90min
·10 marzo 2025
Frauen-EM 2029: So will der DFB das Turnier nach Deutschland holen

90min
·10 marzo 2025
Eine Million Menschen, das sind ganz schön viele: Fast dreihundert Mal so viele wie die Einwohner des kleinen Dörfchens Hoffenheim in Baden-Württemberg, ein Achtzigstel der deutschen Bevölkerung. Diese ambitionierte Zahl hat der DFB ausgerufen: Eine Million Zuschauer will er bei der Frauen-EM 2029 in die Stadien locken, so Präsident Bernd Neuendorf.
Ob der Verband die Gelegenheit bekommt, seine kühnen Pläne auch in die Realität umzusetzen, bleibt aber noch abzuwarten. Im Dezember 2025 wird die UEFA entscheiden, an wen der Zuschlag für die Ausrichtung der Europameisterschaft der Frauen 2029 geht.
Neben dem DFB haben sich beworben: Polen, Portugal, Italien, sowie ein Duo aus Dänemark und Schweden - Norwegen und Finnland wurden nach dem Scheitern der letzten Bewerbung aus dem Quartett ausgeschlossen, was zu milden diplomatischen Spannungen in Skandinavien führte.
Die Konkurrenz ist also groß: Eine EM in Italien, dem Land der Fußballleidenschaft, oder ein wohl perfekt organisiertes Turnier im Norden, wo die Züge vermutlich auch pünktlich kommen? Oder doch der Zuschlag für den Underdog Polen, wo der Frauenfußball noch das größte Wachstumspotenzial hätte, oder eine Strand-EM in Portugal? Für die UEFA sind all das reizvolle Vorschläge.
Für den DFB ist es dabei Fluch und Segen zugleich, dass in Deutschland schon die Männer-EM 2024 stattfand. Ein Segen, weil das Turnier ein großer Erfolg war, die Stadien voll, die Stimmung gut, die Bahn - naja, lassen wir das. Ein Fluch, weil die anderen europäischen Länder der Meinung sein könnten, jetzt sei auch mal jemand anderes dran.
Zudem die Frauen-EM 2022 bekanntlich in der Schweiz liegt, und damit schon direkt vor der Haustür. Eigentlich sollen bei der Vergabe alle Teile Europas gleichberechtigt sein - auch wenn darüber die osteuropäischen Länder schon längst nur noch den Kopf schütteln können.
Der größte Vorteil des DFB ist sicherlich die Infrastruktur - mit dermaßen großen Stadien kann kein anderer Bewerber aufwarten. Mit der Vorgabe von einer Million Zuschauern legt Neuendorf die Messlatte jedenfalls sehr hoch: Das wäre fast eine Verdopplung im Vergleich zum aktuellen Rekord. 2022 strömten 574.875 Fans in England in die Stadien, und schon das war mehr als eine Verdopplung im Vergleich zur EM 2017 und galt als astronomische Steigerung.
Wie viel mehr ist noch drin? Der DFB setzt mit der hohen Ambition darauf, dass der Schwung im Frauenfußball weitergeht. Mehr Einnahmen, mehr Zuschauer. Sie wetten auf das positive Wachstum - eine Stagnation wäre für die Chancen dagegen sehr schlecht, denn halbvolle Stadien bei der EM wären der Worst Case.
In der Frauen-Bundesliga gingen die Zuschauerzahlen zuletzt weniger steil nach oben, sondern stagnierten. Der DFB muss auch im eigenen Land die Zahlen steigern, um mit der Eine-Million-Ansage glaubwürdig zu bleiben.
Die Blicke richten sich daher auch auf den Nachbarn: Die Schweiz gab sich ebenfalls ambitioniert, will als erste Frauen-EM überhaupt ausverkauft sein. Das zwar mit vergleichsweise kleinen Stadien, aber dennoch ein hohes Ziel. Wenn das gelingt, könnte das DFB-Kalkül aufgehen. Dann könnte die UEFA geneigt sein, auch für die nächste Europameisterschaft große Brötchen zu backen. Der Weg bis zur EM-Vergabe ist noch lang - aber die entscheidenden Weichen wurden schon längst gestellt.