Treffpunkt Betze
·12 febbraio 2025
Vom Regio-Kicker zum Spielentscheider: Was Sirch so stark macht
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Treffpunkt Betze
·12 febbraio 2025
Ein Szenario, das manchem Hollywood-Drehbuchautor als zu kitschig erscheinen würde: Am 9. Spieltag trifft der strauchelnde 1. FC Kaiserslautern auf den ungeschlagenen Tabellendritten aus Paderborn. Samstagabend. Flutlicht. Und das erste Spiel in der Startelf für den unbekannten Neuzugang aus Leipzig, dessen Verpflichtung mehr Fragen als Antworten aufwarf und von manchen gar als Transfer für die U23 in die Oberliga abgetan wurde. Der FCK geht schmeichelhaft in Führung, danach drängt der Favorit auf den Ausgleich. Die Lautrer Abwehr hält, doch mit zunehmender Spielzeit wird klar: Wenn hier noch jemand trifft, jubeln die Gäste.
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Doch in der 87. Minute kommt Marlon Ritter nach einer Ecke auf dem Flügel noch einmal an den Ball. Ritter lässt den Ex-Lautrer Götze stehen, läuft bis zur Grundlinie und findet Hanslik, dessen Schuss mit der Hacke nach einer Abwehraktion genau vor die Füße von Luca Sirch fällt. Sirch schiebt aus kurzer Distanz ein und sorgt für die Entscheidung. Der Jubel vor der explodierenden Westkurve ist grenzenlos, die ganze Mannschaft kommt zum Gratulieren und Feiern. Was Sirch später als "schönes Gefühl“ beschreibt, ist der Startschuss für eine Entwicklung, die für den 25-Jährigen und die Roten Teufel alle Erwartungen sprengt.
Der gebürtige Augsburger ging einen Weg, der in Zeiten von Nachwuchsleistungszentren und Scouting als äußerst selten bezeichnet werden kann. Mit 16 Jahren wechselte Sirch zur U17 des FC Memmingen und debütierte zwei Jahre später in der Regionalliga Bayern. In der folgenden Saison avancierte der Defensivmann zum Stammspieler und wechselte zu Lok Leipzig. Dort avancierte "Sircho“ zum absoluten Schlüsselspieler, sammelte Unmengen an Scorerpunkten und wechselte nach einer Saison mit 13 Toren und fünf Vorlagen - wohlgemerkt als Defensivspieler - ablösefrei in die Pfalz. Die Stimmen sind zu diesem Zeitpunkt gewohnt kritisch. Uffm Betze wird zwar ein Sechser gesucht, aber nur wenige glauben, ihn in Sirch gefunden zu haben. Auch Cheftrainer Markus Anfang setzt zunächst auf andere, im 4-3-3 des Trainers ist kein Platz für den Neuen. In den ersten sechs Saisonspielen steht der 25-Jährige nicht einmal im Kader, hält sich stattdessen bei der U23 in der Oberliga fit.
Für die Roten Teufel läuft die Saison alles andere als rund. Nach den Pflichtsiegen gegen die Aufsteiger aus Münster und Ulm verlieren die Pfälzer gegen Berlin und Hannover, lassen gegen den HSV zwei Punkte liegen und kommen beim Tabellenletzten in Regensburg nicht über ein 0:0 hinaus. Beim Auswärtsspiel in Elversberg gibt Luca Sirch zwar sein Zweitligadebüt, dennoch verliert der FCK und geht mit viel Frust und fünf sieglosen Spielen in die Länderspielpause. Doch in dieser soll sich alles ändern.
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Markus Anfang verwirft seine bevorzugte Viererkette und setzt in besagtem Spiel gegen Paderborn erstmals auf ein 3-4-1-2. Plötzlich winkt Sirch die Chance von Beginn an. Das Betze-Debüt des 25-Jährigen ist ein voller Erfolg, ebenso wie die Umstellung. Gegen Tabellenführer Düsseldorf gelingen die nächsten drei Punkte, auch gegen Magdeburg zeigen die Pfälzer eine gute Leistung, Sirch steuert einen Assist bei. Seit dieser magischen Nacht gegen Paderborn kommen die Roten Teufel immer besser in Schwung, selbst Dämpfer wie gegen Darmstadt und Köln scheinen wirkungslos. Sirch steht in jedem Spiel in der Startelf und erlebt mit den Lautrern einen Höhenflug, der noch nicht zu Ende zu sein scheint. In der "Luca-Sirch-Tabelle“, also der Summe aller Spiele, in denen der Neuzugang in der Startelf stand, führt der 1. FC Kaiserslautern mit 29 Punkten.
Während manch einer täglich zur Arbeit pendelt, pendelt Luca Sirch auf der Arbeit. Genauer gesagt zwischen der Abwehr und dem Mittelfeld der Roten Teufel. Gräbt man tiefer in den gängigen Statistikportalen, fällt es schwer, den Defensiv-Allrounder zu vergleichen. Denn der 25-Jährige wird meist als Innenverteidiger eingestuft, spielt aber keineswegs wie einer. Vielmehr ist der Neuzugang ein Sechser, der vor allem eine Aufgabe hat: die Ballverteilung. Im Vergleich zu allen anderen Mittelfeld- und Abwehrspielern der Liga liegt die Nummer 31 mit 65,7 gespielten Pässen pro 90 Minuten auf Platz neun, davon 56,1 angekommen - Platz zwölf im ligainternen Vergleich.
Das sind Spitzenwerte für einen FCK-Spieler, ebenso wie bei den Großchancen pro 90 Minuten, wo Luca Sirch mit 0,55 ebenfalls unter den Top Ten rangiert. Dabei bringt der Senkrechtstarter eine enorme Sicherheit mit. Noch kein einziger Fehler, der zu einem Torschuss führte, ging auf das Konto des Neuzugangs. Hinzu kommt eine ordentliche defensive Zweikampfquote von 72,1 Prozent, die selbst einen Boris Tomiak (60,75 Prozent) in den Schatten stellt. Zwar führt Luca Sirch in seiner Rolle weniger und vermutlich auch leichtere Zweikämpfe, dennoch zeigt die Statistik, dass der Spielmacher keine Schwachstelle in der FCK-Defensive offenbart, auch wenn sein Profil klar auf das Spiel mit dem Ball ausgelegt zu sein scheint.
Eine Fähigkeit, die der gebürtige Augsburger in den letzten Spielen weiter ausgebaut hat, ist seine Torgefährlichkeit. Gegen Münster und Berlin traf Sirch jeweils zum Endstand, beide Spiele hätte der FCK ohne diese Tore nicht gewonnen. Vielleicht hat Luca Sirch auch einfach nur Glück und steht oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber schon Hermann Gerland wusste: "Immer Glück ist Können“. Bleibt abzuwarten, ob der Senkrechtstarter noch eine weitere Fähigkeit auf die Klaviatur legen kann, um sich noch wichtiger zu machen, als er es ohnehin schon ist. Denn der Turnaround des 1. FC Kaiserslautern und die Erfolgsgeschichte von Luca Sirch haben einiges gemeinsam: Beide bedingen sich gegenseitig und waren so nicht vorhersehbar.
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