REAL TOTAL
·10 Januari 2025
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·10 Januari 2025
Jude Bellingham und Co. befinden sich im Aufwind, Barça hat zu kämpfen – Foto: Yasser Bakhsh/Rafa Babot/Getty Images
Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften (oder Titel). Ein alter Kalauer, der sich jedoch immer wieder aufs Neue bewahrheitet. Und dass sich Madrids Defensivabteilung in der ersten Phase der Saison alles andere als auf Titelniveau bewegte, steht außer Frage. Doch genau in diesem Aspekt scheint die unrühmliche 0:4-Clásico-Pleite aus der Hinrunde respektive das 1:3 gegen die AC Milan in der Königsklasse wenige Tage später einen Wendepunkt in dieser Spielzeit darzustellen. Seit der Niederlage gegen die Italiener spielte man in zwölf Partien sechsmal zu Null und steht in der Liga mittlerweile bei einem Gegentorschnitt von 1,0. Gelingt es diesen in den nächsten Wochen auf unter Eins zu senken, wäre dies ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Titelverteidigung in der Liga.
Zwar schleichen sich immer mal wieder Ausrutscher wie das 3:3 gegen Rayo Vallecano oder Begegnungen mit durchaus vermeidbaren Gegentreffern wie beim 4:2 über Sevilla ein, insgesamt wirken die Blancos aber deutlich gefestigter und lassen auch deutlich weniger Großchancen zu. So betonte Ancelotti zuletzt auch immer wieder, dass man „das Problem“ von Saisonbeginn identifiziert habe und nun über eine deutlich bessere Balance verfüge. Allerdings: In der Luft beziehungsweise Boxverteidigung offenbaren Rüdiger und Co. phasenweise doch immer wieder Schwächen. Derartige Fehler sollte man gegen Robert Lewandowski dann doch versuchen zu vermeiden.
Dass man sich defensiv stabilisieren konnte, hat natürlich auch mannschaftliche Gründe. Nachdem Ancelotti zu Saisonbeginn – ähnlich wie zu Beginn der letzten Spielzeit – nicht so Recht so wissen schien, was denn nun seine bestmögliche Elf darstellt und in welchem taktischen Schema er diese auf den Platz schickt, scheint auch diese Findungsphase nun abgeschlossen zu sein. Im 4-2-3-1 kann Ancelotti sowohl die Sturmreihe aus Vinícius, Mbappé und Rodrygo aufbieten als auch Bellingham zentral dahinter positionieren, wo die Stärken des Engländers am besten zur Geltung kommen. Durch die Doppelsechs mit Fede Valverde plus entweder Eduardo Camavinga oder Dani Ceballos verfügt man zudem über eine adäquate Absicherung im Zentrum und gegnerabhängig über die entsprechenden Optionen im Spielaufbau. Die von Ancelotti so sehr beschworene Balance, man hat sie augenscheinlich endlich gefunden.
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Wenn Kylian Mbappé und Jude Bellingham so spielen, können Rodrygo Goes und Vinícius Júnior auch... weiterlesen
Und dann wäre da ja noch die Option mit Camavinga als Linksverteidiger, um sowohl den Franzosen als auch den ball- und spielstarken Ceballos auf das Feld zu bekommen. Eine Variante, die gegen Barcelona sogar ziemlich wahrscheinlich daherkommt und in der Vergangenheit von Ancelotti in den Clásicos durchaus auch gerne angewandt wurde. Da sich Mendy zuletzt nicht in bester Form präsentierte und Reals Allrounder aufgrund seines Profils ohnehin einen guten Gegenpart zu Yamal darstellen könnte, dürfte Ancelotti tatsächlich in diese Richtung tendieren.
Während sich bei den Königlichen nach der herben Clásico-Pleite im Laufe der Wochen einiges zum Guten wendete, schlug die Entwicklung bei den Katalanen mehr oder weniger ins Gegenteil um. So konnte die „Blaugrana“ seither nur zwei von acht Ligaspielen gewinnen. Demgegenüber stehen zwei Remis und vier Niederlagen. Aus den sechs Punkten Vorsprung auf die Blancos sind in den letzten zwei Monaten fünf Punkte Rückstand geworden. Und das Team von Hansi Flick befindet sich aktuell nach dem berauschenden Saisonstart nicht nur in einer Ergebniskrise, auch spielerisch war in den letzten durchaus ein Bruch zu erkennen. Einerseits scheint die Mannschaft dem physisch anspruchsvollen Spiel Flicks phasenweise Tribut zollen zu müssen, andererseits gelingt es den Kontrahenten zusehends, sich auf das aggressive Pressing sowie die hohe Abwehrkette besser einzustellen. Der verletzungsbedingte Ausfall von Lamine Yamal (Knöchelverletzung) tat sein Übriges, auch am spanischen Europameister ging die hohe Belastung des Sommers und zu Saisonbeginn nicht spurlos vorbei.
Aber nicht nur sportlich war in Barcelona die letzten Wochen durchaus Sand im Getriebe, auch institutionell knirscht es ordentlich. Die Posse rund um die Registrierung von Sommerneuzugang Dani Olmo sowie Pau Víctor sorgte international für großes Aufsehen und spaltet vor allem die Liga. Und dass derartige Hintergrundgeräusche nicht spurlos an einer Mannschaft vorbeigehen, sollte klar sein. So sorgte unter anderem Raphinha für Aufsehen, als er auf der Pressekonferenz vor dem Supercopa-Halbfinale gegen Bilbao (2:0) durchblicken ließ, dass er das Gefühl habe, der Verein gebe aktuell nicht das beste öffentliche Bild ab: „Wenn ich in einem anderen Klub wäre und die Situation mit Víctor und Olmo sehen würde, würde ich vielleicht darüber nachdenken, ob ich zu Barça wechseln sollte.“
Apropos Jude Bellingham: Der Engländer ist zwar seit Saisonbeginn der vermutlich konstanteste und beste Madrilene, dennoch waren die ersten Monate viele kritische Stimmen zu vernehmen, weil sich die Torbeteiligungen nicht auf dem Level der letzten Saison bewegten – das jedoch primär aufgrund seiner Position im linken Mittelfeld. Doch auch das hat sich seit dem Clásico im Oktober drastisch geändert: Seither steht der Engländer wettbewerbsübergreifend bei neun Toren und fünf Assists aus zwölf Spielen, nicht wenige davon spielentscheidend. Dabei profitiert der 21-Jährige merklich von der Systemumstellung sowie der zentraleren Position, die ihm weitaus mehr Tiefenläufe in den Strafraum ermöglicht als in den Anfangsmonaten der Saison und er somit seine Torgefahr wieder besser ausspielen kann.
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Doch nicht nur der Engländer ist die letzten Wochen heiß gelaufen, auch der Rest der Offensive ist mittlerweile ordentlich auf Betriebstemperatur. Kylian Mbappé scheint seine Anlaufschwierigkeiten hinter sich gelassen zu haben und steht aktuell bei ordentlichen 13 Saisontoren, Vinícius Júnior kommt auf dieselbe Anzahl plus stattlicher sieben Assists. Landsmann Rodrygo kam in den letzten Wochen nach immer wiederkehrenden Verletzungsproblemen auch immer besser in Fahrt und mit Brahim Díaz hat man zudem einen Superjoker in der Hinterhand, der ein Spiel jederzeit von der Bank entscheiden kann und die letzten Wochen ebenfalls einige herausragende Partien ablieferte. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um in einen Clásico bzw. ein Finale zu gehen. Und dass Bellingham ein solches Spiel durch ein (spätes) Tor entscheidet, wäre nun wahrlich auch nicht das erste Mal.
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