Kommentar zum Wolfsburger Pokal-Aus: Ein Ende, das ein Neuanfang sein kann | OneFootball

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·13 febbraio 2025

Kommentar zum Wolfsburger Pokal-Aus: Ein Ende, das ein Neuanfang sein kann

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Das Ende war, wie so viele Enden, antiklimaktisch. Erneut hatte das Leben sich nicht an die richtige Dramaturgie gehalten, nicht einen schönen Spannungsbogen über vier Akte aufgebaut, um das Finale folgen zu lassen.

Die erste Wolfsburger Niederlage im DFB-Pokal seit November 2013 kam ohne Ansage, mitnichten im vollbesetzten Kölner Stadion beim Finale, sondern vor 1.284 Zuschauern an einem grauen Mittwochabend in Sinsheim. Eine Niederlage, die aus dem Blauen heraus kam, und auch von den Blauen zugefügt wurde, nämlich denen der TSG Hoffenheim. Blau, die Farbe der Melancholie, und so war dann auch die Wolfsburger Stimmung nach Abpfiff.


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Mit 0:1 verlor Wolfsburg, und das durchaus verdient. Auch das Spiel selbst hatte keinen würdigen Spannungsbogen, keine rasante Aufholjagd am Ende, keine Heldentaten, kein Torfestival, nein, schlicht und ergreifend eine verdiente 0:1-Schlappe.

Womit nun eine Serie zu Ende geht, die im deutschen Frauenfußball, aber vielleicht auch im Fußball allgemein, einzigartig war. 52 Siege, zehn Titel hintereinander, eine Dekade Dominanz im Pokal. Der Pokal war nicht nur wichtig für das Selbstbewusstsein des VfL Wolfsburg, er war das Selbstbewusstsein des VfL Wolfsburg.

Die Serie begann 2014, als im Wolfsburger Kader noch Lina Magull, Jovana Damnjanovic und Nilla Fischer standen, als Wolfsburg gerade den zweiten Meistertitel überhaupt errungen hatte, und gleichzeitig direkt auch den zweiten Titel in der Champions League. Sie begann auf dem Höhepunkt, und konnte sich doch durch sportliche Täler und Tiefen retten.

Das leise Ende der Serie passt zum langsamen Bedeutungsverlust

Wie oft waren sich Fans schon sicher, dass nun die Tage des Dominanz gezählt seien, dass die aufstrebenden Rivalinnen vom FC Bayern München am Zug seien. Aber Fehlanzeige. Die Serie endet nicht mit einem Knall, sondern mit einem bescheidenen "Plopp". So ganz überraschend kommt es aber nicht, dass dieses "Plopp" bei einem Auswärtsspiel in Hoffenheim passiert, denn dort musste Wolfsburg in jüngster Zeit viele empfindliche Niederlagen einstecken.

Und wahrscheinlich passt das "Plopp" auch besser zum langsamen sportlichen Bedeutungsverlust der Wolfsburgerinnen in den letzten Jahren als ein rasanter Knall. Es war kein plötzlicher Bedeutungsverlust, keine Wachablösung, die auf nur eine klare Niederlage gegen Bayern gefolgt wäre. Sondern ein Bedeutungsverlust auf Raten, mit der langsamen Erkenntnis, dass es zukünftig vielleicht nicht mehr für die Weltspitze reichen wird.

Somit ist das Ende der Serie nur konsequent, und dennoch schmerzt es. Weil es für Wolfsburg eben nicht nur eine Aneinanderreihung von Zahlen war, nicht nur 52 abstrakte Siege hintereinander, sondern ein Teil der DNA, der Beweis der eigenen Fähigkeit, da zu sein, wenn es sein muss. Und sicher war diese Serie auch ein Verkaufsargument nach außen, sie war ein Alleinstellungsmerkmal.

Stolz auf die Serie kann Wolfsburg trotzdem sein, der Rekord wird wohl noch lange halten. Aber ob das aktuell tröstet? "So in der Form wird sich das wahrscheinlich nie wiederholen. Umso mehr tut uns das Ausscheiden heute weh", sagte VfL-Trainer Tommy Stroot, für seine Verhältnisse schon fast ein Gefühlsausbruch.

Wolfsburg hat nun nirgends mehr Druck

Der DFB-Pokal war die letzte Bastion der Dominanz von Wolfsburg, und nun ist auch diese verschwunden. Aber gerade darin liegt auch der Trost. Für Wolfsburg gibt es nun nichts mehr zu verteidigen. Die Positionen, Jäger und Gejagter, sind nun zwischen Wolfsburg und Bayern endgültig getauscht.

Wolfsburg kann die Rolle als Jäger jetzt vollkommen annehmen, der Druck liegt nicht mehr auf ihnen. Befreit von allen Titeln kann auch heißen: befreit von allen Altlasten. Wolfsburg wurde durch die rasante Entwicklung, bei der sie nicht mehr mithalten konnten, in ihre neue Position gedrängt. Jetzt können und müssen sie die ganz annehmen. Und haben Zeit für die Entwicklung, können sich eine Übergangssaison leisten, ohne um die heilige Serie fürchten zu müssen.

Es kann auch eine dankbare Rolle sein, als Underdog zu gelten - gerade wenn man eigentlich nicht so weit entfernt ist von der Konkurrenz. Wirklich überraschend wäre es nicht, wenn der VfL Wolfsburg nächstes Jahr doch wieder in Köln den Pokal heben würde. Es ist das Ende einer Serie und das Ende einiger Illusionen, aber nicht das Ende der Welt.

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