😡 Bitte was?! Wegen dieses Brutalo-Spiels gibt es Gelbe Karten | OneFootball

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·26 April 2025

😡 Bitte was?! Wegen dieses Brutalo-Spiels gibt es Gelbe Karten

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Nasenbeinbrüche, Schlägereien, abgeführte Spieler - wer denkt, dass es heute auf Fußballplätzen brutal und rau zugeht, hat vermutlich noch nix von der „Schlacht von Santiago" gehört. Gegen die sind der Schumacher-Kniestoß, der Zidane-Kopfstoß oder die Suárez-Bisse nämlich fast Kinderkram.

Das Vorrundenspiel der WM 1962 in Chile - dessen Durchführung wegen der Zustände im Land mehr als umstritten war - zwischen Ausrichter Chile und Italien am 2. Juni 1962 ging als das wohl bisher brutalste und schlimmste Fußballspiel in die Geschichte ein. Sportlich war Italien zum Siegen verdammt, da das erste Vorrundenspiel gegen Westdeutschland verloren gegangen war, während Chile das Auftaktspiel gegen die Schweiz gewann.


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Als richtiges Fußballspiel kann man das, was da auf dem Platz passierte, aber eigentlich nicht bezeichnen. Das erste Foul setzte es nach zwölf Sekunden, bereits in den nächsten Minuten folgten weitere, die heutzutage sofort eine Rote Karte und eine vermutlich deftige Sperre nach sich ziehen würden. Den ersten Platzverweis (Karten gab es damals noch nicht) sprach Schiri Aston trotzdem „erst" nach acht Minuten aus - nach einem Tritt von Giorgio Ferrini. Weil der Italiener sich allerdings weigerte, den Platz zu verlassen und stattdessen wild um sich trat, musste er abgeführt werden - und zwar von etwa einem Dutzend Polizisten.

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Nach achtminütiger Unterbrechung ging es weiter, der nächste Platzverweis folgte kurz vor der Halbzeit: In der 41. Minute wurde Mario David von seinem chilenischen Gegenspieler Sánchez, den er wiederum in mehreren vergangenen Spielszenen brutal gefoult hatte, zunächst niedergeschlagen. Der Chilene durfte auf dem Platz bleiben, während David, der ihm ein paar Spielmomente später mit einem waschechten Kung-Fu-Kick gegen den Hals trat, den Platz verlassen musste.

Und Leonel Sánchez blieb nicht nur auf dem Rasen, sondern auch im Spotlight: Er setzte gegen den Italiener Humberto Maschio statt zum Dribbling zum linken Haken an und brach ihm das Nasenbein. Mitspielen durfte er trotzdem weiterhin, bis zum Ende duellierten sich elf Chilenen mit neun Italienern.

Und es ging weiterhin wenig um sportliche Geschicke: Irgendwo zwischen weiteren Schlägereien, Blutgrätschen der aller-übelsten Sorte und ein bisschen Sumo-Ringen auf dem Boden, erzielte Chile noch zwei Tore und gewann das WM-Spiel. An das Ergebnis dieses Spiels erinnerten sich aber vermutlich nicht mal die Spieler direkt nach Abpfiff - teilweise noch K.o. vom Kampf.

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Den Grund für die Feindseligkeit, die damals schon vor dem Anpfiff im Stadion greifbar war, sehen viele in zwei italienischen Journalisten, die Chile als Ausrichter im Vorfeld öffentlich kritisiert und als „verarmte Müllkippe voller Prostituierten" bezeichnet hatten. Dabei war das Erdbeben und ein Tsunami, der zwei Jahre zuvor mehr als 1.500 Todesopfer forderte, Hauptgrund für die fehlende Infrastruktur und die Zerstörung des Landes.

In den Medien heizte sich die Stimmung zwischen Chile und Italien also immer weiter auf, übertrug sich auf die Fans - und ganz offensichtlich auch auf die Spieler. Am Ende der Eskalationsspirale stand dieses Katastrophenspiel.

Aber, wie das meistens so ist, kam auch was Sinnvolles bei rum. Und zwar - ob man es glaubt oder nicht - mehr Fairness: Die „Schlacht in Santiago" war Initialzündung für die Einführung Gelber und Roter Karten.

Der Schiedsrichter Ken Aston, der nach dem Spiel sagte, er habe kein Fußballspiel gepfiffen, sondern als Schlichter in militärischen Manövern agiert, war nach diesem wohl traumatischen Erlebnis zwar nie wieder als Schiri tätig, wechselte aber in die FIFA-Kommission. Er ließ sich von einer Ampel inspirieren, als er den Vorschlag für die Gelben und Roten Karten machte, die Schiedsrichtern das Durchgreifen leichter machen sollen. Bei der WM 1970 kamen sie das erste Mal zum Einsatz und sind aus dem modernen Fußball eigentlich nicht mehr wegzudenken.

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📸 Manuel Velasquez - 2025 Getty Images

Wobei: Ob Aston selbst zwei bunte Karten zwischen den Faustschlägen und Kung-Fu-Tritten 1962 in Santiago geholfen hätten, die Lage zu deeskalieren, bleibt zu bezweifeln.


📸 Keystone - 2005 Getty Images