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·06 de abril de 2025

Brückenschlag 120: Barcelona an der Ostsee

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Als die DDR am Ende war, drehte Hansa Rostock richtig auf. 1991 gewann das Team von Uwe Reinders die finale Austragung des FDGB-Pokals und die letzte ostdeutsche Meisterschaft. Damit qualifizierten sich die Kicker von der Ostsee für den Europapokal der Landesmeister und zogen gleich in Runde 1 das ganz große Los.

Die DDR war seit dem 3. Oktober 1990 Geschichte, doch die Fußballwettbewerbe des selbsternannten Arbeiter- und Bauernstaates gingen noch in eine letzte Runde. In der Saison 1990/91 sollte ermittelt werden, wer künftig welche Rolle im gesamtdeutschen Ligasystem spielen würde. Rostock hatte sich für das entscheidende Jahr nicht nur mit dem jungen, ehrgeizigen Trainer Uwe Reinders und dem amerikanischen Nationalspieler Paul Caliguri verstärkt, sondern auch einen bekannten Klebstoffproduzenten als Trikotsponsor gewonnen.


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Ansonsten taten aber vor allem Kicker aus der Region Dienst auf der Hansa-Kogge. Und das mit herausragendem Erfolg, denn nach 26 Spieltagen qualifizierte sich Rostock als Meister der „NOFV-Oberliga“ zusammen mit dem Zweitplatzierten Dynamo Dresden für die Fußball-Bundesliga. Den Sieg im Finale des allerletzten FDGB-Pokal-Wettbewerbs (1:0 gegen Eisenhüttenstädter FC Stahl) gab es obendrauf und die Teilnahme am ebenfalls letzten Europapokal der Landesmeister, der ein Jahr später Champions League heißen sollte, war das Sahnehäubchen eines unglaublichen Jahres.

Gleich in der ersten Runde wurden die Schützlinge von Uwe Reinders dem FC Barcelona zugelost. 2:0 wollte Uwe Reinders im Camp Nou gewinnen – selbstverständlich ohne das bewährte Konzept der fußballerischen Heimatverbundenheit über Bord zu werfen. In der Startelf, die am 18. September 1991 zu einem der größten Spiele der Vereinsgeschichte antrat, standen neben drei Tschechen und einem Stuttgarter vier gebürtige Rostocker, ein Erfurter, ein Ost-Berliner und ein Stürmer aus dem Vogtlandkreis.

Auf der anderen Seite befanden sich 68.000 Zuschauer, Startrainer Johan Cruyff und Legenden wie Zubizarreta, Ronald Koeman, Michael Laudrup, Hristo Stoichkov und – in seinem ersten Europapokalspiel – ein defensiver Mittelfeldspieler namens Pep Guardiola. Kein echtes Wunder also, dass die Überraschung ausblieb. Michael Laudrup traf zweimal, Jens Dowe unterlief ein Eigentor und somit schien das Duell bereits entschieden.

Der Hansa-Vorstand rief für das Rückspiel trotzdem einen Topzuschlag von bis zu 100 DM auf – wahrlich kein Pappenstiel im Jahr 1990, schon gar nicht im Ostteil des wiedervereinigten Deutschlands. Der Versuch, die Preise kurzfristig wieder zu reduzieren, half nicht, am Ende fanden nur 8.500 Zuschauer den Weg ins Ostseestadion. Leider, muss man rückblickend sagen, denn Hansa Rostock gelang gegen die übermächtigen Katalanen mehr als ein Achtungserfolg. Nach gut einer Stunde traf Michael Spies per Flugkopfball zum 1:0 für die Hausherren, die den knappen Vorsprung über die Zeit brachten.

Barcelona kam trotzdem weiter und bezwang in Runde 2 auch den westdeutschen Vertreter aus Kaiserslautern. Ohne durchgängig zu glänzen, erreichte Barça schließlich das Finale und krönte sich nach einem knappen 1:0 gegen Sampdoria Genua zum letzten Europokalsieger der Landesmeister. Für Hansa Rostock nahm die Saison kein erfreuliches Ende. In der gesamtdeutschen Bundesliga wurde der letzte ostdeutsche Meister nur 18. und stieg mit den Stuttgarter Kickers, dem MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf ins Fußball-Unterhaus ab. 1995 kehrte die Hans-Kogge allerdings wieder zurück und blieb diesmal für zehn Jahre in der Beletage.


Text: Thorsten Stegemann

Bild: Michael Spies trifft per Flugkopfball zum 1:0 für Hansa Rostock gegen den FC Barcelona © IMAGO / Rainer Schulz

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