Vertikalpass
·2 novembre 2024
Vertikalpass
·2 novembre 2024
Kapitän Atakan Karazor zollte dem Gegner Respekt nach dem glücklichen 0:0: „Leverkusen waren uns in mehreren Belangen überlegen“. Alexander Nübel, Man of the Match, sagte gar: „Das war unser schlechtestes Spiel gegen Leverkusen, wir können froh sein, dass wir nicht verloren haben.“
Neben einer leidenschaftlichen Verteidigung war es Nübel, der dem VfB den Punkt rettete. Linke Hand. Beide Fäuste. Linkes Knie. Linker Unterschenkel.
Dazu traf Leverkusen zwei Mal die Latte, schoss an den Pfosten und Jeremy Frimpong köpfte völlig frei neben das Tor. Eine Mischung aus Glück und Können verhinderte also eine verdiente Niederlage. Der VfB hatte bei weitem nicht seine beste Leistung gezeigt, aber trotzdem einen Punkt mitgenommen. „Dafür müssen wir uns nicht entschuldigen“, meine Sebastian Hoeneß achselzuckend.
Der Trainer vermisste vor allem Energie bei seinem Team. Einer, der immer Energie auf den Platz bringt, musste schon früh verletzt raus: Jamie Leweling. Der Meister presste hoch, war aggressiver als der VfB, stresste die Brustringträger ununterbrochen. Ein strukturierter Spielaufbau war kaum möglich, vor allem Anrie Chase erwies sich dort als Fehlerquelle mit einigen wilden Pässen zum Gegner. Aber: Chase blieb mutig, ließ sich von seinen Fehlern nicht runter ziehen und überzeugte vor allem gegen den Ball. Meist stand er richtig, hatte ein gutes Timing in den Zweikämpfen und blieb auch in kniffligen Laufduellen siegreich.
Nicht nur er hat viel gelitten. Die gesamte Mannschaft, das Trainerteam, die Fans auf den Rängen und vor dem TV. Das Spiel erinnerte an die Begegnung in München, weil der VfB seine Stärken überhaupt nicht ausspielen konnte. In München lag das an der taktischen Ausrichtung, in Leverkusen an der Stärke des Gegners. Was Bayer jedoch fehlte: die Abschlussqualität des Rekordmeisters.
Mit einigen Unstellungen wollte Hoeneß in der zweiten Halbzeit mehr Stabilität in den Abwehrverbund bringen: Er schob Josha Vagnoman auf links, Chase auf rechts und brachte Ramon Hendriks als Innenverteidiger. So hatte der VfB Geschwindigkeit auf beiden Außen und Hendriks’ Leidenschaft in der Mitte. Später stellte er dann mit der Einwechslung von Ameen Al-Dakhil sogar auf eine Fünferkette um.
Ramon Hendricks’ Leidenschaft und Geschwindigkeit waren ein wichtiger Faktor in der letzten halben Stunde.
Nach vorne fand der VfB nicht statt, Deniz Undav und El Bilal liefen ziemlich verloren rum, konnten keinen zweiten Ball festmachen, waren kaum eingebunden. Mit der Einwechslung von Chris Führich wurde es besser. Er war an den beiden einzigen Offensivaktionen beteiligt: Erst verfehlte nach seiner Vorlage ein Lupfer von Undav nur knapp sein Ziel (61.), dann parierte Lukas Hradecky ein Schuss Führichs aus spitzem Winkel, der Nachschuss von Angelo Stiller in aussichtsreicher Postion wurde geblockt (82.). Zum Schluss standen 2,81 zu 0,35 Expected Goals auf dem Zettel. Zu Halbzeit hatte der VfB noch nicht einmal aufs Tor geschossen. Das hat wahrscheinlich selbst Bruno Labbadia nicht geschafft.
Nübel Nübel Nübel Seine Ruhe und Souveränität gab seinen Vorderleuten Sicherheit. Sie wussten: Wenn wir einen Abschluss nicht verhindern können, ist er da. Mit gutem Stellungsspiel, Qualität im 1:1, mit hervorragen Reflexen und notfalls schaut er eben einen Ball an die Latte oder neben das Tor. Der VfB erkämpfte einen glücklichen Punkt in Leverkusen und zeigte dabei neue Qualitäten: In der Vergangenheit hätte sich der VfB entweder spät ein Gegentor gefangen – wie eigentlich zuletzt immer gegen Leverkusen – oder wäre zusammen gebrochen mit einer 0:3 Niederlage.
Aber der VfB hielt dem Druck stand. Sinnbild hierfür Anrie Chase in seinem achten Bundesligaspiel. Er machte Fehler, war sichtlich unzufrieden mit sich selbst, fiel aber nicht in sich zusammen. Er haderte nicht, sondern blieb stabil. Diese Widerstandsfähigkeit wird auch in der Champions League gegen Atalanta Bergamo gebraucht. Und ein bisschen mehr Offensive, bitte.
Zum Weiterlesen: Heute feiert eine VfB-Legende seinen 75. Geburstag: Hermann Ohlicher. Wir haben seine Bedeutung für den VfB gewürdigt.
(K)eine bittere Pille: Das VertikalGIF zum Spiel gibt es hier.
Zum Weiterfreuen: Wer die herausragende Leistung von Nübel Nübel Nübel feiern will, wir haben eine gleichnamige Tasse im Angebot.
Bilder: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images
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