SV Werder Bremen
·28 avril 2025
"Wir wollen nicht nur teilnehmen, wir wollen gewinnen"

SV Werder Bremen
·28 avril 2025
Hanna Németh kann den Anpfiff des DFB-Pokalfinals kaum erwarten (Foto: WERDER.DE).
In wenigen Tagen spielen die Werder-Frauen Geschichte. Erstmals treten die Grün-Weißen im Finale des DFB-Pokals in Köln (01.05.2025, 16.00 Uhr) an. Dabei wollen die Werderanerinnen ihre Pokalreise mit dem Titel krönen. Wie Innenverteidigerin Hanna Németh den Weg ins Finale erlebt hat, was dafür nötig ist, um als Underdog den FC Bayern München zu schlagen, und was die Verteidigerin später ihren Enkelkindern noch erzählen wird, verrät sie im Interview mit WERDER.DE.
WERDER.DE: Moin Hanna, drei Tage noch bis zum Pokalfinale. Wie groß sind Vorfreude und Aufregung mittlerweile?
Hanna Németh: Riesig. Wir denken jeden Tag an das Finale. Es ist unsere Chance, etwas ganz Großes zu erreichen. Lina hat für uns ein Puzzle geholt, das liegt bei uns in der Kabine. Es ist ein Bild von unserem Halbfinalsieg in Hamburg. Wir setzen jeden Tag ein paar Teile zusammen. Wir freuen uns sehr, es ist sehr geil, dass das Spiel langsam näherkommt.
WERDER.DE: Wie gehst du persönlich damit um?
Hanna Németh: Ich genieße es. Die Chance, im Pokalfinale um den Titel zu spielen, gibt es vielleicht nur einmal im Leben. Ich freue mich sehr, dass meine Eltern extra kommen und in Köln dabei sein werden, genauso wie viele Kollegen und Freunde von mir. Ich habe von vielen, denen Bremen am Herzen liegt, gehört, dass sie auch schon aufgeregt sind. Wir müssen das genießen, aber trotzdem einen klaren Kopf bewahren.
Die Vorbereitungen für das Finale laufen auf Hochtouren (Foto: W.DE).
WERDER.DE: Du hast das Puzzle und die Stimmung in der Kabine eben schon angesprochen. Wie ist die Atmosphäre in der Mannschaft denn und hat sich seit dem Finaleinzug was verändert?
Hanna Németh: Wir sind noch etwas fokussierter, alle geben im Training ihr Bestes, um sich zu zeigen. Thomas hat sich Bayern schon einige Male live im Stadion angeschaut, um uns bestmöglich auf das Spiel vorzubereiten. Man merkt, dass eine große Aufgabe vor uns liegt. Als Mannschaft reden wir über Taktik, wir haben Plan A und Plan B zur Hand. Mental muss man sich aber allein vorbereiten. Ich hoffe, dass wir es am Ende auf den Platz bringen und das Spiel für uns entscheiden können.
WERDER.DE: Wie bereitet man sich denn mental auf so ein Spiel vor?
Hanna Németh: Ich arbeite gern mit Visualisierung. Wir wissen, dass das Stadion voll sein wird. Es ist ein ganz anderes Gefühl – man ist besonders aufgeregt und kann sich gegenseitig nicht hören. Ich versuche, immer kleine Kontaktmomente mit meinen Mitspielerinnen herzustellen, sodass wir uns in die Augen schauen. Dann weiß ich: Wir sind füreinander da. So fühlt es sich wieder an wie ein normales Spiel und es ist egal, wie viele Fans im Stadion sind und worum wir spielen. Wir müssen unser Bestes geben. Daran muss man sich immer wieder erinnern.
WERDER.DE: Im Halbfinale habt ihr die Atmosphäre eines ausverkauften Stadions schon einmal erlebt. Wisst ihr jetzt, was auf euch zukommt oder ist ein Finale nochmal etwas komplett Anderes?
Hanna Németh: Es ist für uns wahrscheinlich niemals gewöhnlich, in einem ausverkauften Stadion zu spielen. In Köln haben wir letztes Jahr schon einmal vor 30.000 Leuten gespielt, aber ich glaube, das Finale wird nochmal etwas anderes. Es kommen viele Fans aus Bremen mit. Ich möchte die Atmosphäre genießen, muss mich aber gleichzeitig ausschließlich auf das Spiel fokussieren. Ich weiß, dass es wieder eine Doku geben wird, da kann ich mir später alles nochmal anschauen.
WERDER.DE: Nimm uns mal mit, wie hast du das Spiel in Hamburg erlebt?
Hanna Németh: Unsere Pokalreise hatte viele geile Geschichten, Hamburg war aber ganz besonders. Es war bis jetzt das beste Spiel und die beste Erinnerung in meiner Karriere und das erste Mal, dass ich mich wie eine richtige Profifußballerin gefühlt habe. Im ganzen Stadion waren so viel Leidenschaft und Emotionen. Es ging um Tradition, um die große Rivalität zwischen den Vereinen und dazu ums Pokalfinale. Wir haben es geschafft, nach 120 Minuten Kampf und nur noch mit zehn Spielerinnen – das ist eine Geschichte, die kann ich später meinen Enkelkindern erzählen. Die schönsten Momente waren natürlich die Tore und wie wir danach mit den Fans im Gästeblock gefeiert haben. Ich hoffe, dass wir solche Momente nochmal zusammen erleben können.
"Wenn man Pokalsieger werden will, muss man auch Bayern schlagen."
Hanna Németh
WERDER.DE: Du hast gesagt, dass die ganze Pokalreise bis hierhin besonders war.
Hanna Németh: Zuerst haben wir bei Arminia Bielefeld gespielt, in einem Mix aus den Pokaltrikots und den Auswärtstrikots. Das war aber egal, wir wussten, wir müssen bestehen, und haben souverän gewonnen. Danach kam Fortuna Köln. Ich erinnere mich, dass ich direkt danach zur Nationalmannschaft fliegen musste. Sobald das Spiel abgepfiffen war, musste ich vom Feld direkt in ein Taxi steigen. Ich habe sehr gehofft, dass es keine Nachspielzeit oder Elfmeterschießen gibt, damit ich meinen Flug bekomme. In Leverkusen mussten wir wirklich kämpfen – sie waren die Favoriten. Wir haben das aber souverän gemacht, hatten ein bisschen Glück und haben das 1:0 am Ende über die Zeit gebracht. Zum HSV-Spiel habe ich ja schon alles gesagt. Jetzt kommt Bayern. Wenn man Pokalsieger werden will, muss man auch Bayern schlagen. Wir können das schaffen.
WERDER.DE: Favoritenrolle ist ein gutes Stichwort: Gegen Bielefeld, Fortuna Köln und Hamburg wart ihr allein wegen der Ligazugehörigkeit der Favorit, gegen die Bayern jetzt der klare Underdog. Ändert sich deswegen in der Herangehensweise was?
Noch ein letzter Schritt bis zum großen Ziel (Foto: WERDER.DE).
Hanna Németh: Wir wissen, dass wir wahrscheinlich mehr verteidigen müssen als in den Spielen zuvor und wahrscheinlich weniger den Ball haben werden. Wir müssen kompakt stehen, konzentriert und in Top-Form sein. Anders geht es nicht. Wir wollen nicht nur am Finale teilnehmen, wir wollen den Pokal gewinnen.
WERDER.DE: Was erwartet euch gegen den amtierenden und neuen Deutschen Meister für eine Aufgabe?
Hanna Németh: Bayern wird Fehler von uns bestrafen, das wollen wir verhindern. Ich erwarte eine geile Stimmung und hoffe, dass es ein geiles Spiel wird mit Chancen auf beiden Seiten. Wir müssen das Spiel so lange es geht offenhalten, dann ist alles möglich.
WERDER.DE: Freust du dich darauf, Michelle Ulbrich wiederzusehen?
Hanna Németh: Ja, das ist eine weitere tolle Geschichte. Das wird für sie und für uns emotional. Ich hoffe, dass sie zum Einsatz kommt und sich am Ende wünscht, in Bremen geblieben zu sein, wenn wir das Spiel gewonnen haben.
WERDER.DE: Mal ganz ehrlich: Stellt man sich das zwischendurch schon mal vor, wie das wäre, den Pokal am Ende in den Kölner Himmel zu strecken?
Hanna Németh: Wir haben nicht darüber gesprochen, aber ich glaube, wir haben das Bild, wie wir gemeinsam feiern, alle im Hinterkopf. Wir müssen vorher aber 90 Minuten oder länger spielen und kämpfen. Nur so können wir erfahren, wie sich das anfühlt.
WERDER.DE: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg im Finale. Holt den Pokal nach Bremen!
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