48 Teams bei der Frauen-WM 2031: FIFA-Aufblähungswahn geht weiter - Kommentar | OneFootball

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·06 de abril de 2025

48 Teams bei der Frauen-WM 2031: FIFA-Aufblähungswahn geht weiter - Kommentar

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Gianni Infantino entpuppt sich mal wieder als großer Freund des Recyclings. Wohl kaum aus klimaschutztechnischen Gründen, denn dass die Umwelt ihm sehr am Herzen liegt, das hat der FIFA-Präsident in seiner schon neunjährigen Amtszeit noch nicht gezeigt. Stattdessen recycelt Infantino mit großer Freude seine alten Ideen. Man könnte es auch, weniger nett ausgedrückt, Denkfaulheit nennen. Zum wiederholten Mal versucht Infantino, seine Ideen aus dem Männerfußball - die schon da oft mindestens zweifelhaft sind - eins zu eins auf den Frauenfußball zu übertragen.

Sein Lieblingsprojekt ist die Aufblähung von Großturnieren. Bei den Männern werden schon ab 2026 bei jeder Weltmeisterschaft 48 Teams antreten. Im Frauenfußball wird das nun ab der WM 2031, ausgetragen in den USA, der Fall sein. Das gab die FIFA Anfang April bekannt. Ob der Deckel nun passt oder nicht, die FIFA zwängt ihn trotzdem auf dem Topf.


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Es ist nur das letzte Beispiel in einer langen Reihe von Fällen, die offenbaren: Infantino und die FIFA sehen den Frauenfußball durch genau die gleiche Linse wie den Männerfußball - nämlich lediglich als Event, mit dem Geld gescheffelt werden kann. Zu dieser Logik passt die Aufblähung der Turniere natürlich hervorragend. Je mehr Mini-Events, desto mehr Zuschauer und Einnahmen. Infantino, man kann es sich schon bildlich vorstellen, kann sich dann wieder in Superlativen selbst übertreffen, sie purzeln nur so aus seinem Mund.

Und im Frauenfußball wurde bisher eben noch nicht genug Geld gemacht. Daher muss diese Sportart, im knallharten Business-Paradigma, in dem die FIFA denkt, nun noch mehr ausgebeutet werden, jeder Cent herausgepresst werden.

Frauenfußball: Der Abstand zwischen oben und unten ist weitaus größer

Schon im Männerfußball ist die Aufblähung von Turnieren nur eine bedingt gute Idee, bedenkt man die gestiegene Belastung von Fußballern. Aber dort gibt es eine seit Jahrzehnten gewachsene Fußballökonomie, die Flüsse des Geldes reichen von Italien nach Belize oder an die Elfenbeinküste. Überall wurde erkannt, dass Fußballer Exportschlager sind, und daher moderne Akademien aus dem Boden gestanzt, an jedem noch so entlegenen Fußballplatz nach Zauberfüßen gescoutet und die besten Spieler ständig weiterentwickelt.

Das mag jetzt zynisch klingen, aber diese Monetarisierung des Sports hat zu einem annähernd existierenden "level playing field" geführt. Trotz immenser struktureller Ungleichheiten sorgt das für Underdog-Siege und eine sportliche Vergleichbarkeit. Alles ist so dermaßen auf Perfektion getrimmt und durchanalysiert, dass auch die Kleineren eine Chance haben.

Im Frauenfußball sieht die Lage komplett anders aus. Es ist ein wahnwitziges Projekt von Infantino, 2031 ganze 48 Teams bei der WM antreten zu lassen. Ein Schritt, der nur fünf Jahre nach der entsprechenden Aufblähung bei den Männern erfolgt - obwohl der Rückstand, was professionelle Strukturen und die Entwicklung auf dem gesamten Globus angeht, wohl eher fünfzig Jahre beträgt. Äpfel werden mit Birnen verglichen, fast schon mit Kürbissen.

Rasante Aufblähung - aber ein attraktiver Wettbewerb wird so unmöglich

Dazu muss man sich verdeutlichen, wie rasant diese Aufblähung geschehen ist. 2019 spielten bei der Frauen-WM in Frankreich noch 24 Teams. Bei der WM 2023 waren es schon 32. Schon diese Aufblähung stieß auf Kritik, aber viele Underdogs wie Haiti oder Jamaika schlugen sich besser als erwartet. Die FIFA sah das wohl als Argument für weitere Aufblähungen.

Dabei wird freilich unterschlagen, dass sich in einigen Spielen doch der erwartete Klassenunterschied zeigte. 2031 wird das noch viel mehr der Fall sein. Binnen zwölf Jahren wird sich die Anzahl der Teams verdoppelt haben. Das ist ein unglaubliches Tempo und das Gegenteil von organischem Wachstum. 104 Spiele binnen weniger Wochen werden ausgetragen, die FIFA-Vermarktungs- und Kommerzialisierungsmaschinen werden auf Volldampf laufen. Wann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem sie überdrehen?

Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass von den 104 Partien alle auf Topniveau stattfinden. Das wird am Ende nur dem Frauenfußball selbst schaden - Ergebnisse wie 0:13 bringen niemanden voran. Bei den zu erwarteten individuellen Patzern wird auch die Hetze im Netz, die schon bei der WM 2023 ein trauriges Rekordhoch erreichte, neue Dimensionen erreichen. Einige der kleineren Nationen werden vielleicht wieder überraschen.

Aber Teams wie Paraguay (Rang 46 der Weltrangliste) oder Usbekistan (Rang 50), die von der Reform profitieren könnten, sind so meilenweit von anständigen Strukturen und Talentförderung entfernt, dass die Hoffnung auf einen echten Wettbewerb illusorisch scheint.

Infantino bereichert sich auf Kosten der Kleinen und der Spielerinnen

Auch der Gedanke, dass man nur besser werden könne, indem man sich mit den Besten messe, ist trügerisch. Dafür braucht man sich bloß frühere Underdogs bei Weltmeisterschaften anzuschauen. In Thailand oder Haiti hat sich seitdem herzlich wenig getan.

Zu alldem kommt, dass die Wahrscheinlichkeit für noch mehr gravierende Verletzungen - schon bei der WM 2023 das Thema Nummer 1 - weiter steigt. Die höhere Verletzungsanfälligkeit im Frauenfußball, schlechte Trainingsbedingungen, ungleiche Entwicklungen im globalen Vergleich - all das scheint Infantino, geblendet vom Versprechen des Geldes, egal zu sein.

Infantino sieht den Fußballplatz vor lauter Geldregen nicht mehr. Das Resultat: Mit Gewalt wird der falsche Deckel auf den Topf gepresst. Aber dann muss sich die FIFA auch nicht wundern, wenn der Topf bald überkocht.

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