Treffpunkt Betze
·19 de março de 2025
Der FCK ist noch nicht so weit. Und das ist auch okay!

Treffpunkt Betze
·19 de março de 2025
Die Saison 2024/25 des 1. FC Kaiserslautern ist von Kontrasten geprägt. Auf der einen Seite eine gut dokumentierte Weiterentwicklung, auf der anderen Seite wachsende Erwartungen und kritische Stimmen - vielleicht sogar über das realistische Maß hinaus. Doch betrachtet man die Ereignisse der Vorsaison, spielt der FCK nicht eigentlich eine richtig gute Saison?
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Rückblende: Wir schreiben den 26. Spieltag der Saison 2023/24. Friedhelm Funkel hatte erst vor fünf Wochen das Traineramt übernommen. Nachdem der Plan mit Dimitrios Grammozis gescheitert war, sollte Feuerwehrmann Funkel den Verein vor dem Abstieg bewahren. Mit einem hart erkämpften Punkt in Hannover hielten die Lautrer ihre Hoffnungen auf den Klassenerhalt am Leben. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Der FCK schaffte nicht nur den Ligaverbleib, sondern krönte eine desaströse Saison mit dem sensationellen Einzug ins DFB-Pokalfinale.
Trotz des versöhnlichen Endes blieb die Spielzeit 2023/24 von strategischen und personellen Fehlentscheidungen geprägt. Mit der Verpflichtung von Markus Anfang als Cheftrainer setzte die sportliche Leitung auf einen Richtungswechsel: Thomas Hengen wollte weg vom defensiv orientierten Fußball, für den Funkel und zuvor auch Dirk Schuster standen. Der FCK sollte agiler werden, mehr Ballbesitz haben, mehr spielerische Lösungen finden und vor allem wieder für attraktiven Fußball auf dem Betzenberg sorgen.
Dank der verbesserten finanziellen Situation konnte der 1. FC Kaiserslautern im vergangenen Sommer erstmals seit Jahren alle Leistungsträger halten. Mit Ausnahme von Tymoteusz Puchacz, der ohnehin nur ausgeliehen war, verließen vor allem Spieler den Verein, die den Kader in der Breite verstärkten. Der Abgang von Philipp Hercher bleibt bis heute unverständlich. Gerade im aktuellen 3-4-2-1 (bzw. 3-4-1-2) hätte er seine Stärken als Außenbahnspieler optimal einbringen können.
Hengen und Anfang vermieden bisher eine konkrete Zielsetzung. Vielmehr wurde der Cheftrainer nicht müde, von einer stetigen sportlichen Weiterentwicklung zu sprechen, die er im Blick habe. Ergebnisse und Tabellenplätze seien dabei zweitrangig. Als Außenstehender mag man sich darüber streiten, wann eine spielerische Entwicklung einsetzt. Klar ist aber, dass die objektiven Zahlen diese Entwicklung durchaus belegen. Bis zum 8. Spieltag der aktuellen Saison holten die Pfälzer neun Punkte, in der Rückrunde waren es zum selben Zeitpunkt bereits 17.
Auch im Vergleich zur Vorsaison ist eine Steigerung zu erkennen: Am 26. Spieltag der Saison 2023/24 hatte der FCK ein Torverhältnis von -9, aktuell sind es +6. Die Lautrer schossen mehr Tore (46. vs. 42) und kassierten auch weniger (40 vs. 51). Außerdem steigerten die Roten Teufel ihre Passquote von 78,3 auf 82,7 Prozent. Auch wenn sich die durchschnittliche Laufleistung unter Markus Anfang nicht verbessert hat, stieg dennoch die Anzahl der Sprints pro Spiel von 191 auf 199 und die intensiven Läufe von 568 auf 633 (Quelle: bundesliga.de). Und obwohl die Defensive nach wie vor das Sorgenkind ist, blieben die Pfälzer in dieser Saison bereits achtmal ohne Gegentor (zum Vergleich: in der Saison 2023/24 gab es in der gesamten Spielzeit zwei zu Null-Spiele).
Doch nicht alle Statistiken bestätigen den positiven Trend. Die Anzahl der Torschüsse, die Zweikampfquote und die Flanken aus dem Spiel heraus haben sich unter dem neuen Trainer nicht verbessert. Letzteres ist wohl dem invers geprägten Spiel unter Anfang geschuldet sowie der Tatsache, dass sich weder Wekesser und Kleinhansl noch Zimmer, Gyamerah oder Ronstadt auf den Außenbahnen nachhaltig durchsetzen konnten. Hinzu kommt, dass der FCK nach wie vor zu wenig aus seinem grundsätzlich gesteigerten Ballbesitz macht. Vor allem im gegnerischen Strafraum liegen die Pfälzer weit abgeschlagen auf Platz 15. Ein Beleg dafür sind auch die immer wieder weit geschlagenen Bälle auf Ache, die durch zu große Lücken im Mittelfeld unvermeidbar werden.
Aber: Veränderungen, wie sie Markus Anfang anstrebt, brauchen im Fußball immer ihre Zeit - besonders bei einem Kader, der im Kern gleich geblieben ist und zuvor meist durch Umschalt- und Konterfußball zum Erfolg kam. Und trotzdem ist hervorzuheben, dass die Roten Teufel seit der Umstellung von Vierer- auf Dreierkette 34 Punkte geholt haben. Das bedeutet Platz zwei in der Formtabelle seit dem 9. Spieltag - nur der 1. FC Köln hat einen Punkt mehr geholt. Und gerade diese taktische Umstellung ist als weiteres Indiz dafür zu werten, dass Markus Anfang bereit war, von seiner ursprünglichen Idee abzuweichen und die Mannschaft nicht mehr nach seiner bevorzugten Spielweise, sondern nach ihren Stärken aufzustellen. Hinzu kommt, dass sich auch Spieler seit Saisonbeginn weiterentwickelt haben. Dazu zählen unter anderem Daniel Hanslik, Luca Sirch oder Filip Kaloc.
Trotz der beiden Niederlagen zum Ende der Hinrunde schien der FCK Lunte gerochen zu haben. Die Winterpause wurde garniert mit klugen und vor allem konstengünstigen Verstärkungen (Bauer, Breithaupt, Alidou, Ranos). Der Matchplan war klar: Wenn die zweite Liga so ausgeglichen ist, dann versuchen wir unser Glück ebenfalls. Dieser ambitionierte Versuch, eine Spitzenmannschaft zu formen, weckte im Umfeld nicht nur neue Erwartungen, sondern erhöhte auch den Druck und damit das Frustpotenzial. Es folgten vier Siege zu Beginn der Rückrunde, die den FCK wieder in die Spitzengruppe der zweiten Liga katapultierten. Die ersten Gazetten brachten die Roten Teufel mit dem Aufstiegskampf in Verbindung, dann ein Interview mit SPI-Sprecher Axel Kemmler, der den Aufstieg als greifbare Chance forcierte. Ob der FCK in dieser Saison das Etikett einer Spitzenmannschaft je erreicht hat, bleibt allerdings fraglich.
Zweifellos haben die Lautrer mit den Spielen in Hamburg und Paderborn sowie gegen Elversberg gezeigt, dass sie sich mit den Schwergewichten sehr schwer tun. Aber auch hier zeigt sich eine Entwicklung unter Markus Anfang. Während die Pfälzer in der Vergangenheit oft gegen Kellerkinder strauchelten, präsentierten sie sich diesmal gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte äußerst souverän. Dies und die Ergebnisse gegen die Spitzenmannschaften sind ein Beleg dafür, dass sich die Roten Teufel zwar weiterentwickelt haben, aber noch keine Spitzenmannschaft sind.
Dass die Pfälzer noch realistische Aufstiegschancen haben, liegt vor allem an der Ausgeglichenheit der zweiten Liga. Diese scheint zugleich die Erwartungshaltung angeheizt zu haben und könnte erklären, warum so mancher FCK-Fan trotz der positiven Entwicklung unzufrieden ist. Und das ist schade. Denn auch wenn andere Vereine deutlich bessere Chancen auf den Aufstieg haben und es den Lautrern immer noch nicht gelungen ist, die vielen individuellen Fehler abzustellen: Alles in allem spielt der FCK bislang eine richtig gute Saison und hat sogar die Chance, in der TV-Geld-Tabelle an Hannover, Nürnberg oder dem KSC vorbeizuziehen und damit seine Einnahmen deutlich zu steigern.
Sollten die Pfälzer ihren bisherigen Schnitt von 1,65 Punkten pro Spiel bis zum Saisonende halten können, sollte man angesichts der sportlichen Situation, in der sich der FCK im Mai 2024 befand, mit etwa 54-55 Punkten mehr als zufrieden sein - und vielleicht auch die Entwicklung anerkennen, die dieser Verein genommen hat. Vom insolventen Fast-Absteiger in die Regionalliga im Jahr 2021 zu einem Verein, der seine wirtschaftliche Stabilität wiedererlangt hat und vier Jahre später sportlich in der Lage ist, stellenweise mit den Top 5 der zweiten Liga mitzuhalten. Wer hätte das vor drei Jahren gedacht?