Titelarm, aber sexy: Ein türkischer Held, der immer nur Zweiter wurde | OneFootball

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Moritz Oppermann·22 ottobre 2024

Titelarm, aber sexy: Ein türkischer Held, der immer nur Zweiter wurde

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Bevor viele türkische Spieler die europäische Spitzenklasse erreichten, gab es Anfang der 2000er Jahre oft nur einen Namen, der für Weltklasse stand: Yıldıray Baştürk. Der Offensivspieler aus Herne war der erste Türke, der in einem Champions-League-Finale auflief. Mit der Nummer 10 auf dem Rücken machte Baştürk vor allem bei Bayer 04 Leverkusen auf sich aufmerksam und legte eine fast perfekte Profikarriere hin.

Doch anders als viele Spieler seines Formats gewann der kleine Techniker keinen einzigen Titel. Doch warum? Fehlte ihm einfach das Sieger-Gen, traf er schlechte Entscheidungen oder war er nur zur falschen Zeit am falschen Ort?


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📸 Marcus Brandt - Bongarts

Um der Antwort näher zu kommen, reisen wir zurück ins Jahr 1997. Yıldıray Baştürk hatte im Trikot von Wattenscheid 09 auf sich aufmerksam gemacht und zog laut Medienberichten sogar das Interesse von Bayern München und Borussia Dortmund auf sich. Doch der 1,69 Meter kleine Wirbelwind entschied sich gegen einen Wechsel zu einem Bundesliga-Schwergewicht. Stattdessen schloss er sich dem VfL Bochum an. Ein Fehler?

Zumindest, wenn es um Titel geht, denn mit dem VfL gewann Baştürk keinen Blumentopf und stieg letztlich sogar aus der Bundesliga ab. Immerhin führte er den Ruhrpott-Klub zurück ins deutsche Fußball-Oberhaus, allerdings nur als Zweiter der Saison 1999/00. Seine persönliche Karriere lief indes auch ohne Titel weiter. Bereits 1998 debütierte der Wirbelwind für die türkische Nationalmannschaft und stand weiter auf den Wunschzetteln vieler Bundesliga-Topteams.

Toppmöller Ziehsohn

Klaus Toppmöller, Anfang der 2000er Trainer von Bayer 04 Leverkusen, kannte den Spielmacher noch aus Bochumer Zeiten und überzeugte die Leverkusener Verantwortlichen schließlich, ihn zu verpflichten.

Noch Jahre später schwärmte der dribbelstarke Mittelfeldspieler von seinem Verhältnis zu Toppmöller: „Er war mein Ziehvater. Er hat mir als 18-Jährigem in Bochum das Vertrauen geschenkt und mich behutsam aufgebaut. Toppi wusste einfach, wie er mich anpacken musste. Ich habe ihm sehr, sehr viel zu verdanken.“ So wechselte Baştürk also im Sommer 2001 für 3,25 Millionen Euro vom VfL Bochum zu Bayer Leverkusen. Wie war das vorhin mit der falschen Zeit am falschen Ort?

Fabelsaison für Leverkusen

Zusammen mit der neuen Nummer 10 spielte Leverkusen eine fabelhafte Saison – erreichte das Champions-League- und DFB-Pokal-Finale und mischte bis zum Schluss ganz oben in der Bundesliga mit. Doch zum Leidwesen von Baştürk wurde in dieser Saison der Spitzname „Vizekusen“ geprägt. Denn obwohl Leverkusen in der Königsklasse sogar Manchester United schlug, wurden die Rheinländer in allen Wettbewerben „nur“ Zweiter. Unter dem Motto „Mund abputzen und weitermachen“ reiste Baştürk im Sommer 2002 mit der Türkei zur WM in Japan und Südkorea. Doch auch dort ging das Titelpech weiter.

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📸 Shaun Botterill - 2002 Getty Images

Baştürk, gleichermaßen Edeltechniker und Arbeiter, führte die „Yıldızlılar“ überraschend bis ins Halbfinale. Dort musste sich die Türkei dem späteren Weltmeister Brasilien geschlagen geben, erkämpfte sich jedoch anschließend einen historischen dritten Platz gegen Südkorea. In einem Interview mit der 'BZ' im Jahr 2004 bezeichnete der Mittelfeld-Ass diesen dritten Platz als „Riesenerfolg“. Auf die verpassten Titelchancen wollte er nicht weiter eingehen. Nun machen wir einen letzten Sprung ins Jahr 2007.

Nach seiner Zeit bei Bayer zog es den heute 45-Jährigen zu Hertha BSC. Doch nach erneut erfolgreichen, aber titellosen Jahren wollte es Baştürk noch einmal wissen und wechselte zum amtierenden Bundesliga-Meister VfB Stuttgart. Mehr Titelpotenzial geht doch eigentlich gar nicht. Leider griff der kleine Dribbler wieder daneben. Die Schwaben spielten eine unterdurchschnittliche Saison, schieden früh aus der Champions League aus und wurden in der Bundesliga nur Sechste. Baştürk fand, geplagt von Verletzungen, nie wieder zu alter Stärke zurück und beendete 2010 seine Karriere. Hätte er 1998 den Wechsel zu Bayern gewagt, wäre er wohl nie „titelarm, aber sexy“ geworden.