90min
·31. Januar 2025
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·31. Januar 2025
Der Frauenfußball ist im Aufwind, auch in Deutschland. Aber zuletzt geriet das enorme Wachstum der letzten Jahre ein wenig ins Stocken. Besonders nach der EM 2022 setzte ein Boom ein, die Zuschauerzahlen vervielfachten sich. Auch hinter den Kulissen tat sich einiges.
Inzwischen geht es weniger rapide voran: Die Klubs sind sich über die nächsten Maßnahmen zur Professionalisierung und Förderung der Liga uneinig, die gesteigerten Zuschauerzahlen wurden zur neuen Realität. Was tun, um dem Ganzen wieder neuen Schwung zu verleihen und einen Schub an Professionalisierung und Attraktivität einzuleiten?
Auf diese Frage versucht eine neue Studie von McKinsey Antworten zu geben, aus der die dpa exklusiv zitierte. Die Studie heißt demnach "Im Spiel bleiben: Die Frauen-Bundesliga zwischen Wachstum und Wettbewerb". Generell wird dort für die letzten Jahre ein positives Fazit gezogen. Der Frauenfußball wachse aktuell weiter so dynamisch wie kaum eine andere Sportart.
Und doch gibt es mit Blick auf Deutschland Grund für zumindest kleine Sorgenfalten: Die Entwicklung verlief zuletzt nicht so steil wie in England oder den USA. Das zeigt sich etwa an den ausgehandelten Deals zu Medienrechten, wo die beiden anderen Ligen deutlich mehr Geld einnehmen als die Bundesliga. DFB-Verantwortliche betonen die Gefahr, abgehängt zu werden - verbunden mit dem Versprechen, die Frauen-Bundesliga in den nächsten Jahren wieder zur besten Frauenfußball-Liga der Welt zu machen, denn das war sie schließlich schonmal.
Dazu stellte der DFB im Juni 2024 ein umfassendes Paket an Maßnahmen vor: Die Aufstockung der Liga auf 14 Teams, die ab 2025/26 Realität wird, sowie höhere Auflagen für die Klubs bei der Infrastruktur und ein Mindestgehalt.
In der Liga herrschen aber unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die künftige Professionalisierung aussehen soll - denn die Interessen der SGS Essen decken sich nicht immer mit denen des VfL Wolfsburg. Im Februar 2025 soll ein Wachstumsplan beim DFB verabschiedet werden. Was ist dabei wichtig?
Laut der neuen Studie vor allem die wirtschaftliche Situation: Denn obwohl sich der Umsatz der Liga innerhalb von fünf Jahren verdoppelte und nun bei 25 Millionen Euro liegt, hinkt die höchste deutsche Spielklasse noch hinterher. Dazu soll nun erstmal mehr Geld ausgegeben werden, um die Professionalisierung voranzutreiben und anschließend mehr Umsatz zu machen.
Von 80 Millionen Euro Kosten für diese Transformation ist die Rede. Aber wer kommt dafür auf? Dass jeder Deutsche einen Euro spendet, ist wohl eher unrealistisch. Stattdessen war im März 2024 die Rede von einem Investor. Die neue Studie bestätigt, dass nun der richtige Moment sei, um zu investieren.
Um langfristig gut aufgestellt zu sein, brauche es nun Maßnahmen. Vor allem wird der Liga zu mehr Glanz und Glamour geraten: Eine hohe Dichte an Starspielerinnen könnte der Liga helfen, an medialer Aufmerksamkeit zu gewinnen. Auch kontinuierliche internationale Erfolge seien wichtig - in der Champions League spielten die deutschen Topklubs Bayern, Wolfsburg und Frankfurt zuletzt nicht die erste Geige.
Aber das wichtigste Stichwort ist das der Unabhängigkeit. Aktuell werden die meisten Vereine der Liga noch erheblich durch die Männerabteilungen querfinanziert, im Durchschnitt mit zwei Millionen Euro pro Saison. In Zukunft, so die Studie, müsse sich die Liga bewusst vom Männerfußball abgeben und eine eigene Identität und Fangemeinde finden.
Nur den Männerfußball kopieren, das ist also keine Option. Abgrenzen kann sich der Frauenfußball etwa durch die Betonung von toleranten Werten oder einem anderen Stadionerlebnis - aber ganz verschrecken will man auch die Fans nicht, die vor allem den Männerfußball gewohnt sind. Es ist ein schwieriger Spagat.
Das zeigt sich auch bei Interessenkonflikten bei Ansetzungen. Was ist für den Frauenfußball zukünftig am wichtigsten: Hohe TV-Quoten (und dementsprechend vielleicht mehr Geld für die Medieneinnahmen), oder doch volle Stadien?
Beides geht nicht unbedingt Hand in Hand, wie das neuste Beispiel der Ansetzung des Topspiels zwischen Bayern München und Wolfsburg zeigt. Terminiert wurde das Spiel auf Freitag, den 14. März - um 16:55. Für das ZDF, das die Partie live zeigt, ist das vermutlich eine gute Uhrzeit, da so die Konkurrenz zum Abendprogramm vermieden wird. Aber für viele Fans, die arbeiten müssen, ist die Terminierung eher unvorteilhaft.