FC Bayern München
·29 de março de 2025
Heimsieg gegen Pauli macht Mut für kommende Aufgaben

FC Bayern München
·29 de março de 2025
Es hatte ja durchaus ein paar Fragezeichen gegeben vor diesem Aufeinandertreffen mit dem FC St. Pauli: Wie würde FC Bayern-Cheftrainer Vincent Kompany auf die Verletzungen von Alphonso Davies und Dayot Upamecano personell und taktisch reagieren? Wie würde der Tabellenführer insgesamt den Ausfall seiner zwei Leistungsträger unter der Woche verkraften? Und wie lange würde es dauern, nach der Länderspielpause und zuletzt zwei sieglosen Partien in der Bundesliga und obendrein zusätzlichem Druck aus Leverkusen, das am Vortag bis auf drei Punkte an den Tabellenführer herangekrochen war, wieder in den gewohnten Rhythmus zu finden?
„Gerade in der Phase nach der Länderspielpause ist es wichtig, wieder gut reinzukommen“, hatte auch Sportdirektor Christoph Freund unterstrichen. Zunächst schien es auch, als knüpfe der FC Bayern hellwach und präsent nahtlos an die Zeit vor den Länderspielen an – nach etwa einer Spielminute bediente Joshua Kimmich Leon Goretzka, dessen wuchtigen Kopfball im Nieselregen Pauli-Keeper Nikola Vasilj gerade noch so parieren konnte. Dass man sich da vielleicht ein wenig zu früh gefreut hatte, der Bayernmotor doch noch nicht auf Betriebstemperatur gekommen war, mussten die 75.000 in der ausverkauften Allianz Arena wenig später herausfinden: Jonas Urbig, der wieder für den an der Wade verletzten Kapitän Manuel Neuer zwischen den Pfosten stand, kratzte mit den Fingerspitzen eine lange Flanke der Gäste gerade noch so über die Querlatte (8. Minute).
Die Torschützen des FC Bayern gegen St. Pauli: Leroy Sané (2) und Harry Kane!
Die Souveränität, die Überlegenheit, die Selbstverständlichkeit – all das fehlte dem Bayernspiel in der ersten Hälfte noch. „Die erste Halbzeit haben wir nicht gut gespielt“, fand auch Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen später – diese Tatsache impfte dem FC St. Pauli Minute für Minute, Aktion für Aktion zunehmend mit Mut. Erst recht, als nach 14 Minuten die Querlatte dem FC Bayern helfen musste, als Jackson Irvine eine Freistoßflanke gefährlich aufs Heimtor geköpft hatte. Vielleicht waren die Gäste, die immerhin als einer der defensivstärksten Bundesligisten nach München gekommen waren, derart überrascht ob ihren Tormöglichkeiten gegen den Tabellenführer, dass sie ausgerechnet in ihrem Prunkstück plötzlich unkonzentriert wurden: Verteidiger Siebe Van der Heyden wurde von Jamal Musiala im Spielaufbau unter Druck gesetzt und verlor den Ball an den Bayern-Angreifer. Der konnte trotz hohem Druck auf Michael Olise weiterleiten, dessen flache, scharfe Hereingabe Torjäger Harry Kane aus neun Metern unbedrängt zur 1:0-Bayernführung verwertete. Es war bereits das 22. Saisontor für den Engländer, der gleichzeitig eine kleine Flaute seit Februar in der Bundesliga beendete: 340 Minuten hatte der 31-Jährige nicht mehr getroffen. Obendrein bedeutete das Tor gegen den FC St. Pauli ein bisschen Kane-Geschichte: Nur gegen den Kiezclub hatte der Torjäger bislang in der Bundesliga noch nicht getroffen. „Ich glaube der Unterschied war heute, dass Bayern uns keine Geschenke verteilt hat - und wir leider schon“, meinte der Hamburger Angreifer Elias Saad später.
Der Treffer gab dem FC Bayern aber nur kurzzeitig Sicherheit, es schien, als habe die Führung die Gastgeber endlich wieder auf das gewohnte Siegergleis gehoben. Raphaël Guerreiro, der für Davies in seinem 200. Bundesligaspiel beginnen durfte, scheiterte aber ebenso wie Joshua Kimmich mit einem Fernschuss und Olise aus kurzer Distanz.
Machte mächtig Dampf in der FCB-Offensive und bereitete zwei Treffer vor: Michael Olise.
Gerade, als man meinte, das 2:0 wäre sicher nur noch eine Frage der Zeit, erspielte sich St. Pauli aufgrund aggressiver Zweikampfführung plötzlich Möglichkeiten. Immer wieder brachen die Gäste auf den Außenbahnen durch, konnten gefährlich aus dem Halbfeld flanken. Eine flache Hereingabe von Rechtsaußen war es dann auch, die den nicht einmal unverdienten Ausgleich brachte: Manolis Saliakas nutzte Abstimmungsprobleme im Zentrum des FC Bayern und fand Saad, der aus nächster Nähe traf (27.). Der FC Bayern suchte vergeblich nach dem Zugriff, nach der Giftigkeit und besaß mit 70:30 Prozent zwar viel mehr Ballbesitz als die Gäste, jedoch mit 40:60 Prozent die entscheidenden, fehlenden Prozent in der Zweikampfstatistik. Die erneute Führung durch Harry Kane zählte obendrein nicht: Der Stürmer hatte im Abseits gestanden (29.).
Der nicht gegebene Treffer bedeutete dennoch einen entscheidenden Weckruf: Olise und Musiala rissen zunehmend die Offensive an sich. Erst lupfte Musiala den Ball noch nach feinem Chip-Pass von Olise am Gästekeeper vorbei – jedoch auch am Pauli-Tor. Dann tanzte Musiala auf der Auslinie im Strafraum Eric Smith sehenswert aus, Leroy Sanés nachfolgender Versuch klärte Van der Heyde aber irgendwie noch vor der Torlinie für seinen bereits geschlagenen Keeper (35.). Doch auch, wenn der FC Bayern die nun zwingerenden Möglichkeiten besaß, lebte St. Pauli noch immer von seinen gefährlichen Vorstößen. Die meisten davon konnte Eric Dier, der Upamecano in der Innenverteidigung ersetzte, mal akrobatisch, mal unorthodox, mal kompromisslos entschärfen. Dennoch ging es mit einem 1:1 aus dem Münchner Nieselregen unzufrieden in die Kabinen.
Aus denen kam dann der FC Bayern endlich zwingender und abgeklärter zurück aufs Feld. Nur acht Minuten dauerte es, bis Jonas Urbig einen scharfen, langen Ball Richtung Kanes Kopf an der Mittellinie trat, dessen Ablage nahm der überragende Olise volley und schickte ihn in den Lauf des enteilten Sané. Der Nationalspieler nahm Maß und ließ Vaselj keine Abwehrchance: 2:1 – es war gleichzeitig das achte Saisontor Sanés sowie der neunte Assist von Olise. „Ich hatte sehr wenig Zeit zum Nachdenken, habe mich aber von Anfang an sehr wohl hier gefühlt“, erklärte Urbig seinen fehlerlosen Auftritt. Den er hingelegte, „weil die Mannschaft mich wirklich sehr, sehr gut aufgenommen hat“.
Und der Treffer half dem FC Bayern nun, die Spielkontrolle komplett an sich und Lücken in Paulis Defensive zu reißen. Zwar scheiterte Olise mit rechts wuchtig am Außennetz, Musiala verpasste eine scharfe Hereingabe per Grätsche nur knapp und dann half auch noch die Querlatte St. Pauli, als Jamal Musiala von Sané bedient worden war, Vaselj den Schuss aber noch an die Unterkante lenken konnte (68.). Plötzlich aber war es der FC Bayern, der nun auch die Zweikampfstatistik beherrschte (56:44). „St. Pauli ist schon die ganze Saison über ein sehr gut organisiertes Team. Sie kassieren wenig Gegentore und lassen wenig Chancen zu“, sagte Coach Vincent Kompany: „In der ersten Halbzeit haben wir leider etwas viel zugelassen, aber besonders in der zweiten Halbzeit haben wir uns gute Chancen erarbeitet. Mit dem Ergebnis und der Performance bin ich insgesamt zufrieden.“
Als Kane im Doppelpass mit Olise nun die komplette Gästedeckung wie mit einem Brecheisen auseinanderhebelte, sprang auch noch das 3:1 heraus: Den folgenden Querpass in Zwei-gegen-Eins-Situation des Torjägers schob Sané zu seinem vierten Bundesliga-Doppelpack über die Torlinie (70.). „Wir haben es gut gemacht, waren das dominantere Team und waren 3:1 in Führung“, meinte Kane. Neun Saisontore waren Mitspieler Sané zudem bislang noch nie gelungen. Und der FC Bayern war nun vollends im Rhythmus: Mit Spielfreude und Leichtigkeit kombinierten sich die Münchner ein ums andere Mal nach vorn, ließen aber die Chancen zum vierten Tor liegen. „Die erste Halbzeit haben wir nicht gut gespielt, in der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht, hätten das eine oder andere Tor mehr schießen können“, sagte Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen. „Dass es zum Schluss nochmal spannend wird, hätte ich nicht haben müssen.“ So verpasste der FC Bayern das 4:1 auch, als der eingewechselte Hiroki Ito sich auf links auf und davon gemacht hatte, seine kluge Ablage auf Musiala konnte der Wirbelwind aber nicht mehr aufs Tor bringen.
Es schien alles auf einen souveränen 3:1-Heimsieg hinauszulaufen, bis sich Ito ohne Gegnereinwirkung verletzte und raus musste. „Er hat etwas im gleichen Fuß gespürt, in dem er die Saison schon Probleme hatte, aber wir müssen die Untersuchungen abwarten“, meinte Kompany nach dem Spiel. Der FC Bayern musste die Nachspielzeit also in Unterzahl beenden – und St. Pauli wusste das postwendend zu nutzen: Einen wuchtigen, abgefälschten Schuss konnte Jonas Urbig noch sehenswert mit Glanzparade abwehren, beim nächsten freien Versuch, als Lars Ritzka nach Dribbling aus der eigenen Hälfte nicht zwingend genug bedrängt wurde, zappelte der Ball in der dritten Minute der Nachspielzeit noch einmal zum 2:3-Endstand im Netz.
„Das späte Gegentor und die Verletzung von Ito sind natürlich ärgerlich“, meinte Harry Kane, „so waren die letzten Minuten etwas hektisch. Aber es ist gut, dass wir mit einem Sieg zurück in die Bundesliga gestartet sind – das ist ein gutes Gefühl.“ Am elften Bundesligaheimsieg aus dem zwölften Heimspiel rüttelte das nämlich nichts mehr – kein Verein in den fünf großen Ligen Europas besitzt wettbewerbsübergreifend aktuell eine höhere Siegquote als die Münchner (86 Prozent). „Dass wir die sechs Punkte Vorsprung gehalten haben, war wichtig. Es ist ein knappes Ding in der Meisterschaft, es war sehr wichtig heute und wir sind sehr froh, dass wir gewonnen haben“, so Dreesen. Und Präsident Herbert Hainer ergänzte: „Ich bin zufrieden. Am Ende des Tages haben wir gewonnen, sind sechs Punkte vorne und müssen schauen, dass das bis zum Saisonende reicht.“
Die meisten Antworten auf die drängenden Fragen waren also mit dem Heimsieg beantwortet worden. „Wir haben wieder zwei Gegentore bekommen, das müssen wir abstellen“, fand Sportdirektor Christoph Freund dennoch: „Solche Spiele müssen wir souveräner zu Ende bringen. Entscheidend ist, dass wir auf uns selbst schauen.“ Und dieser Blick in den Spiegel, der darf Mut für die kommenden Aufgaben machen: Mit 65 Punkten nach 27 Partien spielt der FC Bayern München seine beste Bundesliga-Saison seit sieben Jahren.
Die Stimmen zum Heimspiel gegen St. Pauli: