90PLUS
·25. Oktober 2023
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·25. Oktober 2023
Schaut man auf die Tabelle der Ligue 1, findet man den OGC Nice ungeschlagen auf Tabellenplatz zwei. Einen großen Anteil daran tragen ein talentierter Trainer und – manch einer hatte ihn vielleicht schon vergessen – der ehemalige Bayern-Triplesieger Dante.
19 Punkte aus neun Spielen, Platz zwei, knapp hinter Tabellenführer Monaco – der OGC Nice hat einen Start nach Maß in die neue Ligue-1-Saison hingelegt. Als Schlüsselspieler mitentscheidend dafür verantwortlich ist Dante (40). Seit seinem Wechsel von Wolfsburg im Sommer 2016 ist der Brasilianer unangefochtener Stammspieler beim Klub von der Côte d’Azur. In seiner vielleicht letzten Saison erlebt der Mannschaftskapitän einen zweiten Frühling. Der mittlerweile 40-Jährige besticht vor allem durch sein Passspiel, ligaweit bringt er die drittmeisten Zuspiele an den eigenen Mann. Damit ist er ein essentieller Baustein im System von Francesco Farioli (34).
Francesco – wer? Der Italiener ist noch ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt, konnte sich allerdings schon bei seiner letzten Station in Alanyaspor profilieren. Dort machte sich der Trainer-Emporkömmling durch einen schön anzusehenden Ballbesitzfußball einen Namen. Die Verantwortlichen des OGC Nice haben Fariolis Qualitäten augenscheinlich erkannt und damit eine Menge richtig gemacht. Wer sich Partien des Ligue-1-Klubs anschaut, sieht ein Kurzpassspiel mit vielen Dreiecken. Anders als viele andere Teams mit dieser Herangehensweise spielt es Fariolis Mannschaft aber nicht mit der letzten Risikobereitschaft, erlaubt auch mal Phasen des gegnerischen Ballbesitzes, in denen sie sich zurückzieht.
Auf diese Weise sind die Südfranzosen vor allem defensiv nur schwer zu knacken. Das Zeugnis hierfür: Mit lediglich vier Gegentreffern hat man bislang die wenigsten aller Teams aus den europäischen Top-Fünf-Ligen kassiert, dazu in sechs von neun Spielen die weiße Weste behalten. Dante ist hierfür eine der tragenden Säulen, aber natürlich nicht alleine verantwortlich. Nice verfügt über eine starke Achse, neben Dante bestehend aus Ex-Schalker Jean-Clair Todibo (23), Khéphren Thuram (22) und Terem Moffi (24). Während sich Todibo und Thuram in den letzten Jahren prächtig entwickelt haben und trotz ihres jungen Alters bereits zu den Führungssspielern gehören, kam Stürmer Moffi im Sommer für 22,5 Millionen Euro aus Lorient und sorgt für die Tore. Neben drei eigenen Treffern steuerte der Nigerianer auch schon zwei Vorlagen bei, ist damit an der Hälfte der Treffer direkt beteiligt.
Die Farioli-Elf ergänzt sich durch weitere junge, entwicklungsfähige Spieler wie Melvin Bard (22), aber auch ältere Hasen wie Morgan Sanson (29) oder Gaëtan Laborde (29). Auch Torhüter Marcin Bulka (24) ist ein wichtiger Faktor, hat nach dem PSxG-Modell (Post-Shot Expected Goals berechnet die Qualität einer Torchance anhand der Schussqualität) bereits drei Gegentreffer verhindert – zweibester Wert ligaweit. Es sind also viele Puzzleteile in Nizza, die sich zu einem großen und schönen Gesamtbild fügen. Mit der Verpflichtung Fariolis haben sich die Vereinsverantwortlichen einen vielversprechenden Trainer ins Haus geholt, dessen Erfolg gewissermaßen vorgezeichnet ist. Gerade auch in Anbetracht der Tatsache, dass Konkurrenten wie Marseille und Rennes schwächeln, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der OGC Nice bei der Vergabe der Champions-League-Plätze ein gewichtigstes Wörtchen mitreden wird.
(Photo by VALERY HACHE/AFP via Getty Images)