
Vertikalpass
·9. März 2025
Schluss mit Kuschelkurs!

Vertikalpass
·9. März 2025
Nur ein Sieg in den letzten sieben Spielen. Das vierte Mal in Folge ein Spiel nach einer Führung hergegeben: Beim VfB wird das Wort vermieden, aber der Club befindet sich in einer Krise.
Schönreden kann man sich dennoch alles. Und deshalb man sagen kann: Der VfB ist wieder da. Also der, den wir fast seit 1893 kennen. Gegen Bayern alles reinwerfen und eine ordentliche Leistung abliefern. Um dann gegen Kiel zu denken, es läuft von selbst und man müsste nicht alles investieren. Das hat man vor Sebastian Hoeneß unter „VfB sein“ verstanden.
Ernüchternd zu sehen, wie der VfB eine Partie angeht, die Sebastian Hoeneß selbst als richtungsweisend bezeichnet hat und die der Startschuss für bessere Leistungen und damit verbunden besseren Ergebnissen sein sollte. Basics wie Aggressivität, Zweikampfhärte und Widerstandskraft suchten die VfB-Fans vergebens. Der VfB hatte mal wieder Probleme, die talentfreien Fähigkeiten zu zeigen. Dabei sind es genau die, die in Kiel gefordert sind. “Energie und Intensität waren nicht auf dem Level, wie sie es sein müssen“, so Hoeneß. Und das sollte ihm in der ersten wirklichen Krise seiner Amtszeit zu denken geben.
Nicht nur, dass der VfB die elementaren Dinge nicht auf den Platz bekam. Der Verlust jeder Spielidee in Kiel, kombiniert mit individuellen Fehlern, ist erschreckend. Natürlich lag der mangelhafte spielerische Auftritt auch daran, dass Hoeneß auf sechs Innenverteidiger verzichteten musste und sich dazu entschied, Angelo Stiller in die zentrale Mitte der Abwehr zu setzen. Das funktionierte letzte Saison einmal in Dortmund, ansonsten hatte sich dies nie als richtige Entscheidung herausgestellt. Vor allem weil Stiller beim Spielaufbau und der Ordnung des offensiven Vortrags fehlte. Dazu kommen eklatante Formschwächen von zu vielen Spielern.
Der Trainer hat in den letzten beiden Spielen viele positive Dinge gesehen, zumindest ich konnte die in Kiel nicht entdecken. Und das sollte deutlich angesprochen werden und nicht weiter der Kuschelkurs gefahren werden. Die Mannschaft ist lost, in ihr ist nach dem Paris-Spiel etwas kaputt gegangen. Das muss aufgearbeitet werden, weil offensichtlich viele Spieler nach dem Ausscheiden aus der Champions League ihren Drive verloren haben, sich womöglich zu viel Gedanken machen. Da hilft es nicht, sie immer zu schützen. Sie müssen gefordert werden. Zumindest Nick Woltemade spricht die Defizite klar an.
Der VfB wird ansonsten die große Chance verspielen, auch nächste Saison international dabei zu sein, obwohl die Konkurrenz alles andere als stabil ist. Aber es scheint so, als ob sich der VfB damit zufrieden gibt, besser als seine Zweitvertretung aus Dortmund zu sein. Das ist ein zu einfaches Saisonziel. Da dürfen wir schon mehr erwarten, oder?
Zum Weiterlesen: Man kann natürlich auch ganz anderer Meinung sein und optimistisch bleiben. Das Positive sehen. Ist uns gelungen, mit diesem Text.
Bild: Joern Pollex/Getty Images
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