
Rund um den Brustring
·19 March 2025
Rund um die Mitgliederversammlung: Im Gespräch mit Präsidiumskandidat Andreas Grupp

Rund um den Brustring
·19 March 2025
Bei der Mitgliederversammlung am Samstag wird auch des Präsidium des e.V. neu besetzt. Wir haben mit Andreas Grupp über seine Kandidatur und seine Ziele gesprochen.
Rund um den Brustring: Wie ist der Entschluss entstanden, für das Präsidium des VfB zu kandidieren?
Andreas Grupp: Meine Entscheidung, letztes Jahr für das Präsidium des VfB Stuttgart zu kandidieren, basierte auf dem Wunsch, den Verein wieder in eine positive Richtung zu führen. In der damaligen Situation sah ich die Notwendigkeit, Verantwortung zu übernehmen und für ein neues, transparentes und gemeinschaftliches Miteinander zu sorgen. Mein Ziel ist es nun, den erfolgreich eingeschlagenen Weg fortzuführen, weiter das Vertrauen der Mitglieder zurückzugewinnen, die Kommunikation noch weiter zu verbessern und den VfB als starken, respektierten Verein in der Öffentlichkeit zu positionieren.
Was wollen Sie anders und/oder besser machen als Ihre Vorgänger im Präsidium?
Ein Präsidium soll den Dialog mit den Mitgliedern, Fans und auch den Medien suchen und dabei stets respektvoll und transparent agieren. Zudem möchte ich einen stärker teamorientierten Ansatz in unserer Arbeit fördern – sowohl innerhalb des Präsidiums als auch mit den weiteren Verantwortlichen des Vereins. Ich bin überzeugt, dass wir durch ein konsequentes Miteinander den Verein noch stärker machen können.
Ein weiterer Punkt ist die langfristige Stabilität und der nachhaltige Erfolg des Vereins. Ich werde darauf achten, dass wir die richtigen Weichen stellen, um den VfB sowohl sportlich als auch wirtschaftlich zu sichern. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Erfolge, sondern darum, die Strategie, den VfB weiterzuentwickeln, gemeinschaftlich umzusetzen – sei es durch gezielte Investitionen in die Nachwuchsarbeit oder durch die Förderung einer positiven Vereinsidentität.
Ich möchte außerdem die Vereinsmitglieder stärker in wichtige Entscheidungsprozesse einbinden und ihre Perspektiven und Wünsche mehr in die Arbeit des Präsidiums einfließen lassen. Ein offener, inklusiver Austausch ist meiner Meinung nach der Schlüssel zu einem starken und zukunftsfähigen Verein.
Wo sehen Sie die wichtigsten Handlungsfelder im VfB e.V. in den nächsten Jahren?
Die nächsten Jahre werden für den VfB Stuttgart entscheidend sein, um den Verein nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch und gesellschaftlich zukunftsfähig aufzustellen. Ich sehe mehrere wichtige Handlungsfelder, auf die wir uns konzentrieren müssen:
Diese Handlungsfelder sind miteinander verknüpft und erfordern eine ganzheitliche Herangehensweise. Wir müssen alle Bereiche gemeinsam stärken, um den VfB in den kommenden Jahren erfolgreich und zukunftsfähig zu machen.
Und was sind Ihre Ziele für Ihre Amtszeit?
Meine Ziele für die Amtszeit im Präsidium des VfB Stuttgart sind vielfältig und beinhalten sowohl kurzfristige Maßnahmen als auch langfristige Visionen. Sie spiegeln die Notwendigkeit wider, den Verein auf allen Ebenen zu stärken und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern:
Ich strebe eine Amtszeit an, in der der VfB Stuttgart wieder als starker, gut geführter und respektierter Verein wahrgenommen wird, der eine enge Verbindung zu seinen Fans und Mitgliedern hat. Mein Ziel ist es, den VfB nicht nur sportlich, sondern auch strukturell und sozial nachhaltig in die Zukunft zu führen.
Mit welchen Maßnahmen wollen sie die Abteilungen des VfB e.V. — abgesehen vom Jugendfußball — weiter stärken?
Der VfB Stuttgart ist nicht nur ein Fußballverein, sondern eine große Familie, die viele verschiedene Sportarten umfasst. Jede Abteilung des Vereins trägt zur Vielfalt und zum Gemeinschaftsgefühl bei. Ich möchte sicherstellen, dass wir diese Abteilungen weiterhin stärken und gezielt weiterentwickeln.
Die Trainings- und Wettkampfstrukturen müssen wir weiter ausbauen, um damit eine weitere Professionalisierung im Leistungssport zu ermöglichen, etwa bei unserer sehr erfolgreichen Leichtathletik. Generell gilt es, über alle Abteilungen hinweg, Talente gezielt zu fördern. Der Sportverein VfB Stuttgart soll sowohl in der Spitze wie auch der Breite konkurrenzfähig bleiben und sich entwickeln können. Da zählen für mich Möglichkeiten zu schaffen für Trainerqualifikationen und zur Einführung moderner Trainingsmethoden. Dazu gehört aber genauso, die Sportangebote des VfB noch viel sichtbarer zu machen – durch kommunikative Maßnahmen, durch Veranstaltungen und durch Kooperationen. So könnten wir beispielsweise im Hockey über die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten noch Potenziale heben, damit die Abteilung, die sich in den zurückliegenden Jahren schon sehr gut entwickelt hat, perspektivisch zu den Topadressen im Ländle für Hockey zählen kann.
Wir haben zudem Abteilungen wie Tischtennis oder Faustball, die einen wichtigen Beitrag zur Mitgliederbindung und zum vitalen Vereinsleben leisten – gerade auch vor dem Hintergrund generationenübergreifender Sport- und Freizeitangebote. Dies trifft genauso auf unsere Garde zu, der als Träger unserer Traditionen und Vereinswerte eine enorm wichtige Funktion zukommt. Hier gibt es noch Potenzial, diesen wichtigen Beitrag noch weitaus stärker in die Mitgliederschaft wirken zu lassen.
Die Vereinsabteilungen bilden den Kern unseres aktiven Vereinslebens, den es weiter zu stärken und zu fördern gilt.
Halten Sie die Einrichtung eines festen Vereinsmuseums für sinnvoll und umsetzbar?
Ja, ich halte die Einrichtung eines Vereinsmuseums für äußerst sinnvoll und auch umsetzbar. Die Vorplanungen für eine perspektivische Realisierung laufen auch bereits. Der VfB Stuttgart ist ein Verein mit einer langen und stolzen Geschichte, die von vielen großen Erfolgen und legendären Momenten geprägt ist. Ein Vereinsmuseum würde nicht nur die wertvolle Geschichte des Vereins bewahren, sondern auch für zukünftige Generationen von Fans und Mitgliedern greifbar machen. Gleichzeitig kann ein Museum als Bildungs- und Kulturangebot für Schulen, Besucher und Touristen dienen und somit unsere tiefe Verwurzelung in Bad Cannstatt und der Region nochmals unterstreichen. Der VfB braucht einen Ort, an dem die Einzigartigkeit unseres Vereins und unserer Sport- wie Fankultur auch abseits der Spieltage und Wettkämpfe erlebbar wird. Ein Museum könnte eine neue Plattform für Veranstaltungen, Sonderausstellungen, Lesungen und Fan-Treffen bieten. Es wäre eine großartige Möglichkeit, die Vereinsidentität zu stärken und eine tiefere Verbindung zwischen dem Verein und seinen Anhängern zu schaffen. Ich sehe das Museum als ein wichtiges Projekt zur Festigung der Vereinsmarke und als ein positives Symbol für die Identität des VfB Stuttgart.
Der VfB hat über 120.000 Mitglieder. Wie wollen Sie diese in das Vereinsleben einbinden?
Der VfB Stuttgart hat mit über 120.000 Mitgliedern eine beeindruckende Gemeinschaft, und es ist mir besonders wichtig, diese Mitglieder noch stärker in das Vereinsleben einzubinden. Der Schlüssel dazu ist, sowohl bestehende Formate weiter auszubauen als auch neue Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme zu schaffen. Ich sehe hierbei schwerpunktmäßig das nachfolgende.
Zusammengefasst möchte ich, dass sich alle Mitglieder als aktiven Teil des Vereins fühlen. Das bedeutet, dass wir nicht nur durch formelle Kanäle einbezogen werden, sondern auch durch aktive Teilnahme an unseren Veranstaltungen und durch die Förderung von Austausch und Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Der VfB Stuttgart soll ein Verein bleiben, bei dem jeder, egal ob er in Stuttgart lebt oder in der ganzen Region, das Gefühl hat, dass er zu etwas Größerem gehört. Diese Mitgliedereinbindung wird der Schlüssel sein, um die Zukunft des VfB Stuttgart weiter gemeinsam zu gestalten.
Wie stehen Sie zur Möglichkeit einer hybriden Mitgliederversammlung?
Grundsätzlich sehe ich die Möglichkeit einer hybriden Mitgliederversammlung als eine wertvolle Option, die den Mitgliedern mehr Flexibilität bietet und auch denjenigen, die nicht vor Ort sein können, die Teilnahme erleichtert. Allerdings halte ich es für wichtig, dass die Entscheidung über die Durchführung einer hybriden Versammlung stets vom obersten Organ des Vereins, der Mitgliederversammlung, demokratisch getroffen wird.
Ich persönlich bin ein Befürworter von Präsenzveranstaltungen, da sie eine besondere Bedeutung für den persönlichen Austausch und das gemeinsame Erleben haben. Es ist mir wichtig, dass sich die Mitglieder regelmäßig und nicht nur virtuell treffen – gerade bei einer so großen Zahl an Mitgliedern ist der direkte Austausch ein wertvolles Instrument, um gegenseitiges Vertrauen und ein starkes Vereinsgefühl zu fördern. Der persönliche Kontakt bietet eine lebendige und authentische Diskussion, und in der Aussprache können oft Dinge angesprochen werden, die in einer rein digitalen Form nicht die gleiche Wirkung entfalten würden.
Gleichzeitig müssen wir auch den Fortschritt und die Möglichkeiten der digitalen Welt berücksichtigen und den Zugang zur Mitgliederversammlung für alle Mitglieder so barrierefrei wie möglich gestalten. Wenn eine hybride Versammlung dazu beiträgt, den Verein für alle zugänglich zu machen, ist dies eine Möglichkeit, die wir nicht ausschließen sollten. Die Entscheidung darüber, wie wir die Mitgliederversammlung gestalten, sollte aber stets demokratisch durch die Mitglieder selbst getroffen werden, um den Grundsatz der Mitbestimmung und Beteiligung zu wahren.
Welches Verbesserungspotenzial sehen Sie noch bei der Satzung des e.V.?
Die Satzung des VfB e.V. bildet die Grundlage unserer Vereinsstruktur, und es gibt immer Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, um den Verein zukunftsfähig zu gestalten. Sollte ich durch eine Wiederwahl im Amt bestätigt werden, werde ich mich dafür einsetzen, die Satzungskommission, die bislang hervorragende Arbeit leistet, erneut zu mandatieren, um die Satzung zu überprüfen und weiter zu optimieren. Dabei wollen wir besonders auf eine stärkere Mitbestimmung der Mitglieder, eine erhöhte Transparenz in der Kommunikation und eine Förderung des Ehrenamts eingehen. Auch Aspekte wie die Gleichstellung und die Anpassungsfähigkeit an neue Entwicklungen sollten gezielt geprüft werden, um sicherzustellen, dass die Satzung auch in Zukunft den Bedürfnissen des Vereins gerecht wird.
Würden Sie im Falle einer Wahl und der gleichzeitigen Wahl von Dietmar Allgaier zum Präsidenten die Einführung eines/r leitenden Angestellten im Verein, der dem Präsidenten die operative Arbeit abnimmt, begrüßen und unterstützen?
Im Falle meiner Wahl und der gleichzeitigen Wahl von Dietmar Allgaier zum Präsidenten ist es zunächst wichtig, dass wir die Vereinsstrategie in Bezug auf die Abteilungen und aller anstehenden Projekte klar festlegen. Sobald ein neuformiertes Präsidium diese Strategie und die damit verbundenen Prozesse und Verantwortlichkeiten definiert hat, leiten sich daraus die nächsten Schritte und Aufgaben ab, auch hinsichtlich der personellen Aufstellung in der Operativen. Festzuhalten bleibt, wir haben aktuell schon ein sehr gut arbeitendes Team.
Wie ist Ihre Haltung zum Aufsichtsratsvorsitz der VfB AG: Sollte dieser nur vom Präsidenten des e.V. gestellt werden oder kann es auch ein Präsidiums-Mitglied sein? Oder muss es überhaupt ein/e Vertreter/in des Vereins sein?
Für mich ist es klar, dass der Präsident des e.V. auch den Vorsitz des Aufsichtsrats der VfB AG übernehmen sollte. Diese Entscheidung leitet sich aus dem „verbalen Ausgliederungsversprechen“ ab, dass der Präsident des Vereins immer auch die Verantwortung im Aufsichtsrat trägt. Diese klare Struktur gewährleistet nicht nur die notwendige Verantwortung und Transparenz, sondern stärkt auch die Verbindung zwischen e.V. und AG, um eine einheitliche und effiziente Führung des Vereins zu gewährleisten.
Aktuell ist der Aufsichtsrat der VfB AG mit 10 Personen besetzt, wovon fünf den VfB e.V. vertreten (Dietmar Allgaier, Andreas Grupp, Beate Beck-Deharde, Tanja Gönner und Alexander Kläger) je zwei den Investor Mercedes (Peter Schymon und Franz Reiner), je zwei den Investor Porsche (Lutz Meschke und Albrecht Reimold) sowie mit Tobias Röschl ein Vertreter des Investors JAKO. Ein weiterer Platz ist noch frei. Wie ist Ihre Haltung zur Sitz-Verteilung im Aufsichtsrat? Sollte dieser dem Verhältnis der Anteile an der VfB AG entsprechen (78,2 Prozent VfB e.V., 10,4 Prozent Porsche, 10,4 Prozent Mercedes, 1 Prozent JAKO) oder reicht eine einfache Mehrheit des e.V.?
Grundsätzlich halte ich die derzeitige Sitzverteilung im Aufsichtsrat der VfB AG für sinnvoll, sehe jedoch auch Potenzial für Verbesserungen, besonders im Hinblick auf eine ausgewogenere repräsentative Balance zwischen den verschiedenen Gesellschaftern. Tobias Röschl ist richtigerweise Vertreter von JAKO, hat seinen Sitz im Aufsichtsrat jedoch – wie auch Alexander Kläger von SAP – als Vertreter des VfB e.V. und sollte daher aktuell ebenso als Teil des e.V. betrachtet werden.
Ich würde es begrüßen, wenn künftig alle drei Präsidiumsmitglieder des e.V. im Aufsichtsrat vertreten sind. Dies würde die Entscheidungsfindung stärken und eine noch engere Verzahnung zwischen den beiden Organisationen ermöglichen. Darüber hinaus halte ich es für sinnvoll, einen weiteren Sitz mit einer Person aus dem Bereich Sportkompetenz zu besetzen, um sicherzustellen, dass der Aufsichtsrat über fundiertes Fachwissen zu sportlichen Themen verfügt.
Die Vergabe dieses zusätzlichen Sitzes sollte transparent und nachvollziehbar erfolgen, etwa über die Veröffentlichung eines Anforderungsprofils, damit Mitglieder und die Öffentlichkeit den Auswahlprozess verstehen können.
Zur Frage, ob die Sitzverteilung im Aufsichtsrat dem Anteil des e.V. an der VfB AG entsprechen sollte, denke ich, dass die Sitzverteilung das Verhältnis der Anteile widerspiegeln sollte. Der e.V. als größter Anteilseigner muss auch im Aufsichtsrat über eine entsprechende Mehrheit verfügen.
Daran anschließend: Sollte der Aufsichtsrat in seiner jetzigen Größe beibehalten, vergrößert oder verkleinert werden?
Ich befürworte, den aktuell möglichen Rahmen, den uns die Geschäftsordnung der AG vorgibt, vollständig ausnutzen und den Aufsichtsrat auf 12 Sitze aufzustocken. Diese Erweiterung halte ich für sinnvoll, da sie es ermöglicht, ein weiteres Präsidiumsmitglied sowie eine Person mit Sportkompetenz in den Aufsichtsrat zu integrieren. Damit würde die Entscheidungsfindung weiter gestärkt und gleichzeitig die Verbindung zwischen den verschiedenen Gremien des Vereins intensiviert werden. Eine Person mit Sportkompetenz im Aufsichtsrat ist besonders wichtig, um die sportlichen Aspekte gezielt und fundiert in die Entscheidungen einzubringen. Diese Aufstockung trägt dazu bei, die Expertise im Gremium zu erweitern und den Anforderungen des Vereins besser gerecht zu werden.
Sollte der Präsidialausschuss die Mehrheitsverhältnisse ebenso widerspiegeln oder sind Sie mit der derzeitigen Besetzung (zwei e.V.-Vertreter, je ein Investoren-Vertreter, Mehrheit des e.V. ist durch doppeltes Stimmrecht des Präsidenten gewahrt) zufrieden?
Grundsätzlich halte ich es für wichtig, dass auch der Präsidialausschuss die Mehrheitsverhältnisse des e.V. widerspiegelt. Der e.V. ist Hauptanteilseigner, und daher sollte sich diese Mehrheit auch personell im Präsidialausschuss widerspiegeln. Die derzeitige Besetzung, bei der der Präsident über ein doppeltes Stimmrecht verfügt, sorgt zwar dafür, dass die Mehrheit des e.V. gewahrt bleibt, doch grundsätzlich wäre es aus meiner Sicht sinnvoller, die Besetzung des Präsidialausschusses so anzupassen, dass die Verteilung der Sitze auch nach Köpfen die Mehrheitsverhältnisse im Verein widerspiegelt.
Sehen Sie die Notwendigkeit, den Aufsichtsrat vor Ablauf der Amtszeit 2027 neu zu besetzen, was die Vertretung des VfB e.V. angeht?
Ja, ich sehe die Notwendigkeit, den Aufsichtsrat vor Ablauf der Amtszeit 2027 neu zu besetzen, insbesondere was die Vertretung des VfB e.V. angeht. Es sollte ein weiteres Präsidiumsmitglied in den Aufsichtsrat aufgenommen und zusätzlich ein Vertreter mit Sportkompetenz integriert werden, um sicherzustellen, dass der Aufsichtsrat sowohl in unternehmerischen als auch in sportlichen Fragen kompetent aufgestellt ist. Falls in Zukunft zudem weitere Änderungen vorgenommen werden, muss dies transparent und nachvollziehbar geschehen, sodass alle Mitglieder des Vereins und die Öffentlichkeit den Auswahlprozess und die Gründe für die Änderungen verstehen können.
Sehen Sie die Notwendigkeit, die Mitglieder über einen Verkauf von Anteilen über die 2017 beschlossenen 24,9 Prozent abstimmen zu lassen? Warum oder warum nicht?
Das ist aktuell kein Thema und auch über unsere Satzung klar geregelt. Ich halte es dementsprechend für zwingend notwendig, dass die Mitglieder über einen Verkauf von Anteilen über die 2017 beschlossenen 24,9 Prozent hinaus abstimmen sollten, falls dies einmal in Zukunft Thema sein könnte. Ein solcher Schritt betrifft die Grundstruktur und Unabhängigkeit des Vereins, weshalb er nur vom obersten Organ des Vereins, der Mitgliederversammlung, beschlossen werden kann. Die Mitglieder müssen in diese Entscheidung eingebunden werden, um sicherzustellen, dass die Interessen des Vereins und seiner Mitglieder gewahrt bleiben und eine ganzheitliche Zustimmung zu einer solchen Maßnahme erfolgt.
Welche Themen, die Fans abseits des sportlichen Erfolgs bewegen, halten Sie für am wichtigsten?
Abseits des sportlichen Erfolgs gibt es mehrere Themen, die für die Fans des VfB Stuttgart von großer Bedeutung sind. Ein zentrales Thema ist sicherlich die Transparenz und Kommunikation seitens des Vereins. Fans wünschen sich mehr Einblicke in die Entscheidungsprozesse und möchten aktiv in die Entwicklung des Vereins eingebunden werden. Ebenso ist die Mitbestimmung der Mitglieder ein wichtiger Punkt, gerade bei Entscheidungen, die den Verein langfristig betreffen.
Ein weiteres Thema ist die Nachhaltigkeit, sowohl in Bezug auf den Verein als auch auf die Vereinsinfrastruktur. Die Fans legen zunehmend Wert auf umweltbewusste Entscheidungen und die Förderung von Sozialprojekten. Der VfB ist hier bereits sehr engagiert und wir streben eine Vorreiterrolle an.
Nicht zuletzt spielt auch die Wertschätzung der Vereinsgeschichte und ‑tradition eine wichtige Rolle. Fans möchten den Brustring nicht nur als sportlichen, sondern auch als kulturellen und historischen Wert erleben. Ein stärkeres Augenmerk auf den Erhalt der Tradition und die Stärkung des Vereinslebens im weitesten Sinne ist daher ein weiterer zentraler Punkt.
Welche Lösungen sehen Sie für eine nachvollziehbare Verteilung von Eintrittskarten?
Die Frage der nachvollziehbaren Verteilung von Eintrittskarten ist in der Tat schwierig zu beantworten, insbesondere da die Nachfrage nach Heimspiel-Tickets aktuell bei weitem die Stadionkapazität übersteigt, was immer wieder zu Ärger bei unseren Fans führt. Es ist eine herausfordernde Situation, da es kaum möglich ist, allen Fans gerecht zu werden, die ein Ticket wünschen.
Hinzu kommen die noch bestehenden Anlaufschwierigkeiten mit dem neu eingeführten Ticketsystem, bei dem es immer noch technische Hürden gibt. Die zuständigen Fachabteilungen arbeiten intensiv daran, diese Probleme zu lösen, um den Ticketverkaufsprozess so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Es ist unser Ziel, den Prozess in Zukunft transparenter und fairer zu gestalten. Entsprechende Lösungsansätze werden auch zeitnah dem Fan-Ausschuss vorgestellt und dort diskutiert.
Welche Rolle können Sie als Präsidiumsmitglied des e.V. im Spannungsfeld zwischen organisierten Fans, der Polizei und der Liga spielen?
Der Verein soll als Vermittler und Brückenbauer zwischen den verschiedenen Akteuren agieren. Es ist wichtig, dass wir die Bedenken der organisierten Fans ernst nehmen und im Dialog mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren. Gleichzeitig müssen wir jedoch auch der Polizei, den Behörden und den Anforderungen der Liga Rechnung tragen und hier ebenso im Dialog bleiben, insbesondere wenn es um Sicherheitsaspekte und die Einhaltung von Regularien geht.
Im November gaben Sie und Dietmar Allgaier über die Vereinswebseite und in einem Pressetermin des VfB ihre Kandidatur bekannt. Sehen Sie es als legitim an, dass Amtsinhaber die kommunikative Infrastruktur ihres Amtes für eine erneute Kandidatur nutzen, während andere Bewerber zu diesem Zeitpunkt noch nicht darauf zurückgreifen können?
Ja, ich halte es für legitim, dass wir die kommunikative Infrastruktur des Vereins genutzt haben, um unsere Kandidatur bekannt zu geben. Dabei war es jedoch keine Werbeveranstaltung und auch kein Wahlaufruf von uns bzw. für uns. Vielmehr ging es darum, unsere Mitglieder transparent und frühzeitig darüber zu informieren, dass sowohl unser Interimspräsident Dietmar Allgaier als auch ich erneut kandidieren werden.
Das Informationsmedium der Vereinswebseite steht uns als Amtsinhaber zu, um unsere Mitgliedschaft über die anstehende Wahl zu informieren. Wir haben jedoch darauf geachtet, dass alles Weitere, was unsere Kandidatur betrifft, nicht über die offiziellen VfB-Kanäle kommuniziert wird. Der Wahlprozess sollte fair und transparent sein, und der Wahlausschuss hat sichergestellt, dass dies für alle Bewerber gleichermaßen gilt.
War die Bekanntgabe ihrer erneuten Kandidatur mit dem Wahlausschuss abgesprochen?
Ja, ich habe, wie auch Dietmar Allgaier, den Wahlausschuss im Vorfeld über meine erneute Kandidatur informiert. Der Wahlausschuss hat ebenfalls die Notwendigkeit gesehen, die Mitgliedschaft darüber zu informieren, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich unser Interimspräsident dazu entschieden hat, ebenfalls zu kandidieren. Es war uns wichtig, diese Information frühzeitig und transparent an die Mitglieder weiterzugeben.
Vielen Dank für das Gespräch!
Titelbild: © Andreas Grupp