dosenbier um ein brennendes Ölfass tranken.

Ich ärgere mich wegen meiner eigenen Kleingeistigkeit. Wie schön es wäre, wenn ich noch wissen würde, dass wir uns eine Stadt im Wandel angeschaut haben und ich darüber Tagebuch geführt hätte. Aber vermutlich war ich einfach die ganze Zeit zu nervös und so angstvoll, als dass ich mich ernsthaft um das Leben hätte kümmern sollen und können.

Am nächsten Tag wieder zurück nach Leipzig. Wir sollten als erste Band und Parole Trixi als zweite Band spielen. Damals dachte ich noch: „Geil! Wir spielen als erstes!“ Heute weiß ich, dass wenn man Sonntagmittag als erste Band auf einer Open Air-Bühne spielt, hat das zwei Gründe:

  1. erstens kann man da noch nicht so viel Unheil anrichten, weil noch keiner da ist und
  2. zweitens sind alle froh, dass es schon früh vorbei ist.

Und die Leute hatten ja auch recht.

Verschenkte CDs und keine Schlägerei

Ich habe keine Ahnung, wie ich da durchgekommen bin und kann nur dankbar sein, dass alle Menschen, die damals in unserer Reisegruppe waren, mich immer noch begrüßen würden, wenn wir uns auf der Straße treffen würden. Ich weiß nicht, ob ich mich begrüßen würde.Aus Angst vor der drohenden Woche mit Altenpflege und Uni, Nervosität und Langweile, gab es natürlich sofort wieder was zu trinken und ich erinnere mich, dass ich damals manchmal einfach grundlos angefangen hab zu weinen. Wir verkauften sechs CD´s und verschenkten 30.Und ich schwöre, dass das so ca. wahr ist.

Wir fuhren zurück und hielten an einer Raststätte an. Um mich zu spüren, grölte ich auf dem Rastplatz durch die Gegend. Weiter hinten stand ein anderer 9er mit sportlich motivierten Fußballfans eines Vereines, die dem FC St. Pauli kritisch gegenüber stehen.Wankend und grölend ging ich in ihre Richtung. Denn ich fand, dass es endlich Zeit war, die erste Schlägerei meines Lebens zu verlieren.Sie zuckten mit den Schultern, stiegen ein und fuhren weg.

Ob das jetzt Flucht oder Mitleid war, kann ich nicht entscheiden. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.Nach 90 Stunden kamen wir wieder in Hamburg an und ich dachte: „Hmmh, das müsste man eigentlich alles mal aufschreiben, was passiert ist an dem Wochenende.“Ich grüße alle, die in dem Bus mitgefahren sind und schließe Euch in mein Abendgebet ein.

Genau so alle, die nach Leipzig auswärts fahren.Ich finde das sackgeil von Euch, dass Ihr Euch die Zeit, die Kosten und die Nerven nehmt, Euch mit dem FC St. Pauli den Sonntag um die Ohren zu schlagen.Und ich grüße den Stadionsprecher von Rasenballsport Leipzig. Und wisst Ihr warum? Weil das garantiert noch niemand in Deutschland geschrieben hat. Genial!

Kommt mir gut nach Hause!Unterwegs Fotos an info@ghvc.de.// Thees

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