Die UEFA und ihr neuer Europapokal – Erfolg oder Irrweg? | OneFootball

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·2 giugno 2025

Die UEFA und ihr neuer Europapokal – Erfolg oder Irrweg?

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Die erste Spielzeit der europäischen Wettbewerbe nach den genauso umfangreichen wie umstrittenen Änderungen der Turniermodi ist passé. Im Vorfeld versprach die UEFA „das bestmögliche Paket für Vereine, Spieler und Fans“. War es das tatsächlich? Eine Analyse.

Gerade noch rechtzeitig konnte UEFA-Boss Aleksander Čeferin verhindern, dass Zlatan Ibrahimović die zwei verbotenen Worte ausspricht. In einem erstaunlich selbstironischen Video, präsentiert im Rahmen der Auslosung der neuen Ligaphase der Champions League am 29. August 2024, stellte sich die UEFA der teilweise ohrenbetäubenden Kritik gegen das neue Format des Europapokals. Als der schwedische Superstar den neuen Wettbewerb hochzlatanisierte, endete dessen Lobeshymne mit den Worten „You could even say: This is a Super Lea…“, bevor Čeferin den Zeigefinger erhob und sicher stellte: „This will never happen.“


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Keine Super League also, sondern eine neue Champions League. Dazu eine neue Europa League und eine neue Conference League. Die ersten Ausgaben der drei neuen Wettbewerbe liegen nun hinter uns. Zeit, zurückzublicken und zu hinterfragen, ob der neue Modus die Versprechen der UEFA gehalten hat. Oder ob sich all die Kritiker, die das Format bereits im Voraus verteufelten, bestätigt fühlen dürfen.

UEFA bricht auf zu neuen Ufern – Quantität vor Qualität?

Fangen wir von vorne an. Also an eben jenem 29. August 2024 in Monaco. Dort wurde die Ligaphase der Champions League ausgelost. Keine Loskugeln mehr, die per Hand durch die transparenten Töpfe geschleudert wurden, sondern eine Auslosung per Knopfdruck. Kein geringerer als Cristiano Ronaldo betätigte den Button, der Lostopf für Lostopf die acht Gegner der 36 teilnehmenden Teams ausspuckte. Und da waren bereits einige vielversprechende Duelle dabei: Barca gegen Bayern, Liverpool gegen Real oder Arsenal gegen PSG, was später auch eines der beiden Halbfinals werden sollte.

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Adé Gruppenphase, hallo Ligensystem – gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Foto: Getty Images

Fußball-Europa durfte sich also ab Spieltag Eins auf hochkarätige Partien freuen und musste dafür nicht wie bisher bis zur K.O.-Phase warten. Es sei aber die Frage erlaubt, ob nicht gerade der besondere Seltenheitswert diese Spiele etwas besonderes werden ließen. Wäre eine Weltmeisterschaft so viel wert, wenn sie jedes Jahr stattfände und ein Spieler in seiner Karriere im Schnitt keine drei, sondern 12 WMs spielen würde?

Tatsächlich wird man das Gefühl nicht los, dass eigentlich großartige Partien in der großen Masse etwas untergehen. Der FC Bayern schoss am ersten Spieltag sagenhafte neun Tore (!) gegen Zagreb. Das irrwitzige 4:5 zwischen Benfica und Barca am siebten Spieltag – eigentlich ein Spiel für die Geschichtsbücher. Wie präsent sind diese Momente noch im kollektiven Rückblick auf die abgelaufene Saison?

Die völlige Reizüberflutung ereilte uns in der Gaga-Konferenz am 29. bzw. 30. Januar. Je 18 Partien gleichzeitig, alle 30 Sekunden hieß es „Tooooor in…“, „Platzverweis in….“, „Elfmeter in….“. Die tiktokgewordene Königsklasse bot minütliche Dopaminschübe, ein Schelm wer tatsächlich an einem Fußballspiel und dessen Dynamik interessiert war. Jeglicher Blick auf die Blitztabelle erübrigte sich, da sie kurze Zeit später schon wieder über den Haufen geworfen und jeder einzelne Treffer als Lehrbeispiel für den Schmetterlingseffekt herangezogen werden konnte, da sich dieser auf ein Dutzend anderer Teams auswirken sollte. Wer wirklich versucht hatte, an diesem letzten Spieltag der Ligaphase alles im Blick zu behalten, musste sich danach erst einmal drei Tage in die Eistonne legen.

Spannung bis zum Schluss? Ja, aber…

Denn eines hat die UEFA definitiv erreicht: Es herrschte in allen Wettbewerben Spannung bis zum Schluss. Vor dem letzten Spieltag der Champions League lagen zwischen dem dritten und dem 13. Platz lediglich drei Punkte. Dazu rangierte der 24. wiederum nur drei Punkte hinter dem 13. Auf der anderen Seite ging es am achten Spieltag für elf Teams um nichts mehr, da Liverpool und Barca bereits fix fürs Achtelfinale qualifiziert und neun Teams bereits ausgeschieden waren. In der Europa League ging es gar noch enger zu: Einzig Lazio Rom war vor dem letzten Spieltag fürs Achtelfinale qualifiziert. Die Plätze 2 bis 10 trennten nur drei Punkte und die Plätze 11 bis 24 weitere drei Punkte.

In den CL-Playoffs waren einige Klubs vertreten, die man vor der Saison vielleicht eher unter den ersten Acht erwartet hätte. Darunter der FC Bayern, Paris oder Man City und Real Madrid, die sogar gegeneinander ran mussten. Mit dem besseren Ende für die Königlichen. Solche Duelle bereits so früh im Turnier klingen natürlich erst einmal attraktiv und lassen nach UEFA-Logik den Schluss zu, dass das Ziel der frühen hochklassigen Begegnungen erreicht wurde. Ganz falsch ist das nicht. Aber der Blick in die Vorjahre zeigt, dass auch im alten Modus, beispielsweise 2023, die Duelle im Achtelfinale unter anderem Liverpool gegen Real und PSG gegen Bayern lauteten.

Was auf die neue Zwischenrunde folgte war eine furiose K.O.-Phase. Einige Highlights: Das deutsch-deutsche Duell zwischen dem FC Bayern und Leverkusen im Achtelfinale, Arsenals 7:1 Demontage von PSV oder Declan Rices Traumfreistöße gegen Real Madrid. Und nicht zuletzt eines der besten Halbfinals der CL-Geschichte zwischen dem FC Barcelona und Inter Mailand. Blickt man auf die Europa League, blieben die ganz großen Highlights und das Favoritensterben aus. Man United und Tottenham waren deshalb nicht unbedingt als Finalisten erwartbar, da sie beide in der Premier League auf ganzer Linie enttäuschten. Doch im Europapokal brachten beide ihre PS von Beginn an auf die Straße, was die Plätze 3 und 4 in der Ligaphase bestätigen.

Der nicht mehr ganz so neue Modus wird bleiben

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Historisch: noch nie zuvor absolvierte ein Champions-League-Sieger so viele Partien wie PSG. (Foto: Getty Images)

Als Marquinhos am Samstagabend den Henkelpott in den Münchner Nachthimmel stemmte, hatten er und seine Teamkameraden ganze 17 CL-Spiele in den Knochen. Zum Vergleich: Als Olympique Marseille 1993 den ersten CL-Titel nach der Umbenennung des Wettbewerbs ergatterte, spielten die Franzosen lediglich acht Partien. Die Änderungen, die die Saison 1992/1993 mit sich brachte, waren sogar noch viel umfangreicher, als die gegenwärtigen. Zudem wurde der Spielmodus der Königsklasse allein in den 90er-Jahren insgesamt vier mal geändert. Ob man die vielen Anpassungen des Wettbewerbs nun mag oder nicht: Veränderung war seit jeher und wird auch weiterhin die einzige Konstante in einem Milliardenbusiness, wie es der europäische Klubfußball ist, bleiben.

Kritik wegzustecken ist die UEFA ja gewohnt. Nach einem Europapokal-Jahr mit mehr Teilnehmern, mehr Zuschauern und mehr Einnahmen als je zuvor, sieht sie sich in ihrem Weg bestätigt. Und die allermeisten werden sich spätestens in einigen Wochen, wenn die Auslosung der europäischen Wettbewerbe 2025/26 erfolgt, bereits an den dann nicht mehr ganz so neuen Modus gewöhnt haben. Von einer „Super League light“ spricht jedenfalls niemand mehr. Das wusste Aleksander Čeferin zu verhindern.

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