90min
·22 maggio 2025
Sensation oder Klatsche? Die Tipps der 90min-Redaktion zum Champions-League-Finale

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·22 maggio 2025
Showdown in Lissabon: Am Samstag, 24. Mai, treten Arsenal und der FC Barcelona um 18 Uhr zum Champions-League-Finale 2025 an (übertragen live und kostenlos auf DAZN). Barcelona will den Titel verteidigen, Arsenal zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte die UWCL holen.
Im Halbfinale hatte Barcelona die englischen Meisterinnen, Chelsea, geschlagen, und zuvor den VfL Wolfsburg deutlich aus dem Wettbewerb geschossen. Arsenal triumphierte gegen die Rekordsiegerinnen Olympique Lyon, die zuvor Bayern besiegt hatten. Barcelona könnte sich den dritten Titel in Folge sichern, die Katalaninnen sind im Endspiel klar favorisiert. Wird Barcelona um die Ex-Wolfsburger Topstürmerin Ewa Pajor der Favoritenrolle gerecht? Die Tipps der 90min-Redaktion.
FC Arsenal 1-5 FC Barcelona
In der portugiesischen Hauptstadt könnten die Gegensätze am Samstagabend größer nicht sein: Während die Gunners nach 18 Jahren endlich wieder im Finale der UEFA Women’s Champions League stehen, haben ihre Gegnerinnen fast schon ein Dauer-Abo auf das Endspiel der Königinnenklasse abgeschlossen. Zum fünften Mal in Folge stehen die Frauen des FC Barcelona im Finale der UWCL und hoffen darauf, den vierten Titel in den portugiesischen Abendhimmel recken zu dürfen. Die Rollen sind klar verteilt: Barça ist der große Favorit, während die Arsenal Ladies als Underdogs in die Partie gehen. Bei den Fans der Londonerinnen herrscht seit geraumer Zeit ein gewisser Galgenhumor. Mit einer beeindruckenden Ironie gehen die Supporter der Gunners in die Tage vor dem Finale – mit 100-prozentiger Überzeugen glauben anscheinend nur die wenigsten an einen Sieg. "Ich habe immer davon geträumt, mit Arsenal die Champions League zu gewinnen. Das würde mir alles bedeuten, denn ich glaube, das ist am schwersten zu erreichen", erklärte Star-Spielerin Leah Williamson im Vorfeld des großen Spiels.
Und damit hat Englands Kapitänin in jedem Fall recht: Gegen die Barça-Frauen zu gewinnen, ist eine der schwersten Aufgaben im europäischen Frauenfußball. Das musste mit dem FC Chelsea auch der frisch gekürte Meister der englischen WSL im Halbfinale schmerzhaft erleben – sowohl im Hin- als auch im Rückspiel gewann die Blaugrana dominant mit 4:1 gegen die Blues. Wenn man jetzt bedenkt, dass Chelsea die letzten drei Spiele gegen Arsenal gewann und auch die englische Liga zwölf Punkte vor den Gunners abschloss, scheinen die Aussichten für Arsenal noch düsterer. Außerdem wackelt die Defensive der Londonerinnen massiv: Seit sechs Spielen konnten sie kein Clean Sheet mehr halten. Auf der anderen Seite schoss sich Barça mit 15 Toren in den letzten zwei Spielen so richtig warm und hat seit zehn Spielen keinen Punkt liegen lassen.
Natürlich beginnt auch das Champions-League-Finale von Null und am Samstag zählt nur die Tagesform der beiden Teams. Arsenal ist es durchaus zuzutrauen, dass sie alles mobilisieren und durch puren Kampfesgeist – wie beispielsweise im Halbfinale gegen Olympique Lyon – Barcelona zum Verzweifeln bringen. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die Blaugrana routiniert auftreten und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Mein Tipp ist ein klarer 5:1-Sieg für den FC Barcelona.Von Beginn an wird Barça dem Spiel seinen Stempel aufdrücken und die Gunners mit ihrem Ballbesitz-Fußball in die eigene Hälfte schnüren. Arsenal wird es zwar schaffen, sich stellenweise zu befreien und durch schnelles Umschaltspiel auch gefährlich vor das gegnerische Tor kommen, mehr als eine Bude werden sie aber nicht schießen. Der namhafte Sturm aus Pajor, Hansen oder Bonmati wird den Arsenal-Frauen aber fünf Dinger einschenken und so den dritten UWCL-Sieg in Folge sichern.
FC Arsenal 1-3 FC Barcelona
Zu dem Champions-League-Finale passt ein Zitat aus der Kiste der schönsten deutschen Fußballsprüche gut: "Wir haben keine Chance, aber die Chance, die wir haben, müssen wir nutzen, damit wir eine Chance haben." Zugeschrieben wird dieses wunderbar unsinnige Bonmot dem ehemaligen Unterhachinger Spieler Francisco Copado, der damit die Underdog-Rolle seiner Spielvereinigung gegen den BVB eindrücklich untermauern wollte. So ähnlich dürfte es auch der Arsenal-Elf gehen, die gegen die übermächtigen Favoritinnen aus Barcelona ebenfalls eine eigentlich nicht vorhandene Chance nutzen will.
Den Platz im Finale haben sich die Londonerinnen dank viel Kampfgeist und gleich zwei starken Comebacks verdient: Sowohl im Viertel- als auch im Halbfinale unterlagen sie zunächst im Hinspiel verdient, bevor sie dann in der zweiten Partie eine dominante, streckenweise sogar berauschende Vorstellung zeigten. Blöd nur, dass es im Finale kein Rückspiel gibt - die UEFA ließ sich so kurzfristig wohl nicht für eine Änderung des Reglements erweichen, eigentlich ein Katzenjammer, würden zwei Spiele doch mehr Einnahmen bedeuten!
Für Arsenal jedoch ist es nun zu spät, und die Gunners müssen sich an die kleine verbliebene Chance kümmern, die ihnen bleibt: Der FC Barcelona spielt, kein Scherz, wohl die schlechteste Saison seit Jahren. Die Kritik von der heimischen Presse und den Fans am neuen Trainer Pere Romeu war harsch, als hätte der nur jedes zweite Spiel gewonnen. Eine "emotionale Saison" sei es gewesen, sagte Barcelona-Star Caroline Graham Hansen gegenüber dem englischen Guardian, mit "Niederlagen, die weh taten". All das klingt, als gäbe es eine handfeste Krise in Katalonien; in Wirklichkeit aber verlor Barcelona diese Saison gerade mal drei Spiele - mehr als normalerweise, ja, aber das lag mehr daran, dass andere Teams aufholen und an Pech, als an einer wahrhaftigen Schwäche dieser Barça-Elf.
Auch Graham Hansen gibt sich daher bei aller leisen Kritik an der eigenen Leistung sehr selbstbewusst: "Sie mögen es, mit dem Ball zu dominieren, aber ich glaube, wir werden dennoch mehr dominieren", sagte die Norwegerin über Arsenal. Barcelonas flüssiger Fußball, mit One-Touch-Kombinationen und einer brutalen Effizienz, ist extrem schwer zu stoppen.
Das Fenster der Chance für Arsenal ist sehr klein: Die Londonerinnen müssen von Anfang an die hohe Verteidigungslinie von Barcelona durchbrechen, sie müssen die Eins-gegen-Eins-Duelle an den Außenlinien gewinnen, sie müssen höchste Konzentration gegen die Steilpässe von Aitana Bonmatí und Alexia Putellas aufbringen, und, ach ja, ein Tor schießen auch noch. Aber Arsenal ist eine Wundertüte, und sie nutzten ein fast genauso kleines Fenster der Chance gegen Lyon. Sie können auf Zweitliganiveau wie auf höchstem Level spielen, und genau das macht den Reiz dieses Finales aus. Arsenals große Schwäche, ihre Unberechenbarkeit, ist auch ihre Stärke.
Würde man eine Computersimulation von hundert Finalspielen von Arsenal gegen Barcelona anlegen, wären dabei sicher mindestens zehn Kantersiege von Barcelona dabei, aber auch einige Sensationen. Im Durchschnitt kommt man vermutlich auf ein 3:1 für Barcelona, bei dem die Favoritinnen früh 2:0 führen, Arsenal in der zweiten Halbzeit nochmal rankommt und Barça dann den Sack zumacht. Aber so wird es garantiert nicht kommen, das wäre einfach zu erwartbar für dieses unerwartete Matchup im Champions-League-Finale.