90PLUS
·23 Februari 2025
Vorentscheidung im Titelrennen? Liverpool kann bei ManCity davonziehen
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90PLUS
·23 Februari 2025
Viele Jahre war das Duell zwischen Manchester City und Liverpool der Titel-Gipfel der Premier League. In diesem Jahr sind die Vorzeichen andere, um die Meisterschaft geht es trotzdem.
Wenn Manchester City am Sonntagnachmittag den Liverpool FC im Etihad Stadium empfängt, geht es um den Titel in der Premier League. Das ist mit Blick auf die zurückliegenden Duelle nichts Neues, diesmal dürfen sich jedoch nur die Reds Hoffnungen auf die Meisterschaft machen. Die kriselnden Cityzens könnten im Titelrennen derweil zum Zünglein an der Waage werden.
Während der Ära Jürgen Klopp gab es kein Spiel, das die Premier League mehr elektrisiert hat, als das Kräftemessen mit Pep Guardiolas Manchester City. Die Dominanz der beiden Riesen spiegelte sich auch in der Tabelle der Premier League wieder. 2019 wurden die Reds mit 97 Punkten nur Vizemeister, weil ManCity 98 Zähler sammelte. 2020 entthronte Liverpool die Skyblues, nur um zwei Jahre später mit 92 Punkte wieder nur Zweiter zu werden.
In den direkten Aufeinandertreffen war von hohen Siegen der Skyblues bis zu umjubelten Triumphen der Reds alles dabei. Regelmäßig wurden die Partien zwischen Pep Guardiola und Klopp zum „title decider“ hochstilisiert. Die Meisterschaft wird am Sonntag zwar noch nicht entschieden, das Spiel im Etihad kann dennoch zu einem Wendepunkt im Titelkampf werden.
Denn Liverpools Vorsprung an der Tabellenspitze schmolz zuletzt langsam. Nach dem 2:2 gegen Aston Villa unter der Woche, konnte Verfolger Arsenal am Samstag West Ham United die Lücke auf fünf Punkte verkleinern, die Arteta-Elf patzte jedoch und unterlag den Hammers mit 0:1. Vor dem Hintergrund, dass sich die Gunners und Liverpool am 35. Spieltag noch an der Anfield Road gegenüberstehen, könnte sich der Meisterschaftskampf wohl nur noch mit einer Niederlage der Reds gegen City ähnlich dramatisch zuspitzen, wie vor einem Jahr.
Damals lieferten sich Liverpool, ManCity und Arsenal lange einen Dreikampf um die Trophäe. Jürgen Klopps Team ging im Schlussspurt die Puste aus, Arsenal sammelte unfassbare 49 Punkte aus den letzten 18 Spielen, musste sich aber hinter der damals noch übermächtigen Guardiola-Elf mit der Vizemeisterschaft begnügen.
In der laufenden Saison stottert der Motor der Skyblues allerdings gewaltig. Zwar ist die schwere Krise vom Jahresende vorüber – damals gewann ManCity zwischenzeitlich nur eins von 13 Pflichtspielen – von Konstanz ist das Starensemble jedoch weit entfernt. In der Champions League zeigte Real Madrid dem Serienmeister am Mittwoch eindrucksvoll die Grenzen auf. In der Liga steht der Titelverteidiger nur auf dem vierten Platz und streitet sich mit Nottingham, Chelsea und Bournemouth um die Qualifikation für die Königsklasse.
Omar Marmoush ist bei ManCty auf Anhieb Stammkraft. (Photo by Stu Forster/Getty Images)
Die Cityzens wirken überspielt, der Kader zu alt. Zwar wurde im Winter mit teuren, jungen Neuzugängen der Umbruch quasi über Nacht eingeleitet. Dieser braucht jedoch noch Zeit, mindestens mal eine intensive Sommervorbereitung. Von den vier neuen Gesichtern sind nur Omar Marmoush (25) und Nico Gonzalez (23) Soforthilfen. Der usbekische Abwehr-Allrounder Abdukodir Khusanov (20) zeigt ebensoviele vielversprechende Ansätze wie Aussetzer, der 19-jährige Vitor Reis muss sich erst an das Niveau der Premier League gewöhnen.
Einen Umbruch musste Arne Slot bei Liverpool noch nicht meistern, der Niederländer konnte sich nach dem Klopp-Abschied in ein gemachtes Nest setzen und übernahm gewissermaßen eine „fertige“ Mannschaft. Der neue Trainer konnte daher gleich Feinjustierungen an der taktischen Ausrichtung vornehmen. Im Sommer könnte der 46-Jährige dagegen erstmals als Kaderplaner gefordert sein, wenn die Verträge von Trent Alexander-Arnold, Mohamed Salah und Virgil van Dijk tatsächlich enden sollten.
Bis dahin baut Slot auf seine Stars, will in seiner ersten Saison direkt die 21. Meisterschaft an die Anfield Road holen. „Weniger Spektakel, mehr Kontrolle“ heißt die Devise, die den Reds zwischenzeitlich neun Punkte Vorsprung an der Tabellenspitze bescherte. Zuletzt verlor die Mannschaft um den alles überragenden Salah allerdings ein wenig das Selbstverständnis, mühte sich des Öfteren zu knappen Arbeitssiegen. Durch die Unentschieden gegen Lokalrivale Everton und Aston Villa ist es an der Spitze wieder enger geworden.
Fehlschuss mit Folgen? Darwin Nunez schießt gegen Aston Villa über das leere Tor. (Photo by Dan Istitene/Getty Images)
Nach dem Remis gegen die Villains haderte Slot mit der mangelnden Chancenverwertung, die zuletzt zunehmend zum Problem wurde: „Wenn man alle Chancen von uns und ihnen zusammenzählt, ist es klar, welche Mannschaft dieses Spiel hätte gewinnen müssen. Wir dürfen das nicht zur Gewohnheit werden lassen, denn es ist schon ein bisschen zu oft passiert.“
Sinnbildlich für die schwache Ausbeute war einmal mehr Stürmer Darwin Nunez, der kurz nach dem Ausgleich durch Alexander-Arnold aus sieben Metern über das leere Tor schoss. „Er war danach sehr nahe dran, als er wieder auf Martinez zuging, aber Martinez hat den Ball mit einer tollen Grätsche abgewehrt“, nahm Slot seinen Angreifer aus der Schusslinie: „Ich denke, wir sind alle enttäuscht, aber es ist normal, dass ein Spieler, der eine solche Chance vergibt, immer ein bisschen mehr enttäuscht ist als der Rest.“
Trotz der beiden kleinen Dämpfer ist Liverpool seit 22 Ligaspielen ungeschlagen und hält an der Tabellenspitze weiterhin alle Trümpfe in der Hand. Die Reds gehen als klarer Favorit ins Duell mit den wechselhaften Guardiola-Schützlingen, ein souveräner Sieg wäre ein klarer Fingerzeig an Arsenal und würde den verletzungsgeplagten Gunners den Wind aus den Segeln nehmen.
Ob der LFC bei ManCity auch so viele Gelegenheiten bekommt, wie am Mittwoch, liegt aber auch daran, welches Gesicht ManCity zeigt. Beim 4:1 über Newcastle bewies die Mannschaft zuletzt, dass sie an guten Tagen immer noch eine absolute Weltklasse-Auswahl sein kann, demgegenüber stehen die kopflosen Auftritte gegen Real Madrid und beim 1:5 gegen Arsenal.
Zwischen Arsenal und ManCity hat sich in den letzten zwei Jahren auf und neben dem Platz eine hitzige Rivalität entwickelt – Stichwort „stay humble“ – während die Titelkämpfe zwischen Liverpool und City stets von großem gegenseitigen Respekt geprägt waren. Ausgerechnet die Gunners werden am Sonntag für 90 Minuten zu den größten Fans der Himmelblauen.
(Composite of images by Naomi Baker/Getty Images and Dan Istitene/Getty Images)
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