LIGABlatt
·18. Oktober 2023
LIGABlatt
·18. Oktober 2023
Im zweiten Spiel der USA-Reise und unter der Ägide des neuen DFB-Trainers Julian Nagelsmann kam die deutsche Mannschaft gegen Mexiko nicht über ein 2:2 hinaus. Während sich weiterhin mehrere gute Ansätze zeigten, wahren auch einige altbekannten Probleme ersichtlich – vor allem bei der Restverteidigung. Dennoch wollen wir jeden deutschen Spieler einzeln unter die Lupe nehmen und schauen, wie sich jeder geschlagen hat.
Marc-André ter Stegen: Auch wenn Mexiko viel Gefahr ausstrahlte, schossen die Mittelamerikaner nur selten direkt aufs Tor. Zwei dieser Schüsse waren allerdings drin, wobei Marc-André ter Stegen jeweils keine wirkliche Schuld an den Gegentoren angelastet werden kann. Bei allen anderen Abschlüssen aufs Tor war er aber zur Stelle. Dennoch strahlte der Barcelona-Keeper nicht die gewohnte Sicherheit aus und spielte einige untypisch ungenaue Pässe. (Note: 3,5)
Niklas Süle: Der Dortmunder Innenverteidiger durfte an diesem Abend hinten rechts ran, wo er eigentlich mit Arbeitswille, weiten Wegen und guter Antizipation im Spiel gegen den Ball auffiel. Auch wenn sein sonstiges Spiel soweit ganz gut war, sah der 28-Jährige bei beiden Gegentoren nicht gut aus: Beim ersten ging er nicht zum Tackling runter, um die Flanke zu verhindern, beim zweiten blieb er nicht nahe genug am Gegenspieler, um diesen am Kopfball zu hindern. Als Abwehrspieler kommt es eben auf solche Momente an. Nach 59 Minuten wurde Süle dann durch Malick Thiaw ersetzt. (Note: 3,5)
Jonathan Tah: Man sah deutliche Verbesserungen im Vergleich zum USA-Spiel, was wohl nicht zuletzt dem geschuldet sein dürfte, dass der Leverkusener auf seiner bevorzugten Position in der Innenverteidigung agieren durfte. Tah spielte zwar unauffällig, das war aber gut: Dem 27-Jährigen unterliefen keine gravierenden Fehler, er blieb oft eng am Gegenspieler und sorgte so dafür, dass die Mexikaner nicht mehr Chancen hatten. Dennoch gab es ab und an kommunikative Missverständnisse mit seinen Mitspielern. (Note: 2,5)
Antonio Rüdiger: Der Torschütze des 1:0 für Deutschland hatte einen wechselhaften Abend: Zwar fiel er freilich durch seinen Treffer sowie durch seine kämpferischen Leistungen auf, dennoch agierte der Abwehrmann von Real Madrid an einigen Stellen etwas unglücklich, wie vor dem 1:1 als er den Ball nicht richtig geklärt bekommt. Auch sonst hatte man das Gefühl, der 30-Jährige ließ sich etwas zu leicht überspielen. (Note: 2,5)
Robin Gosens: Der Linksverteidiger von Union Berlin hat offensichtlich den Kampf um seinen Stammplatz hinten links in der Abwehr mit allen Mittel angenommen: Wieder einmal sehr laufstark und zweikampffreudig, blieb der 29-Jährige meist auf seiner linken Bahn, zog aber immer wieder auch nach innen, um vor allem im Spiel gegen den Ball seine Kollegen zu unterstützen. Bei Ecken von rechts wurde es mehrfach gefährlich, als Gosens die Eckbälle per Kopf verlängerte. So bereitete der Schienenspieler auch das 1:0 durch Antonio Rüdiger vor. Damit konnte er in beiden Spielen gegen die USA und Mexiko jeweils einen Assist sammeln. Nach einem rustikalen Einsteigen, für dass Gosens zurecht die Gelbe Karte sah, wurde er in der 65. Spielminute durch David Raum ersetzt. (Note: 2)
Pascal Groß: Der Sechser von Brighton & Hove Albion ging etwas angeschlagen in die Partie, weshalb er nur die erste Halbzeit spielen durfte. Hier wirkte er im Mittelfeld der Deutschen aber als Ruhepol, der mit viel Übersicht selbst oft anspielbar war und auch immer wieder gute Verlagerungen auf die Außen spielte. Nur offensiv schaltete der 32-Jährige sich nicht so viel ein, wie noch gegen die USA. Seine Defensivarbeit sah aber sehr ordentlich aus und durch geschicktes Stellungsspiel sowie durch eine gewisse Intensität in den Zweikämpfen zwang er die Mexikaner, ihr Angriffsspiel auf die Außenstürmer zu verlagern. (Note: 2,5)
İlkay Gündoğan: Der neue Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft scheint seine Führungsrolle angenommen zu haben. Auch heute war der 32-Jährige wieder Dreh- und Angelpunkt der DFB-Elf auf dem Platz, wobei er diesmal deutlich defensiver eingebunden war als noch im Spiel gegen die US-Amerikaner. Aber auch hier blieb der Spieler vom FC Barcelona fehlerfrei und schaffte es immer wieder durch einfache Körpertäuschungen seine Gegner auszuspielen und so dem eigenen Team Räume zu verschaffen. (Note: 2)
Leroy Sané: Der Flügelstürmer vom FC Bayern war auch in diesem Spiel wieder ein belebendes Element, der oft ins eins-gegen-eins ging, um weitere Offensivaktionen einzuleiten. Die meisten deutschen Angriffe liefen über seine rechte Seite. Der 27-Jährige war an beiden Toren seines Teams direkt beteiligt, indem er die Ecke auf Robin Gosens schlug, der zum 1:0 auf Antonio Rüdiger verlängerte, und als Sané nach einer famosen Ballmitnahme vor dem 2:2 den Ball in die Mitte schlug, wo zunächst Florian Wirtz aufs Tor köpfte, ehe Niclas Füllkrug den Abpraller verwertete. Darüber hinaus arbeitete der formstarke Bayernprofi auch viel mit nach hinten. (Note: 2)
Jamal Musiala: Das Spiel des 20-Jährigen gegen Mexiko ähnelte sehr dem Spiel gegen die USA: Sehr mutig und mit dem Ball eng am Fuß ging er oft ins Dribbling und versuchte so das Offensivspiel seiner Mannschaft zu beleben. Oft tauschte er dabei mit Florian Wirtz und Leroy Sané die Positionen, sodass er nicht nur in der Mitte, sondern auch oft auf den Flügeln auftauchte, um dort die gegnerische Abwehr weiter unter Druck zu setzen. Musialas einzige nennenswerte Schwäche war hier erneut die Effizienz: Zu oft spielte er im letzten Moment ab, anstatt es selbst zu versuchen und wenn er mal abzog, schoss das junge Juwel des FC Bayern München oft weit daneben. In der 87. Minute wurde Musiala dann ausgewechselt, um Kevin Behrens sein Debüt in der Nationalmannschaft zu ermöglichen. (Note: 2)
Florian Wirtz: Der Leverkusener darf sich einen weiteren Smiley für seinen Fleiß ins Zeugnis kleben. Während sein Nebenmann Musiala eher ins Dribbling ging, war Florian Wirtz in der Offensive der Passgeber, der einige gute Bälle auf seine Teamkameraden spielte. Darüber hinaus war er sehr beweglich und schaltete sich in die Offensivaktionen seiner Mannschaften regelmäßig mit ein. Vorm 2:2 köpfte der Spielmacher einen Flankenball von Leroy Sané aufs Tor, der zwar pariert werden konnte, wo aber nicht ganz klar war, ob die Kugel nicht schon hinter der Mittellinie war. Dennoch wirkte auch Florian Wirtz in einigen Aktionen etwas Glücklos und traf etwas zu oft die falsche Entscheidung. Nach 65 Minuten war für ihn Schluss, um Platz für seinen Leverkusener Teamkollegen Jonas Hofmann zu machen. (Note: 2,5)
Thomas Müller: Mit 125 Länderspielen nun der absolute Routinier im Team von Julian Nagelsmann, sollte Thomas Müller vor allem im Gegenpressing die Mexikaner früh anlaufen und so unter Druck setzen. Die gefühlt vor heimischer Kulisse spielenden Mittelamerikaner machten es aber gut und ließen sich nur schwer pressen, weshalb Müllers Bemühungen schnell verpufften. Direkt vor dem 1:1 schoss Müller nach tollem Chipball von Florian Wirtz das vermeintliche 2:0, was aber wegen einer Abseitsentscheidung nicht zählte. Zur Halbzeit wurde Müller dann durch Niclas Füllkrug ersetzt, ohne ansonsten groß in Erscheinung zu treten. (Note: 3)
Leon Goretzka (ab 46.): Wie Füllkrug auch zur zweiten Halbzeit gekommen, ersetzte Leon Goretzka auf der Doppelsechs den defensiveren Pascal Groß. Tatsächlich erledigte der 28-Jährige, der eigentlich eher als Box-to-Box-Spieler bekannt ist, seine Defensivaufgaben sehr gewissenhaft, machte weite Wege, warf sich in gegnerische Schüsse und stellte in Zweikämpfen seinen Körper gut rein. Offensiv war vom Münchner allerdings so gut wie gar nichts zu sehen außer nach einer Ecke, als er eine Kopfballverlängerung von Robin Gosens nicht verwerten konnte. (Note: 2,5)
Niclas Füllkrug (ab 46.): In der Deutschen Nationalmannschaft ist auf den Neudortmunder einfach Verlass: Zwar war er nicht so viel ins Spiel eingebunden wie noch gegen die USA, doch war er im entscheidenden Moment da, als Guillermo Ochoa in der 51. Spielminute einen Kopfball von Florian Wirtz noch von der Linie kratzte und verwandelte anschließend den Abpraller. Vom Tor abgesehen war Füllkrug vorne zwar nicht viel zu sehen, allerdings unterstützte er seine Mitspieler im Mittelfeld bei Defensivaufgaben. (Note: 2,5)
Malick Thiaw (ab 59.): Für den in den entscheidenden Situationen etwas unglücklich agierenden Niklas Süle in die Partie gekommen wirkte Malick Thiaw auf rechts als Stabilisator, der vor allem Defensiv gegen den flinken Hirving Lozano eine bessere Partie machte. Durch den gerade nach hinten hinaus immer größer werdenden Druck der Mexikaner hatte Thiaw kaum Zeit zum Luftholen, wodurch ihm im Spielaufbau einige Ungenauigkeiten unterliefen. Darüber hinaus war zu erkennen, dass die Abläufe mit seinen Abwehrkollegen noch nicht einwandfrei saßen. (Note: 3)
David Raum (ab 65.): Eingewechselt für den starken Robin Gosens schaffte es Raum zu keinem Zeitpunkt, an die Leistungen seines Rivalen auf der Linksverteidigerposition anzuknüpfen. Offensiv hatte er kaum Möglichkeiten zu glänzen und defensiv wurde dem Leipziger vom starken Uriel Antuna immer wieder der Rang abgelaufen. Für einen Stammplatz wirklich empfehlen konnte sich David Raum in diesem Spiel nicht. (Note: 4)
Jonas Hofmann (ab 65.): Als Wachablöse für Florian Wirtz gekommen, schaffte es der 31-Jährige nicht wirklich, dessen Kreativität auf den Rasen zu bringen und die Offensive wirklich zu bereichern. Dennoch wirkte Hofmann als eine Art Ruhepol, der durch gute und Präzise Passe im Mittelfeld ein wenig den Druck der Mexikaner auf seine Teamkollegen mindern konnte. Ansonsten lief er früh an und versuchte so, die gegnerische Mannschaft am geregelten Spielaufbau zu hindern. Insgesamt aber eine unauffällige Leistung des Leverkuseners. (Note: 3)
Kevin Behrens (ab 87.): Kurz vor Schluss in die Partie gekommen, sollte der Mittelstürmer von Union Berlin zusammen mit Niclas Füllkrug in den letzten Minuten eine Doppelspitze bilden, hatte jedoch keinerlei Anteile am Spiel. Letztlich war es wohl eher ein symbolischer Akt von Julian Nagelsmann, dem 32-Jährigen noch sein Debüt in der A-Nationalmannschaft zu gewähren. Aufgrund der kurzen Zeit, die Kevin Behrens auf dem Platz stand, kann dessen Leistung nicht adäquat bewertet werden.
Foto: Alex Grimm / Getty Images