
Miasanrot
·17 marzo 2025
Josip Stanišić: Der große Gewinner des Sparkurses beim FC Bayern?

Miasanrot
·17 marzo 2025
Josip Stanišić könnte zum großen Gewinner des Sparkurses werden. Der Rechtsverteidiger des FC Bayern München kommt immer besser in Form.
Laufwege bekommen im Fußball eine in Relation zu ihrer Bedeutung viel zu geringe Wertschätzung. Oft wird über Tore geschrieben und gesprochen, als hätten die Spieler einfach in den Positionen gestanden und dann ist es eben passiert.
Für Laufwege gibt es frei zugänglich keine wirklich sinnvollen Statistiken, was das Thema nochmal schlechter messbar macht. Einer, der sich gegen Union Berlin am Samstagnachmittag für seine oft sehr guten Laufwege belohnt hat, ist Josip Stanišić.
Der 24-Jährige hat einen ungewöhnlichen Karriereweg hingelegt, könnte in der aktuellen Situation des Rekordmeisters aber enorm davon profitieren, dass man auf anderen Positionen die größeren Baustellen sieht. Es ist die Chance für den Verteidiger, sich endgültig in München festzuspielen.
Stanišić reiht sich ein in die Liste der Verteidiger, die von dem System, das Vincent Kompany in München etabliert hat, profitieren. Seine Rolle liegt ihm nahezu perfekt und versteckt viele seiner Schwächen. Zunächst mal hilft es ihm, dass er als Rechtsverteidiger mit Dayot Upamecano einen Spieler neben sich hat, der etwaige verlorene Zweikämpfe reparieren kann.
Doch auch die taktische Einbindung ist optimal für ihn. Mit dem Ball darf er oft ins Zentrum einrücken und sich offensiv mit Tiefenläufen einschalten. Das Tor gegen Union Berlin ist ein Paradebeispiel für eine seiner größten Stärken. Stanišić erkennt offensive Räume schnell und kann diese für sich oder seinen Teamkollegen nutzen.
Schaut man auf die Ballkontakte (via WhoScored), die er am Samstag hatte, fällt auf, dass viele davon in zentraleren Bereichen sind. Gerade im Angriffsdrittel ist er oft Empfänger von Pässen hinter die Abwehrkette, weil er oft versucht, die Schnittstellen anzulaufen. Damit zieht er einerseits den Raum zwischen den Ketten für Spieler wie Jamal Musiala oder Michael Olise auseinander, andererseits bindet er Gegenspieler und sorgt wie beim Führungstreffer dafür, dass er selbst gefährlich werden kann.
Stanišić ist der typische Spieler der Kategorie „macht vieles gut, aber wenig herausragend“. Gerade seine Orientierung auf dem Platz und seine Fähigkeit, die richtigen Räume für sich und andere zu erkennen, hilft ihm aber, sich qualitativ in ein Team zu integrieren, das auf nahezu allen anderen Positionen individuell nochmal besser besetzt ist.
Auch in der Champions League in Leverkusen lässt sich erkennen, wie weit er mitunter einrücken darf und kann. Dort kam er zur Pause für Konrad Laimer.
Dessen Rolle natürlich ähnlich aussieht. Interessant ist aber, dass der Österreicher nur selten gegen tiefstehende Gegner auflief. Je höher der eigene Ballbesitz, desto weniger Laimer, könnte man spekulieren. Eine Ausnahme ist beispielsweise der Auftritt gegen Benfica vergangenes Jahr.
Auch Laimer ist gut darin, diese diagonalen Läufe in die Schnittstellen anzubieten, um im Halbraum des Strafraums gefährlich werden zu können. Er kommt allerdings weniger über spielerische oder besonders spielintelligente Aspekte, als mehr über Laufstärke, Wucht und Durchsetzungsvermögen.
Hier könnte Stanišić die Chance wittern, sich auf Dauer sogar durchzusetzen. Kompany legt großen Wert auf ein sauberes Pass- und Positionsspiel. Der kroatische Nationalspieler bietet das an und hat sich in den letzten zwei Jahren nochmal weiterentwickelt, was das Thema Druckresistenz anbelangt.
Seinen größten Nachteil gegenüber Laimer hat er vermutlich in der Defensive – wobei auch das zunehmend streitbarer wird. Nach seiner Verletzung wirkte Stanišić defensiv etwas anfällig. Auch während seiner Leihe zu Bayer Leverkusen und in der Zeit zuvor beim FC Bayern hatte er neben wirklich guten und stabilen Auftritten einige dabei, in denen ihm leichtfertig Fehler unterliefen.
Je mehr er unter Kompany zum Einsatz kommt, desto stabiler wirkt er. Wenngleich man dazu erst in Zukunft ein finales Urteil abgeben kann, war es doch bemerkenswert, wie oft er defensiv einige Ansätze von Kontern der Unioner ablaufen konnte. Auch in diesem Bereich kommt ihm sein meist intelligentes Positionsspiel entgegen.
Dass Laimer nicht immer erste Wahl bei Kompany war, lässt sich auch daran ablesen, wie schnell Sacha Boey nach seinem zwischenzeitlichen Comeback wieder Minuten bekam oder dass Raphaël Guerreiro viel auf dieser Position eingesetzt wurde.
Klar ist, dass Stanišić nicht zum besten zählt, was es auf seiner Position gibt. Das ist aber weder ein Kritikpunkt an ihm, noch zwingend notwendig. Der Anspruch eines Spitzenclubs muss es immer sein die bestmögliche Mannschaft zusammenzustellen. Manchmal ist die bestmögliche Mannschaft aber eine, die individuell nicht auf jeder Position Weltklasse zu bieten hat.
Zumal der Begriff „bestmöglich“ inkludiert, dass es sich der FC Bayern nicht leisten will, in einem Sommer drei, vier oder gar fünf Weltklassespieler zu kaufen. Für eine funktionierende Mannschaft braucht es nicht selten jene Spieler, die keine Allüren haben und die im Hintergrund wichtige Aufgaben erledigen, die der breiten Masse nur selten auffallen.
Stanišić kann ein solcher Spieler sein, wenn er in den kommenden Wochen und Monaten weiter in diese Rolle wächst. Er wird sehr wahrscheinlich davon profitieren, dass Max Eberl und Co. die Baustellen des Kaders auf anderen Positionen als akuter bewerten und die Bayern somit wohl mit Laimer und Stanišić als Rechtsverteidiger in die kommende Saison gehen werden.
Es ist seine große Chance, erneut allen zu zeigen, dass in ihm mehr steckt, als ihm einst von vielen Beobachterinnen und Beobachtern zugetraut wurde. Spielt er so wie gegen Union Berlin, nämlich unaufgeregt, souverän und mit Zug nach vorn, könnte es bald auch für Laimer etwas stressiger im Kader des FCB werden.