Rund um den Brustring
·16. Januar 2025
Rund um den Brustring
·16. Januar 2025
Der VfB schließt die Hinrunde mit einem verdienten, aber nach Sonntag etwas überraschenden Sieg gegen Leipzig ab. Die Mannschaft belohnte mit einem kämpferischen Auftritt sich selbst und ihren Trainer für seinen Mut bei der Aufstellung.
An Siege Mario Gomez und seinen Arbeitgeber könnte man sich durchaus gewöhnen. Vor allem, wenn sie erneut so rasant herausgespielt sind, wie am Mittwochabend. Der VfB siegt, was die letzten Jahr unmöglich schien, zum zweiten Mal in Folge gegen Leipziger Getränkefiliale und beendet die Hinrunde dieser Saison auf dem fünften Tabellenplatz mit 29 Punkten, der zweitbesten Bilanz seit der Meistersaison. Danach sah es am Sonntagabend (was für eine Taktung schon wieder, unglaublich) nicht unbedingt aus. Zwar gewann die Mannschaft auch da, sogar auswärts und zu Null, traf aber auf einen Gegner, der an Harmlosigkeit nur noch gestern im direkten Duell von Union Berlin unterboten wurde. Was nicht heißt, dass der VfB nicht besser ist als ein knappes 1:0 gegen Augsburg. Ganz im Gegenteil: Wir sind viel besser. Und gegen Leipzig zeigte es die Mannschaft auch, rappelte sich nach dem unnötigen Rückstand — und dem noch unnötigeren Jubel von Sesko in Richtung Cannstatter Kurve — auf, kämpfte sich ins Spiel zurück und belohnte sich nach der Pause mit zwei wunderschönen Toren. Dabei zeigten die Spieler mit dem Brustring genau die Bissigkeit und Entschlossenheit, die sie in Augsburg nach einer halben Stunde vermissen ließen.
Ich hatte im Nachbericht schon gemutmaßt, dass sich der VfB an diesem Mittwoch wohl auch wieder an den Gegner anpassen und dementsprechend seine Leistung steigern würde. Das war auch der Fall. Denn obwohl den Leipzigern anders als beim letzten Aufeinandertreffen ihr Sturmtrio bestehend aus Sesko, Xavi und Openda vollständig zur Verfügung stand, gelang ihnen gegen eine leidenschaftlich verteidigende VfB-Mannschaft und den Pfosten nur ein Tor und überhaupt nur sechs abgegebene Schüsse. Der VfB gab 14 Schüsse ab, von denen sechs aufs Tor gingen, gewann fast zwei Drittel der Zweikämpfe, lief drei Kilometer mehr und ließ sich von der Gefährlichkeit des Tabellenvierten nicht beeindrucken. Genausowenig wie ihr Trainer, der nicht nur den an den Adduktoren angeschlagenen Maxi Mittelstädt erwartungsgemäß gegen Ramon Hendriks tauschte, sondern im Hinblick auf die erste englische Woche des Jahres und das Heimspiel gegen Freiburg am Samstag gleich auf mehreren Positionen rotierte: Ameen Al-Dakhil und Jacob Bruun Larsen kamen so zu ihrem Startelf-Debüt. Enzo Millot, Jamie Leweling und Ermedin Demirovic konnten sich somit erstmal auf der Bank ausruhen — auch keine ganz schlechten Einwechseloptionen.
Sowohl die Mannschaft als auch Sebastian Hoeneß wurden für ihren Mut belohnt. Die Spieler warfen sich in die Zweikämpfe und sowohl Al-Dakhil als auch Hendriks und Bruun Larsen zeigten vielversprechende Leistungen. Al-Dakhil leistete sich zwar gefühlt ein paar Fouls zu viel, grätschte aber vor dem Ausgleich in höchster Not einen Ball weg und ließ in der ersten Halbzeit durch einen schönen langen Ball in die Spitze aufhorchen. Hendrik hielt seine Seite der Viererkette größtenteils sauber und Bruun Larsen krönte seinen nächsten engagierten Auftritt mit einem Kopfballtor. An dieser Stelle muss ich wohl erstmal Abbitte leisten. Bei seiner Vorstellung war ich noch nicht so überzeugt, dass er uns kurzfristig helfen kann. Offensichtlich will er sich aber direkt bei uns beweisen und empfindet den Wechsel aus der Hoffenheimer Perspektivlosigkeit — ebenfalls am gestrigen Abend eindrucksvoll demonstriert — in die Stuttgarter Hoffungsfabrik als Befreiung. Bei allem Lob für die drei sollte man aber einen nicht vergessen: Deniz Undav. In Augsburg erzielte er das goldene Tor im Nachsetzen, auch am Mittwoch leitete er beide Tore ein, das erste mit einer wundervollen Flanke, das zweite mit seinem Laufweg und seinem Schuss nach einem klasse Pass des erneut starken Chris Führich. Den Abpraller verwertete dann Nick Woltemade zu seinem bereits fünften Saisontor.
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel meinte Leipzig-Trainer Marco Rose, der eingangs das Neckarstadion in den höchsten Tönen lobte, dass er sowohl den VfB als auch seinen Club am Saisonende erneut in der Champions League sehe. Davon sind wir natürlich noch weit entfernt, aber das Spiel am Mittwochabend war mal wieder eine Leistungsschau dessen, wozu die Mannschaft imstande ist. Ich würde mich auch mit einem anderen internationalen Wettbewerb zufrieden geben, wichtig ist mir aber vor allem, dass die Mannschaft sich die am Mittwoch gezeigte Haltung für jedes Spiel konserviert. Am Samstag gilt es gegen Freiburg die Scharte des Hinspiels auszuwetzen, als man nach einer frühen Führung völlig auseinander fiel, und am Dienstag muss man in Bratislava gegen eine Mannschaft bestehen, die Siege aus der eigenen Liga gewohnt ist und ähnlich wie Belgrad international alles reinwerfen wird, was sie hat. Wenn wir uns diesen Mut und diese Einsatzbereitschaft erhalten können, dann wird es nicht nur eine sehr gute Rückrunde, sondern dann könnte Rose am Ende auch Recht behalten.
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Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images
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