Löwenmagazin
·31 octobre 2024
Löwenmagazin
·31 octobre 2024
Eine hochverschuldete Profifußball KGaA. Ein Präsident, der gerne mit diesem Unternehmen konsolidieren möchte. Eine Wirtschaftsprüfung, die einen harten Konsolidierungskurs verhindert. Ein Aufsichtsrat, der die Konsolidierung zusätzlich bremst. Ein Kommentar.
Man könnte meinen, dass für viele Löwenfans nur Weiß und Blau die vorherrschenden Farben sind. Doch bildlich gesprochen, gibt es meist nur Schwarz/Weiß. Es gibt die Guten und die Bösen. Je nachdem aus welcher Perspektive man es sieht und welchen Einflüssen man folgt. Vieles wird so hingedreht, dass man klubpolitisch die Oberhand bekommt. Oder zumindest gefühlt die Oberhand bekommt, denn das Ping-Pong-Spiel zwischen den Fronten keine Sieger hervor. Nur eine endlose Dauerschleife. Wir versuchen deshalb immer wieder einzelne Themen einzuordnen. So zum Beispiel auch die Thematik des sogenannten “Konsolidierungskurs”. Die Frage: Ist der Konsolidierungskurs gescheitert?
Die Profifußball KGaA hat, wenn es nicht außergewöhnliche Sondereinnahmen gibt, wie zum Beispiel der Verkauf eines Spielers oder ein unerwarteter Erfolg im DFB-Pokal, jedes Jahr ein Defizit zu beklagen. Dieses Defizit wird durch beide Gesellschafter ausgeglichen. Der TSV München von 1860 e.V. schreibt hierzu: “Nach dem Aufstieg in die 3. Liga beteiligte sich unser Mitgesellschafter mit seinen Unternehmen HAM International und H.I. Squared International in den vergangen Jahren in Summe in etwa gleicher Höhe an den Ausgaben der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA wie der gemeinnützige Verein die Nachwuchsausbildung im Leistungsfußball finanzierte.” Das Ziel des Konsolidierungskurses ist dabei, Schritt für Schritt dieses Defizit zu verringern. Im Idealfall kann die Profifußball-Gesellschaft ihre Ausgaben über die Einnahmen aus Sponsoring, TV-Geldern, Transfererlösen und Ticketing decken. Bis dahin ist jedoch noch ein langer Weg.
So weit so gut. Doch was passiert, wenn es Sondereinnahmen gibt wie zum Beispiel beim Verkauf von Leandro Morgalla? Grundsätzlich ist festzuhalten, dass dann erst einmal die hinterlegte Sicherheit von Hasan Ismaik bedient werden muss. Das heißt: Ismaik kann dieses Geld einfordern oder aber er entscheidet, dass das Geld im Sicherheitspaket bleibt und er dann, sofern es keine weiteren Sondereinnahmen gibt, er zukünftig weniger ausgleichen muss. 2023 entschied der Aufsichtsrat unter Führung von Saki Stimoniaris hingegen, das Sportbudget um eine Million zu erhöhen. Unser Information nach war Hasan Ismaik davon wenig begeistert. Der e.V. stimmte im Aufsichtsrat sogar dagegen. Man kann es aus zweierlei Sicht sehen. Natürlich dachte Stimoniaris, dass der TSV unter der Führung des damaligen Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer und dem damaligen Trainer Maurizio Jacobacci mit dieser Budget-Erhöhung aufsteigen könne. Dann hätte sich diese Investition natürlich ausgezahlt. Der e.V. hingegen wollte lieber das Risiko nicht eingehen und die Sondereinnahmen langfristig verwenden. Jeder Fan mag für sich entscheiden, wie er entschieden hätte.
Ein Jahr später muss Hasan Ismaik wieder das Sicherheitspaket erhöhen. Er verpflichtet sich, die Profifußball KGaA weitere zwei Jahre abzusichern. Dieser Zeitraum ist für die Fortführungsprognose vorgeschrieben. Das er dieses Sicherheitspaket wieder bedienen muss, war klar. Hätte Saki Stimoniaris im Aufsichtsrat vergangenes Jahr nicht gegen den Willen des e.V. für eine Erhöhung des Budgets gestimmt und hätte man die Sondereinnahmen in die aktuelle Saison mitgenommen, müsste Ismaik das Sicherheitspaket definitiv in deutlich geringerer Höhe wieder auffüllen. Die zu erbringende Sicherheitsleistung fällt aber auch deshalb höher aus, weil es in dieser Saison aufgrund vom Wegfall von Sponsoren mit weniger Einnahmen zu rechnen ist. Das hat auch Präsident Robert Reisinger gegenüber der Abendzeitung klargestellt.
Ist der Konsolidierungskurs nun gescheitert? Nein, aber er ist sicherlich nicht so einfach durchzusetzen, wie man als Außenstehender denkt. Würde man tatsächlich ausschließlich mit den Einnahmen arbeiten, die durch Sponsoren, Spielerverkäufe, Ticketing, etc. reinkommt, dann würde man keine positive Fortführungsprognose bekommen. Weil man seitens der unabhängigen Wirtschaftsprüfer einen Abstieg verhindern möchte und deshalb ein Mindestbudget für den Kader festgelegt hat. Andere Klubs, die diese positive Fortführungsprognose nicht ständig bestätigen müssen, weil sie keine derartige Schuldenlast haben, können auch mit weniger Budget ihren Kader aufstellen. Bei den Löwen geht aber nicht. Ein harter Konsolidierungskurs ist also in der 3. Liga gar nicht möglich.
Außerdem ist da eben auch noch HAM International mit der Mehrheit im Aufsichtsrat. Entscheidet man dort, dass man das Budget über die positive Fortführungsprognose hinaus noch einmal erhöhen will, kann man sich nicht dagegen wehren. Vor allem auch deshalb nicht, weil ja das Ganze durch Hasan Ismaiks Sicherheitspaket abgesichert ist. Und zum Beispiel die Erhöhung des Budgets durch Stimoniaris zu Lasten von Ismaik geht.