MillernTon
·14 Maret 2025
Vorbericht: FC St. Pauli – TSG Hoffenheim (26. Spieltag, 24/25)

MillernTon
·14 Maret 2025
Ein Sieg soll her – die Partie des FC St. Pauli am Freitagabend ist nicht viel weniger als richtungsweisend. Mit der TSG Hoffenheim kommt ein formstarker Gegner ans Millerntor.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Im „Vor dem Spiel“-Gespräch hat sich Casche mit Niko unterhalten, der einen ausführlichen Einblick in die Situation auf und vor allem neben dem Platz bei der TSG Hoffenheim gibt.Wie lange es bereits her ist, dass Hoffenheim zuletzt am Millerntor zu Gast war und was es noch für Aufeinandertreffen gab, lest ihr beim „Blick zurück“ von Nina. Die ideale Einstimmung auf das Spiel gibt es bereits um 18:30 Uhr. Ultrà Sankt Pauli hat zum Busempfang aufgerufen. Kommt alle!
Die personelle Situation beim FC St. Pauli entspannt sich mehr und mehr. Connor Metcalfe und Robert Wagner hatten in Wolfsburg noch gefehlt, dürften nun aber wieder mit dabei sein. Nach ihren langen Ausfallzeiten werden sie sicherlich keine Optionen für die Startelf sein, allerdings könnten sie nun wieder in den Kader zurückkehren. Viel eher ein Kandidat für die Startelf dürfte Manos Saliakas sein, der seine Einsatzzeit in den letzten Spielen gesteigert hatte und nun von Anfang an spielen könnte.
Ausfallen werden hingegen Simon Zoller, Sascha Burchert, James Sands, Karol Mets und Morgan Guilavogui. Bei Guilavogui ist eine Rückkehr aber zeitnah zu erwarten. Alexander Blessin erklärte auf der Pressekonferenz vor dem Hoffenheim-Spiel, dass der 27-jährige keine Schmerzen mehr habe, der Knochen gut zusammengewachsen sei und Guilavogui nun in die Vollbelastung einsteige (vorher hatte er unter reduzierten Belastungs-Bedingungen trainiert). Für ihn werde, wie auch für Metcalfe und Wagner, das Testspiel gegen Hertha kommende Woche wichtig sein, so Blessin.
Für Karol Mets wird dieser Test hingegen zu früh kommen. Der Innenverteidiger ist zwar wieder im Lauftraining, werde aber noch einige Zeit länger benötigen. Eine genauere Aussage zur erwarteten Ausfallzeit wollte Alexander Blessin nicht geben. Vielmehr erklärte er erneut, dass man Mets die notwendige Zeit lasse. Und diese benötigt er auch aufgrund seiner Verletzung. So habe sich besonders in den ersten Wochen seiner Verletzung gezeigt, dass ein zu straffer Zeitplan kontraproduktiv ist: „Am Anfang wollte Karol mit dem Kopf durch die Wand, wollte zu viel zu schnell.“ Nun gehe es darum, ihn langsam aufzubauen. Der FC St. Pauli wird also noch einige Zeit ohne Mets auskommen müssen.
Auf Seiten der TSG Hoffenheim wird es einen wichtigen Rückkehrer geben: Anton Stach fehlte dem Team beim 1:1 in Heidenheim Gelb-gesperrt. Wie wichtig er als Stabilisator für das Team ist, hatte der kicker kürzlich herausgearbeitet. Wenngleich die Statistik aufgrund der geringen Anzahl an Spielen eigentlich wenig aussagekräftig ist, so unterstützt sie doch das Bild, welches man von Stach auf dem Platz bekommt.
Sicher nicht neben Stach im zentralen Mittelfeld spielen wird Diadié Samassékou. Der 29-jährige war erst kürzlich nach einer Muskelverletzung wieder ins Team zurückgekehrt, musste gegen Heidenheim dann nach nur fünf Spielminuten aufgrund einer erneuten Muskelverletzung wieder ausgewechselt werden und wird am Millerntor fehlen.
Der letzte Halbsatz gilt auch die beiden Innenverteidiger Arthur Chaves (Gelbsperre) und Ozan Kabak (Kreuzbandriss), Außenverteidiger Christopher Lenz (Wade), Mittelfeldspieler Grischa Prömel (Kreuzbandriss), Flügelstürmer Adam Hlozek (Knöchelverletzung) und Mittelstürmer Ihlas Bebou (Knieverletzung) – das ist eine insgesamt wahnsinnig prominente Verletztenliste.
Finn Ole Becker im Trikot der TSG Hoffenheim: Ein Bild, an das man sich irgendwie immer noch gewöhnen muss, wenn man es mit dem FC St. Pauli hält. // (Alex Grimm/Getty Images/via OneFootball)
Eigentlich finden sich bei der TSG Hoffenheim alle Zutaten für eine Abstiegssaison zusammen. Und genau danach sah es auch bis vor wenigen Wochen noch aus. Die TSG wirkte mausetot. Dann aber holte das Team acht Punkte aus den letzten vier Partien und konnte sich bis auf Platz 13 vorschieben. Mit nun sechs Punkten Vorsprung auf Rang 16 hat man sich „in ruhigere Fahrwässer bringen können“, wie Alexander Blessin erklärt, der aber direkt anfügt: „Wir wollen sie da wieder rausbringen.“
Vor vier Wochen sah die Welt in Hoffenheim nämlich noch ganz anders aus: Neben dem Platz rumort es nun bereits seit einer gefühlten Ewigkeit. Was genau dort das Problem ist, wird ausführlich von Niko im „Vor dem Spiel“-Gespräch dargestellt. Diese Querelen neben dem Platz können über kurz oder lang zu einem Problem auf dem Platz werden. Denn, so hatte es nicht zuletzt Timo Schultz mal bei uns im Podcast erklärt, sie liefern den Spielern ein Alibi. Wie genau sich das äußert, konnte man bis vor wenigen Wochen anhand der Leistungen sehen – und auch hören („Ich fühle eine große Scheiße im Club“).
Weit bevor von Spielerseite so offen über die Probleme gesprochen wird, die zu diesem Zeitpunkt aber auch lange nicht mehr intern gehalten werden konnten, musste erstmal Trainer Pellegrino Matarazzo seinen Hut nehmen. Der TSG-Cheftrainer hatte bereits in der Vorsaison in der Kritik gestanden und die spielerischen Probleme auch über den Sommer hinaus nicht lösen können. Das lag sicher auch daran, dass Hoffenheim den einzigen offensiven Lichtblick neben dem ewigen Kramaric im Sommer verlor (Maximilian Beier wechselte nach Dortmund, 16 Treffer 23/24) – und ganz lange keine neuen Spieler verpflichtet wurden. Erst als die Sommervorbereitung bereits vorbei war, kamen einige neue Gesichter in den Kader, womöglich deutlich zu spät, um mit ihnen die Grundlage für eine erfolgreiche Saison zu legen.
Bereits vor dem nun ehemaligen TSG-Cheftrainer wurde der Sportdirektor ausgetauscht. Im Sommer musste der langjährige Sportchef Alexander Roosen gehen, gefolgt von größeren Protesten aus der aktiven Fanszene. Andreas Schicker kam von Sturm Graz, er hatte den Club zu ungeahnten Erfolgen geführt. Dieser Wechsel darf rückblickend als Anfang vom Ende Matarazzos in Hoffenheim betrachtet werden. Denn im Herbst verpflichtete Schicker dann Christian Ilzer, mit dem er bereits in Graz erfolgreich zusammengearbeitet hat.
Die Premiere von Ilzer als Cheftrainer der TSG Hoffenheim gab es beim spektakulären 4:3-Erfolg gegen Leipzig Anfang Dezember. Doch ein echter Umschwung war das (noch) nicht. Von den folgenden zehn Ligaspielen konnte Hoffenheim nur eines gewinnen (3:1 in Kiel). Und das, obwohl Ilzer in dieser Phase einige doch sehr bemerkenswerte Methoden zur Motivation des Teams anwandte.
Die Ergebnisse fehlten also anfangs unter Ilzer. Es war aber schon ersichtlich, dass sich in Sachen Spielweise etwas veränderte. Alexander Blessin erklärt, dass die TSG Hoffenheim unter Ilzer den Fokus mehr auf „Pressing und Gegenpressing“-Momente lege. Ein Vorhaben, welches zuletzt vor allem in Auswärtsspielen recht gut funktionierte (drei der letzten vier wurden gewonnen). Doch ganz allein an der spielerischen Anpassungen liegt es nicht, dass Hoffenheim zuletzt punktete. Mit Gift Orban (vier Treffer) und Leo Østigård (Stammspieler in der Innenverteidigung) kamen im Winter zwei große Verstärkungen, die das Team individuell auf ein höheres Level gehoben haben.
So ist in Hoffenheim aktuell sicher nicht alles perfekt, wie auch am letzten Spieltag das Remis gegen Heidenheim zeigte. Mit dem Team, welches in der Hinrunde 0:2 gegen den FC St. Pauli verlor, hat man aber nicht mehr ganz so viel gemein, es darf ein ganz anderer, deutlich intensiver spielender Gegner erwartet werden. Blessin betonte, dass man Hoffenheim nicht viel Raum mit dem Ball geben darf, weil die individuelle Qualität einfach extrem hoch ist. Der FCSP ist also gewarnt.
Marius Bülter wird wohl wieder in den Kader zurückkehren, es ist aber nicht zu erwarten, dass er auch direkt in der Startelf stehen wird. Fraglich ist zudem, ob Alexander Prass spielen kann. Der Linksverteidiger musste gegen Heidenheim aussetzen, konnte unter der Woche aber (teilweise) wieder mittrainieren. Das Team von Trainer Ilzer agiert zumeist mit einer Viererkette und davor entweder mit einer Doppelspitze oder aber offensiven Außenbahnspielern. Da Bülter vermutlich nicht in der Startelf stehen wird, deutet vieles auf den Doppelsturm Tabakovic/Orban hin. Leo Østigård und Finn Ole Becker werden ziemlich sicher bei ihrer Rückkehr ans Millerntor von Anfang an auf dem Platz dabei sein.
Erwartete Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen TSG Hoffenheim
FCSP: Vasilj – Nemeth, Wahl, Van der Heyden – Saliakas, Irvine, Smith, Treu – Sinani – Weißhaupt, Saad
TSG: Baumann – Kaderabek, Akpoguma, Østigård, Gendrey – Stach – Bischof, Kramaric, Becker – Tabakovic, Orban
Beim FC St. Pauli gibt es gleich eine ganze Reihe von Fragezeichen, was die Besetzung der Startelf angeht. Zum einen könnte Manos Saliakas in die Startelf zurückkehren. Das würde dazu führen, dass Philipp Treu wieder auf die linke Seite wechselt und dort Lars Ritzka verdrängt. Ob das aber wirklich so kommt, da wollte sich Alexander Blessin am Mittwoch auf der Pressekonferenz nicht in die Karten schauen lassen. Sicher ist aber, dass Treu spielen wird. Der war im bisherigen Saisonverlauf viel zu gut, um nun draußen zu bleiben.
Ebenfalls nebulös blieb Blessin bei Fragen zur Aufstellung in der Offensive, sowohl bezüglich der Formation als auch des Personals. Grundsätzlich gibt es gute Gründe, weiterhin an einem doch recht klaren Zehner festzuhalten, der aufgrund der technischen Voraussetzungen eigentlich nur Danel Sinani heißen kann. Einer der Gründe ist die Formation der TSG Hoffenheim mit einer Viererkette, die entsprechend ähnlich zu jener des VfL Wolfsburg ist. Ein anderer ist Sinani selbst, dem Blessin ein „richtig gutes Spiel“ gegen Wolfsburg attestierte. Gehen wir also mal davon aus, dass er erneut starten wird.
Bedeutet das dann, dass Johannes Eggestein wieder auf der Bank Platz nehmen muss? Nicht unbedingt. Denn Eggestein passe schon auf eine der beiden vorderen Positionen des in Wolfsburg praktizierten 3-4-1-2. Blessin erklärte den Bankplatz von Eggestein unter anderem mit „fehlender Frische“ des Mittelstürmers, die nun aber wieder da sei. Die Entscheidung, ob er dadurch auch in der Startelf steht, dürfte davon abhängen, ob der FC St. Pauli die Hoffenheimer eher in Sachen Tiefenläufe und etwas weiter auf der Außenbahn (spricht für Saad/Weißhaupt/Banks) oder im Zusammenspiel durch das Zentrum (spricht für Afolayan/Eggestein) verwundbar sieht. Ich tippe auf das Trio Sinani, Saad und Weißhaupt.
Es braucht nur einen ganz kurzen Blick auf die Tabelle und die letzten Ergebnisse, um zu verstehen, dass bei dieser Partie einiger Druck auf dem Kessel ist. Der FC St. Pauli kann mit einem Sieg dafür sorgen, dass die TSG Hoffenheim wieder mit unten reingezogen wird, muss aber auch dringend punkten, um nicht selbst noch tiefer hineingezogen zu werden. Ich muss in solchen Situationen immer an die Worte von Dapo Afolayan aus der letzten Saison denken: Druck ist ein Privileg.
Sowieso sollte vor dieser Partie die Lust überwiegen. Freitagabend, Flutlicht, ausverkauftes Millerntor, sportlich geht um richtig was – mehr geht eigentlich nicht. Alexander Blessin kommentiert diese Gemengelage angenehm vorfreudig: „Geile Sache! Da freuen wir uns drauf diese Atmosphäre auch aufzusaugen.“ Das dieser Abend besonders wird, dafür können wir alle im Stadion sorgen. Bereits beim Busempfang, spätestens aber auf den Rängen sollte der Lärmpegel historische Ausmaße erreichen. Der Klassenerhalt, das ist unsere gemeinsame Aufgabe.Forza!// Tim
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