90PLUS
·27. April 2025
Flicks Barca setzt sich die Krone auf: Warum das eine Wachablösung im spanischen Fußball ist

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·27. April 2025
Barcelona schlägt Real Madrid zum dritten Mal in dieser Saison und gewinnt die Copa del Rey. Das Spiel war nicht nur ein Finale zwischen den beiden größten spanischen Mannschaften, sondern zeigte auch eine klare Tendenz: Pro Barcelona.
Der FC Barcelona entschied einen der denkwürdigsten Clásicos der jüngeren Geschichte letztlich knapp für sich. Viele waren der Meinung, dass das Duell in den letzten Jahren an Charme verloren hatte – besonders in der „Post-Messi-Ronaldo-Ära“ fehlte vielen die Brisanz dieses Spiels.
Bereits im Vorfeld sorgte Real Madrid für Schlagzeilen, da sie mit der Ansetzung des Schiedsrichters nicht einverstanden waren. Zudem verzichtete man auf die obligatorische Pressekonferenz sowie andere Medienaktivitäten. Hitzig war es also bereits abseits des Platzes. Auf dem Spielfeld zeichnete sich zunächst ein Abbild des bisherigen Saisonverlaufs ab.
Denn der FC Barcelona dominierte das Spielgeschehen im ersten Durchgang und ging nach einer halben Stunde durch ein Traumtor von Pedri in Führung. Vor dem Seitenwechsel hatte Barcelona gute Chancen, das 2:0 nachzulegen. Real Madrid wirkte nahezu chancenlos, war immer einen Schritt zu spät und spielte nicht auf dem Niveau, das man braucht, um derzeit gegen den FC Barcelona zu bestehen. REAL-TOTAL sprach zur Halbzeit bereits von einem Klassenunterschied.
Das änderte sich mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit und der damit verbundenen Einwechslung von Kylian Mbappé. Real Madrid war jetzt griffiger, setzte Barcelona früher unter Druck und verdiente sich die Führung durch die Tore von Mbappé, der sein erstes direktes Freistoßtor erzielte, und Tchouaméni. Auch nach einem ruhenden Ball.
Real Madrid bewies gewohnte königliche Qualitäten. Hätte Courtois in der 84. Minute nicht unnötigerweise sein Tor verlassen und somit Ferran Torres den Weg zum Ausgleich geebnet, würden wir heute wahrscheinlich anders auf dieses Spiel blicken.
Denn in dieser Saison ist Barcelona für Real Madrid nicht zu schlagen. In der Verlängerung war es dann Jules Koundé, der Barcelona zum ersten Copa-Gewinn seit 2021 schoss. Weil Barcelona galliger, wacher, giftiger war. Elemente, die man sonst in den letzten Jahren, gerade in der Champions League, vornehmlich von Real Madrid kannte.
Es war der vielleicht ereignisreichste Clásico seit vielen Jahren und er brachte Bilder, die man aus diesem Spiel schon fast traditionell kennt. Dazu gehörten die Auseinandersetzung von Dani Ceballos und Lamine Yamal im ersten Durchgang sowie Traumtore von Pedri und Mbappé. Superstars auf beiden Seiten, Intensität in jedem Zweikampf, egal wo auf dem Spielfeld. Die Emotionen kochten bei dem einen oder anderen über, siehe Antonio Rüdiger in der Nachspielzeit der Verlängerung. Er warf einen Gegenstand in Richtung des Schiedsrichters, beleidigte ihn und sah – schon ausgewechselt – eine von drei roten Karten.
Koundé schießt Barcelona zum Sieg gegen Real Madrid (Photo by Fran Santiago/Getty Images)
Wer hätte das vor der Saison gedacht? Im Sommer war Real Madrid erneut Champions-League-Sieger und spanischer Meister. Toni Kroos verließ nach zehn Jahren die Königlichen und beendete seine Karriere, dafür wechselte Mbappé endlich von Paris Saint-Germain in die spanische Hauptstadt. Auf dem Papier hatte Real Madrid die wohl beste Mannschaft der Welt. Barcelona kam hingegen aus einer enttäuschenden, titellosen Saison. Mit der Verpflichtung von Hansi Flick als Trainer ging auch ein gewisses Risiko einher. Zwar feierte er mit dem FC Bayern große Erfolge, sein Intermezzo beim DFB scheiterte jedoch auf ganzer Linie.
Dass Barcelona in dieser Saison das Maß aller Dinge im spanischen Fußball sein würde, hatten wohl die wenigsten erwartet. Nach zwei Klatschen für Real Madrid im bisherigen Saisonverlauf ging nun aber auch das dritte Duell an die Katalanen. Man kann also von einer Wachablösung sprechen, insbesondere, wenn die Liga auch noch an die Cules geht. Weil Barca auch fußballerisch Maßstäbe setzt, die Königlichen regelmäßig überrumpelt.
Schaut man sich nämlich die letzten Jahre an, war diese Entwicklung eher nicht abzusehen. Chaotische Jahre mit finanziellen Problemen, Trainerwechseln und dem Abschied von Lionel Messi sowie zweimaligen Gruppenaus in der Champions League in Folge prägten die letzten Jahre des FC Barcelona. Im direkten Duell mit Real Madrid zog man meist den Kürzeren. Der letzte Titel in der Champions League liegt zudem zehn Jahre zurück, während Real Madrid im gleichen Zeitraum fünfmal den Henkelpott gewann.
Für Real Madrid sollte dieses Spiel einen Neuanfang darstellen. Das Verhalten rund um die Partie, besonders in Bezug auf den Schiedsrichter, war für die Königlichen unwürdig. Die Tage von Carlo Ancelotti scheinen gezählt zu sein – und das ist vermutlich auch der richtige Schritt. Denn der Erfolg der letzten Jahre wurde zu sehr auf die DNA des Klubs und die individuelle Qualität aufgebaut. Ein junger Trainer, der neue Ideen mitbringt und schon Erfolge vorweisen kann, wäre genau der richtige Mann für die Trainerbank. Und genau den haben sie mit Xabi Alonso im Blick.
Der FC Barcelona hingegen ist weiter auf Triple-Kurs. Hansi Flick hat seine Mannschaft zu echten „Killern” entwickelt, die selbst für Real Madrid in dieser Saison nicht zu besiegen sind – zumindest bisher.
(Photo by Fran Santiago/Getty Images)
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