OneFootball
·4. Januar 2025
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Nachdem er am letzten Freitag bei einem 1:0-Sieg gegen Ipswich mit einer mehr als reifen Leistung mal wieder 90 Minuten lang Zweifel an seiner 18-Jährigkeit gesät hatte, bekam Arsenals Nachwuchstalent Myles Lewis-Skelly von Teamkollege Declan Rice gleich auch noch seine Menschlichkeit abgesprochen.
“Es ist, als wäre Myles in einem Labor gebaut worden!”
Das ist im Fußball natürlich erstmal nichts ungewöhnliches. Monster, Maschine, nicht von dieser Welt: Dass die menschliche Existenz von Fußballern in Lobeshymnen nach starken Spielen angezweifelt wird, ist eher der Normalfall. Wenn so ein Lob von Declan Rice kommt, darf man sich das Ganze aber ruhig mal genauer ansehen. Schließlich kennt sich der Mann mit sportlicher Unmenschlichkeit aus. Zweikampfmonster, Passmaschine und ein Stellungsspiel, das nicht von dieser Welt sein kann. Arsenals Rekordtransfer Rice musste sich schon des öfteren vorwerfen lassen, im besten Sinne widernatürlich zu sein.
Gehen wir dem Verdacht von Declan Rice also mal auf den Grund und werfen einen Blick in das Labor, in dem Myles Lewis-Skelly entstanden ist: Den Arsenal FC.
Dort hat der gebürtige Londoner über die letzten Jahre sämtliche Jugendabteilungen durchlaufen und brillierte als Herzstück des Mittelfelds der zweiten Mannschaft der Gunners. Seit dieser Saison ist er nun Teil des Profikaders und durfte bereits in 13 Spielen für die erste Mannschaft auflaufen. Fast immer, wenn er zum Einsatz kam, hagelte es dabei Lob von allen Seiten.
Sein Offensivdrang, die Unermüdlichkeit in der Rückwärtsbewegung und vor allem seine herausragende Übersicht im Passspiel wurden von Trainer Arteta, seinen Teamkollegen sowie auch vielen Experten und Journalisten immer wieder hervorgehoben. Nach einer überzeugenden Partie in der Champions League zeigte der CL-Twitter-Account sogar einige Lewis-Skelly-Highlights in einem Zusammenschnitt mit Szenen von Florian Wirtz.
Viel größer kann eine Würdigung eines 18-Jährigen wohl kaum ausfallen. Was das Ganze noch spektakulärer macht: Genau wie in fast allen anderen Profispielen für Arsenal, lief Lewis-Skelly in dieser Partie nämlich nicht wie Flo Wirtz als Mittelfeldspieler, sondern als Linksverteidiger auf.
Dass er trotzdem in einem Highlight-Zusammenschnitt mit einem Mittelfeldspieler landete, hängt vor allem damit zusammen, dass Mikel Arteta gern auf inverse Außenverteidiger setzt, also von seinem rechten oder linken Abwehrmann fordert, immer wieder ins Zentrum zu ziehen.
Aber warum funktioniert Myles Lewis-Skelly in dieser Pendelrolle zwischen defensiver Außenbahn und Mittelfeld so gut, dass Experten und Arsenal-Fans in ihm schon den neuen Stammlinksverteidiger der Nordlondoner sehen? Die wahrscheinlichste Antwort: Er ist eigentlich gar kein Linksverteidiger.
📸 Justin Setterfield - 2024 Getty Images
Denn nicht nur in Arsenals zweiter Mannschaft, sondern auch in den Jugendteams war Lewis-Skelly stets Mittelfeldspieler und Spielmacher. Dass er aktuell so oft hinten links verteidigt, liegt daran, dass Mikel Arteta gerade unfreiwillig auf drei Linksverteidiger-Optionen verzichten muss: Jakub Kiwior, Riccardo Calafiori und Oleksandr Zinchenko fehlen verletzt.
Dank eines gewissen 18-Jährigen werden die drei aber nicht wirklich vermisst. Durch seine Ausbildung als zentraler Mittelfeldspieler passt Lewis-Skelly dieser Tage besser in Artetas Anforderungsprofil für die Linksverteidigerposition.
Er könnte eine Blaupause für die Entstehung moderner Außenverteidiger sein: Man bildet einen zentralen Mittelfeldspieler aus, der ganz automatisch und instinktiv versucht, Spielkontrolle zu bekommen und schiebt ihn dann in die Abwehr. Eine perfekte Laborzüchtung ist Myles Lewis-Skelly damit natürlich nicht, dafür aber ein kontrollierter und sehr erfolgreicher Laborunfall.
📸 Ryan Pierse - 2024 Getty Images