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liga3-online.de
·25 Februari 2025
Fünf Gründe für die Trendwende von Rot-Weiss Essen
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·25 Februari 2025
13 Punkte aus fünf Spielen: Rot-Weiss Essen ist das Team der Stunde und hat in kürzester Zeit den Sprung von den Abstiegsplätzen geschafft. liga3-online.de nennt fünf Gründe für die Trendwende der Essener.
An der Hafenstraße waren nicht wenige Fans skeptisch, als Uwe Koschinat zum Nachfolger von Christoph Dabrowski bestimmt wurde. Nach den letzten Flop-Stationen in Bielefeld und Osnabrück war mehrfach die Rede davon, dass der 53-Jährige seit seiner Zeit bei Fortuna Köln, spätestens aber nach einem Zweitliga-Klassenerhalt mit Sandhausen, keinen Erfolg mehr hatte – gerade im Abstiegskampf. Und dann gab es auch noch zwei Niederlagen in drei Partien zum RWE-Einstieg. Doch mittlerweile hallen die "Uwe, Uwe"-Sprechchöre durchs Stadion, denn Koschinat zeigt, dass seine Art zu einem Revierklub wie Essen passen kann.
Weil sich auch der Cheftrainer an seine Mannschaft anpasste. Mit einer Umstellung von Vierer- zu Dreierkette im Offensivspiel setzte Koschinat einen entscheidenden Impuls. Gegen den Ball wird die Formation dann zur kompakten Fünferkette. Gerade über die Außenbahnen brachte der 53-Jährige viel mehr Tempo ins lahmende Spiel der Essener, zudem implementierte er ein besseres Umschaltspiel. Was anfangs viele nicht erwartet haben: Koschinat trifft mit seiner breitgefächerten Wortwahl auch den Geschmack der Spieler – so entsteht gerade eine Einheit bei RWE.
"Das Spiel ausbremsen" und "den Gegner zum Erliegen bringen" – das waren die Ideen, die der Cheftrainer seiner Mannschaft zuletzt gegen einen spielstarken Gegner wie Ingolstadt an die Hand gab. Anschließend spielte RWE zum ersten Mal unter Koschinat zu Null, was die vorläufige Krönung einer stabilisierten Abwehr darstellt. In den ersten 20 Spielen der Saison kassierte der Revierklub satte 36 Gegentore, was im Schnitt schon 1,8 Treffer pro Partie bedeutete. In den letzten fünf Partien folgten nur noch vier weitere Gegentreffer – und das macht nur noch 0,8 Gegentore pro Spiel.
Sich "noch stärker aufs Verteidigen zu konzentrieren" und "viele Zweikämpfe zu organisieren" gehöre für Koschinat definitiv weiter zur Herangehensweise, was noch einmal die Deckungsgleichheit mit den Erwartungen der RWE-Fans verdeutlicht. So sagt auch der 53-Jährige: "Wir wollen uns niemals den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass man nicht alles raushaut. Das spüren die Menschen hier besonders. Für mich ist es auch besonders, einen Klub im Pott zu trainieren." Denn Mentalität und Philosophie seien beim Cheftrainer ähnlich.
Neben Koschinat ist wohl Klaus Gjasula das beste Beispiel für die neue Herangehensweise der Essener. Der 35-jährige Mittelfeldspieler ist Rekordträger in der Bundesliga, sammelte so viele gelbe Karten in einer Saison wie nie ein Profi zuvor. Auf der Sechs kommt Gjasula seinen Aufgaben als Abräumer mit all seiner Erfahrung nach, gilt als Beißer, Kämpfer und Krieger in der Defensive.
Aber gleichzeitig auch als Denker und Lenker – oder zusammenfassend als Organisator, der in die Fußstapfen von Vinko Sapina tritt. Als Spieler, aber auch als Charakter. Bezeichnend ist daher, dass RWE mit Gjasula auf dem Rasen noch nicht verlor. Denn beim 0:2 gegen Aachen fehlte der 35-Jährige krankheitsbedingt.
Schon in der letzten Spielzeit fehlte RWE der Torjäger, der im zweistelligen Bereich treffen konnte. Mit Cedric Harenbrock (acht Tore), Marvin Obuz (sieben Tore) und Isaiah Young (fünf Tore) gingen drei der fünf besten Torschützen im Vorjahr – und mittlerweile ist auch Leonardo Vonic (neun Tore) weg.
So ergab sich die Offensive als große Baustelle in der Hinrunde, denn 23 Tore waren zu wenig für konstante Ergebnisse. Gerade dann, wenn man zwei 3:1-Siege und einen 4:0-Erfolg ausklammert. So fielen in drei Partien zwar zehn Tore, aber in den anderen 16 Spielen nur 13 Treffer. Nun waren es schon 13 Tore in sechs Rückrunden-Partien. Mehr sogar noch: In den letzten fünf Partien traf kein Team häufiger als RWE.
Resterampe, Söldnertruppe, charakterloser Haufen – im Laufe der Hinrunde musste sich die Mannschaft nach biederen Auftritten einiges anhören. Gerade nach der 0:2-Niederlage am Aachener Tivoli war auch Koschinat von der Art und Weise seines Teams bedient. "Wir brauchen eine ganz andere Körpersprache, einen ganz anderen Rhythmus auf dem Feld, viel mehr Sprintintensität und viel, viel mehr Männlichkeit", forderte der 53-Jährige, der daraufhin das Feuer in der Mannschaft entfachte.
RWE scheint den Ernst der Lage erkannt zu haben, was die direkte Reaktion im Spiel gegen Hannover 96 II (5:1) zeigte. Drei Punkte stand der Revierklub hinter dem rettenden Ufer, nun steht Essen zwei Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz. Jetzt auch noch mit Rückenwind.