REAL TOTAL
·30 Maret 2025
Gülers größte Hürde ist die Position

REAL TOTAL
·30 Maret 2025
Arda Güler wird bei Real Madrid nicht ideal eingesetzt – REAL TOTAL-Grafik: Getty Images
MADRID. Der Knoten ist geplatzt – der in LaLiga jedenfalls. Satte dreieinhalb Monate sollte es letztlich dauern, bis Arda Güler am Samstag auch in der Primera División mal wieder einer Anfangsformation von Real Madrid angehörte. Zuvor war er von Trainer Carlo Ancelotti zuletzt am 14. Dezember beim 3:3 auswärts gegen Rayo Vallecano zu einem Einsatz von Beginn an berufen worden. Lange ist‘s her.
Zwischenzeitlich reichte es für den talentierten Türken auch nur dreimal zur Startelf, jeweils in der Copa del Rey. Seine bisherige Saison, die zweite als Königlicher, verläuft trotz seines mit 20 Jahren immer noch ziemlich jungen Alters ernüchternd. Nach den teilweise fulminanten Duftmarken in der Schlussphase der vergangenen Spielzeit waren die Erwartungen für Jahr zwei entsprechend hoch.
Güler fällt im Vergleich zu seinen Mitspielern nicht dramatisch ab, weiß aber selten herauszustechen, sich für mehr zu empfehlen. Ähnlich nun beim 3:2 gegen den CD Leganés, gegen den er 62 Minuten lang mitwirkte, unter dem Strich ordentlich performte (43 von 46 erfolgreiche Pässe, vier kreierte Chancen, Elfmeter herausgeholt), aber eben kein Bewerbungsschreiben abgeben konnte, beispielsweise am Dienstag im Rückspiel des spanischen Pokal-Halbfinals gegen Real Sociedad direkt wieder als einer von elf Profis aufzulaufen. Alles wie immer, könnte man meinen.
Und das gilt genauso auch für die Rolle, die Ancelotti und dessen Trainerstab ihm aufoktroyieren: die des rechten Flügelspielers. Alles andere als ideal, lässt sich konstatieren. Einen Güler gibt es bei dem weißen Ballett seit geraumer Zeit in der Regel nur noch dort, wenn es ihn überhaupt mal gibt. Es erhärtet sich der Eindruck: Diese Position wird ihn bei Real in der Form nicht entscheidend weiterbringen, ihm nicht zum Durchbruch verhelfen – von der großen Konkurrenz in der Offensive mal abgesehen. Selbst regelmäßigere Einsätze wären vor diesem Hintergrund schon ein Erfolg. Die geringer gewordene Spielpraxis ist sicherlich auch auf die Positionsproblematik zurückzuführen.
Ancelotti ließ die Öffentlichkeit unlängst wissen, dass Güler bei Real für die rechte Seite oder das Zentrum in Frage kommt. Damit entweder sein starker linker Abschluss genutzt wird, indem er nach innen zieht, oder seine Stärken im Passspiel ausgeschöpft werden. Die Spielmacher-Position, die einen höheren Einflussbereich mit sich bringt, bleibt ihm allerdings wiederholt verwehrt. So steht er diese Saison lediglich bei drei Toren und fünf Vorlagen in 31 Einsätzen.
Bezeichnend: Anfang Februar hatte sich in der Copa gegen Leganés eine seltene Chance geboten. Güler zentral, Brahim Díaz rechts, Rodrygo Goes links? Nein, stattdessen wählte „Carletto“ ein 4-3-3: Brahim auf der für ihn ungewohnten linken Achter-Position, der Youngster abermals rechts.
Wenn man einen seiner einstigen Fenerbahçe-Trainer fragt, stößt das auf Unverständnis. Vítor Pereira, der Gülers Profi-Anfänge in Istanbul miterlebt hatte, sagte bei THE COACHES‘ VOICE: „Er wollte ein Protagonist sein, immer den Ball haben, ein Tor schießen, einen letzten Pass geben. Für mich ist er nur schwierig jemand, der auf dem Flügel spielen kann. Er hat diese Eigenschaften nicht, ist kein Eins-gegen-Eins-Spieler, nicht schnell. Er hat eine schnelle Auffassungsgabe, sieht etwas, das andere nicht sehen können. Und er ist technisch sehr stark. Aber er sollte meiner Meinung nach immer im Zentrum des Spiels stehen.“
Dort, wo er gegen Jude Bellingham aber kaum eine Chance hat – und haben wird. Der Engländer ist ja auch erst 21. Selbst er muss sich taktischen Anweisungen mittlerweile verstärkt unterordnen, da Real in Spitzenspielen grundsätzlich wieder in einem flachen 4-4-2 agiert und Bellingham dabei auf die linke Seite im Mittelfeld ausweicht. Insofern scheint im Falle von Güler auch nur bedingt Hoffnung auf eine 180-Grad-Wendung zu bestehen. Hinzu kommt auch, dass es das 4-3-3, in dem ihm eine Achter-Rolle liegen könnte, unter Ancelotti im Prinzip nicht mehr gibt.
Seine größte Hürde scheint bei Real die Position zu sein. Und er wird womöglich nicht drumherum kommen, die rechte Seite auf seine eigene Art zu interpretieren, um in Madrid Fortschritte zu erzielen. Einen Rat kann er sich ja vielleicht von Kylian Mbappé abholen, dem wegen Vinícius Júnior auf der linken Außenbahn keine andere Wahl blieb, als mit der Mittelstürmer-Rolle warm zu werden.
Federico Valverde über Güler
„Er hat eine große Zukunft hier bei Real Madrid vor sich und alle Qualitäten, um ein Idol zu werden, seine Spuren zu hinterlassen. Ich habe das gleiche durchgemacht. Die Mehrheit der jungen Spieler musste sich verleihen lassen oder erstmal auf der Bank sitzen und viele Spiele abwarten. Er ist es schon, aber alles hat einen Grund, einen Sinn.“
Güler, so viel steht fest, will seinen Traum, in der spanischen Hauptstadt ein Großer zu werden, nicht einfach so über Bord werfen. „Real Madrid hat mir einen Plan aufgezeigt und ich glaube noch immer an ihn. Ich bin mir sicher, dass ich erfolgreich sein werde. Ich kam, um zu spielen und ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft zu sein. Und ich werde nicht aufzuhören, dafür zu kämpfen, bis ich es geschafft habe“, gab er erst kürzlich zu verstehen.
Arda Güler ist fest entschlossen, bei Real Madrid den Durchbruch zu schaffen. Der 20-jährige... weiterlesen
Und wenn es ihm misslingt? An Alternativen würde es ihm sicherlich nicht mangeln. Mit Aston Villa hat erst neuerdings ein Klub aus der Premier League und aktueller Champions-League-Viertelfinalist sein Interesse bekundet. Sportdirektor Monchi sagte bei RADIO MARCA: „Er ist ein Spieler, der für Aston Villa attraktiv sein könnte, weil wir auf dieser Position gesucht haben. Wir suchen mehr oder weniger das Profil zwischen den Linien. Einen, der als Zehner und auch auf der Außenbahn spielen kann, wenn er nach innen zieht.“ Lieber als Zehner, wenn es nach Güler geht – und lieber in Madrid …
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