Starke Gegner und Smith-Statement gegen die Negativspirale | OneFootball

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·22 Oktober 2024

Starke Gegner und Smith-Statement gegen die Negativspirale

Gambar artikel:Starke Gegner und Smith-Statement gegen die Negativspirale

Nur vier Punkte hat der FC St. Pauli nach sieben Spielen auf dem Konto. Für den Klassenerhalt ist das zu wenig. Doch es gibt Hoffnung und gute Nachrichten.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Auch bei der knappen 1:2-Niederlage in Dortmund hatte der FC St. Pauli alles andere als schlecht gespielt. Es fehlte erneut an Kleinigkeiten, um sogar den hoch gehandelten Dortmundern Punkte abzuknöpfen. Doch daraus wurde nichts. Wieder mal. Auf die stumpfe Frage „Woran hatt et jelehgn?“ gibt und gab es eigentlich bei jeder Saisonniederlage des FC St. Pauli die gleiche Antwort: Weil das fehlerlose Spiel wieder nicht gelungen ist und diese Fehler nunmal eiskalt bestraft werden.


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Dabei muss aber mal etwas aufgeräumt werden: Die Hauptursache des fehlerbehafteten Spiels des FC St. Pauli ist nicht primär die eigene Defensive. Elf Gegentore aus sieben Spielen sind kein Problem, im Gegenteil: Nur vier Clubs in der Bundesliga haben sich weniger Treffer gefangen. Nur fünf Clubs haben Torschüsse mit einem niedrigeren xG-Wert zugelassen (interessant: Gegen vier dieser Clubs hat der FCSP bereits gespielt… später mehr dazu). Nur sechs Clubs haben weniger Torschüsse zugelassen. Klar, den Gegentoren gehen immer eigene Fehler voraus. Das tun aber alle Gegentore, also auch jene, die sich der Gegner fängt. Und gemessen an Gegentreffern, zugelassenen Torschüssen und xG-Werten ist die Defensive des FC St. Pauli eher wenig fehleranfällig. Vielmehr machte sie bisher sogar einen starken Eindruck.

The Great Song Of Ineffizienz

Wenn man sich also damit befassen möchte, in welchen Bereichen der FC St. Pauli Luft nach oben hat, dann sollte sich der Blick auf die Offensive richten. Die Anzahl an Torabschlüssen ist nicht überragend, aber okay: Sieben Clubs erzeugten weniger Torschüsse pro 90 Minuten als der FCSP. Doch der Ertrag passt nicht mit dem Aufwand zusammen: Fünf Treffer nach sieben Spielen bedeuten die schwächste Offensive der Liga. Gemessen am eigenen xG-Wert (Wyscout: 7,0, Bundesliga.de: 7,4 – je nach Anbieter der niedrigste oder drittniedrigste Wert der Liga) ist die Anzahl der erzielten Tore rund zwei Treffer niedriger als zu erwarten wäre.

Gemessen an der ineffizienten Nutzung der eigenen Torchancen ist der FCSP fast das Schlusslicht der Bundesliga. Nur Bayer Leverkusen hat eine etwas schlechtere Bilanz. Allerdings mit dem Unterschied, dass ihr xG-Wert rund dreimal so hoch ist (21,1) und sie damit „nur“ 18 Treffer erzielt haben. Das sind Zahlen, von denen der FC St. Pauli nicht einmal zu träumen wagt. Umso wichtiger wäre es, wenn die wenigen Chancen auch effizient genutzt werden würden.

Quote eines Absteigers

Da sind wir wieder bei der „Woran hatt et jelehgn?“-Frage. Die Antwort: Ineffizienz. Warum also gelingt es dem FC St. Pauli nicht, effizienter mit seinen Tormöglichkeiten umzugehen? Auffällig ist die schwache Quote, wenn es darum geht, die Schüsse auch auf das Tor des Gegners zu bringen. Nur knapp mehr als 28 Prozent der Abschlüsse sind Schüsse auf das gegnerische Tor, verlangen ein Eingreifen des Torhüters. Das ist die niedrigste Quote aller Bundesliga-Clubs und führt zusammen mit der Anzahl an Schüssen dazu, dass kein Team weniger oft auf das gegnerische Tor geschossen hat als der FC St. Pauli. Die Gründe dafür können vielfältig sein und natürlich sollte man auch die Qualitätsfrage stellen. Sicher ist: Wenn man auf Fehlersuche geht, dann sollte man bei der Offensive ansetzen.

Wie wichtig eine effiziente Nutzung der sich bietenden Torgelegenheiten ist, können sich alle selbst ausmalen: Wer keine Tore erzielt, kann auch keine Spiele gewinnen. Und nur wer seine Chancen auch in Richtung des gegnerischen Tores bringt, kann Tore erzielen. Die effiziente Nutzung der Torgelegenheiten ist nicht nur wichtig für den Erfolg des Teams, sondern besitzt auch eine hohe Aussagekraft, wenn es um den Klassenerhalt geht, wie Nina in ihrem Artikel „Effizienz notwendig“ herausgearbeitet hat: Außer in der Saison 21/22 sind die Clubs seit 15/16 (weiter reichen die Daten nicht zurück) mit der schlechtesten Quote bei den Schüssen auf das Tor immer aus der Bundesliga abgestiegen.

Gambar artikel:Starke Gegner und Smith-Statement gegen die Negativspirale

Dieses Foto voller Enttäuschung über eine vergebene Torchance wird es beim FC St. Pauli diese Saison hoffentlich nicht mehr so oft geben. // (c) Stefan Groenveld

Gegen die Negativspirale

Die Zahlen klingen relativ dramatisch und passen nicht so richtig zum Bild, welches der FC St. Pauli bisher auf dem Platz abgab. Denn die Leistungen des Teams passen nicht so recht zu nur fünf Treffern und Platz 16. Oft konnte der FCSP in den Spielen mithalten, einige dominierte er sogar. Doch oft bleiben von den Spielen nur Worte wie „Wir können auf die Leistung aufbauen“, aber eben keine Punkte. Hier muss unbedingt aufgepasst werden, dass diese Diskrepanz zwischen Leistung und Ergebnis nicht in eine Art Negativspirale führt. Denn wenn das Team gute Leistungen abruft, damit aber keine Punkte holt, dann könnte das – ganz nach dem Ewald’schen „Siege sind durch nichts zu ersetzen“-Prinzip – auf Dauer zermürbend sein.

Dass diese Art der Leistungsminderung noch nicht eingetreten ist, hat man am Freitag in Dortmund beobachten können. Der Blick in die Statistiken offenbart die Bereitschaft sogar noch deutlicher: Gemessen an den Laufdistanzen pro 90 Minuten liegen Hauke Wahl, Karol Mets und Eric Smith auf Platz 1, 3 und 4 unter allen 49 Innenverteidigern mit aussagekräftiger Spielzeit. Philipp Treu und Manos Saliakas liegen auf Platz 3 und 6 unter allen Außenverteidigern. Robert Wagner und Jackson Irvine auf Platz 3 und 5 unter den zentralen Mittelfeldspielern. Elias Saad auf Platz 2 unter allen offensiven Außen (Dapo Afolayan liegt hier im Mittelfeld) und kein Angreifer läuft mehr pro Spiel als Johannes Eggestein. Ja, die gelaufenen Kilometer alleine reichen nicht, um daraus die Aufopferungs-Bereitschaft der Spieler abzuleiten. Einen Hinweis darauf geben sie aber allemal.

Starke Gegner für den FC St. Pauli

Tabellen-Hochrechnungen sind unanständig, wenn sie nicht auf solidem Fundament basieren. Nur weil der FC St. Pauli aus den ersten sieben Spielen vier Punkte holte, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch so weitergehen wird. Das wäre auch ziemlich traurig, weil dann am Saisonende gerade einmal um die 20 Punkte zusammenkommen würden – der Absteig wäre damit quasi unvermeidbar.

Wenn man sich einmal anschaut, wo die bisherigen Gegner des FC St. Pauli in dieser Saison platziert sind, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass das bisherige Programm ziemlich schwer gewesen ist. Fünf der sieben Gegner sind aktuell in der oberen Tabellenhälfte platziert. Zum Toreschießen haben einige davon nicht eingeladen, wie die oben erwähnten xG-Werte zeigen. Zum Beispiel hat sich Union Berlin diese Saison bisher, trotz schwerer Gegner, pro Spiel maximal ein Gegentor gefangen, hielt sogar dreimal die Null. Und nur eines von sieben Teams hat diese Saison überhaupt gegen Leipzig (erst zwei Gegentore) getroffen.

Hoffnung auf Besserung ist vorhanden: Denn mit dem VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim spielt der FC St. Pauli nun gegen zwei Gegner, die mit ihrer Defensive in ganz anderen Sphären unterwegs sind. Wolfsburg hat den viert-, Hoffenheim den zweithöchsten gegnerischen xG-Wert zugelassen. Ähnliche Zahlen sind bei den zugelassenen Torschüssen zu erkennen. Den Stab über der Offensive des FC St. Pauli sollte man also am besten erst im Anschluss brechen – im besseren Fall aber eben nicht.

Eric Smith setzt Statement

Wie man am besten mit der fünften Niederlage im siebten Bundesligaspiel der Saison umgeht, haben der FC St. Pauli und Eric Smith dann am Montag gezeigt: Einfach den Vertrag verlängern und damit ein wichtiges Zeichen setzen. Während an vielen Ecken und Enden der Klassenerhalt des FCSP infrage gestellt wird, sendet Smith das Signal, dass man zusammen ganz andere Dinge vorhat: „Mit dem Aufstieg hat sich für mich ein großes sportliches Ziel erfüllt und ich bin allen, die das Team dabei unterstützt haben, sehr dankbar. Daraus ergeben sich neue Ziele, sodass ich jetzt mithelfen möchte, das nächste Kapitel zu schreiben und den Verein in der Bundesliga zu etablieren.“

So hat der FC St. Pauli in dieser noch sehr jungen Saison die Verträge mit einigen tragenden Säulen im Kader verlängert: Neben Smith hatten im August auch Jackson Irvine und Connor Metcalfe neue Verträge unterzeichnet. Zu Beginn der Vorbereitung hat Manos Saliakas das ebenfalls getan. Wenn jetzt nicht nur Unterschriften unter Vertragspapiere, sondern zeitnah auch Tore dazukommen, dann wird es bald statt der „Woran hatt es jelehgn?“-Frage eine andere Frage von Seiten der Medien geben: „Eric, schon wieder gewonnen. Wie fühlst Du dich?“ Diese wohl einfallsloseste aller einfallslosen Fragen stelle ich sogar gerne als erstes, wenn der FCSP gewinnt. Versprochen.

// Tim

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