Treffpunkt Betze
·30 ottobre 2024
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·30 ottobre 2024
Stuttgart gegen Kaiserslautern: Ein Duell, das es seit 2017 nicht mehr als Pflichtspiel gegeben hat und auf das sich die Fans beider Lager spätestens seit der Auslosung der zweiten Pokalrunde gefreut hatten. Die rund 7.000 bis 8.000 mitgereisten Fans aus der Pfalz waren nach dem Schlusspfiff zwar stolz auf ihre Mannschaft, doch insgeheim dürfte der eine oder andere damit gehadert haben, dass die Pokalsaison des Vorjahresfinalisten in der schwäbischen Landeshauptstadt bereits zu Ende ist.
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Das hohe Anlaufen der Lauterer vor allem in der ersten Halbzeit mit bis zu sechs Spielern in der gegnerischen Hälfte - gepaart mit schnellen Balleroberungen - steigerte die Hoffnung auf einen Coup ebenso, wie es die anschließenden rasanten Ballverluste wieder schmälerten. Wer weiß, was an diesem Abend noch alles möglich gewesen wäre, hätten sich die Roten Teufel nicht immer wieder selbst in Schwierigkeiten gebracht, die nur mit viel Laufarbeit zu lösen waren.
Apropos Probleme: Jean Zimmer sah sich während des Spiels immer wieder direkten Duellen mit Nationalspieler Chris Führich ausgesetzt. Die beiden Blondschöpfe stammen aus deutschen Kleinstädten, wo man das Fußballspielen auf Ascheplätzen lernt. Ein ums andere Mal raste Führich in der Anfangsviertelstunde wie der vielbesungene D-Zug an Zimmer vorbei, so dass dieser beim Blick auf die Werbebande irgendwann nicht mehr „Freenet - fertig, los!“, sondern nur noch „Führich - fertig, los!“ gelesen haben dürfte. Aber auch in der Folgezeit hatte der Pfälzer den Stuttgarter Flügelflitzer mit dem Repertoire, das man sich beim Bolzen auf dem Hartplatz aneignet, nicht nur im Griff, sondern provozierte ihn schließlich sogar zu einer Unsportlichkeit, die mit Gelb geahndet wurde. Alles in allem eine gute Leistung von Jean Zimmer.
Der Stuttgarter Führungstreffer, der aus dem ersten ernsthaften Vorstoß über die Wekesser-Seite resultierte, ging vom Spielverlauf her in Ordnung, brachte den FCK aber nicht weiter aus dem Konzept. Während die Defensive nach Anfangs Umstellung aus ihrer nun aus fünf Spielern bestehenden Grundordnung in der letzten Kette agieren konnte, ging für die Spieler mit dem roten Brustring einerseits wenig, andererseits wurde das Aufbauspiel der Gäste immer gefälliger. Über den gesamten Spielverlauf war zu erkennen, dass Markus Anfang langsam aber sicher ein Problem in den Griff zu bekommen scheint, das spätestens seit der Amtszeit von Marco Antwerpen immer wieder zu Gegentoren führte: Endlich bekommen die Betzebuben das Zentrum vor dem Sechzehner so zugestellt, dass der Gegner auf die Flügel abgedrängt wird.
Wenn die Stuttgarter dann den Schnittstellenpass hinter die Kette spielten, wussten alle FCK-Verteidiger durch beherzten Einsatz und hohe Laufbereitschaft brenzlige Situationen zu entschärfen. Jannis Heuer, Jan Elvedi und Boris Tomiak erwischten allesamt einen guten Tag, während die Leistungen von Luca Sirch immer mehr bestätigen, welchen Glücksgriff der FCK mit dem umtriebigen Allrounder gemacht hat. Sirch war über die gesamte Spielzeit nicht nur defensiv nahezu fehlerfrei und kompromisslos - man denke nur an seine Grätsche nach einer halben Stunde, mit der er nicht nur einen gefährlichen Pass der Stuttgarter unterband, sondern auch seinen Kollegen Elvedi hart erwischte -, sondern er war auch immer wieder ein Wandler zwischen den Halbräumen. Auch hier ein Sonderlob.
Der Schiedsrichter der Partie, Daniel Schlager, muss sich angesichts des Spielverlaufs sicher nicht den Vorwurf gefallen lassen, auf der Seite der Hausherren zu stehen. Die 50:50-Situationen wurden zumeist zu Gunsten des FCK gewertet und man könnte vom Glück des Tüchtigen sprechen, der sich den Elfmeter kurz vor dem Pausentee letztlich einfach verdient hatte. Boris Tomiak nahm das Geschenk, das auch der in der zweiten Pokalrunde nicht mehr eingesetzte VAR nicht verderben konnte, dankend an.
In der zweiten Halbzeit zollten die Betzebuben ihrem hohen Laufpensum Tribut und mussten sich mehr und mehr den wütenden Angriffen der Schwaben erwehren. Spätestens nach den Auswechslungen auf beiden Seiten, wurde nicht nur der Klassenunterschied deutlich, sondern das Spiel kippte vollständig in Richtung der Stuttgarter. Der Champions-League-Teilnehmer brachte die deutschen Nationalspieler Stiller, Undav und Leweling, die Lauterer Opoku, Hanslik und Robinson. Rein nominell ein Mismatch, das sich zunehmend bemerkbar machte.
Dass die Stuttgarter letztlich verdient ins Pokal-Achtelfinale eingezogen sind, ist einerseits anzuerkennen - andererseits kann und muss der FCK das Spiel schnell abhaken und sich wieder auf die Liga konzentrieren. Markus Anfang sollte seine Idee im Spiel gegen den Ball beibehalten und im Mannschaftstraining den Fokus auf einen sauberen Spielaufbau nach Balleroberung legen. Gelingen dem 1. FC Kaiserslautern in Zukunft häufiger längere Ballstafetten, können die eigenen Kraftreserven geschont und die Laufbereitschaft des Gegners gefordert werden. Dann würde der vor der Saison ausgerufene Wandel hin zu einem attraktiven Ballbesitzfußball einen weiteren Meilenstein erreichen, der sich auch weiterhin positiv in den Ergebnissen niederschlagen wird.