dieblaue24
·21 de março de 2025
Das exklusive db24-Interview: Jetzt spricht Mueller!

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·21 de março de 2025
Dass die Vereinsseite den erfolgreichen Geschäftsführer Marc Pfeifer (jetzt Rot-Weiss Essen) opferte, um dafür Oliver Mueller zu verpflichten, entpuppte sich als 50+1-Flop und sorgt weiterhin für eine Schieflage in der Fußball-Firma des TSV 1860. Nach nur 216 Tagen zog der e.V. die Notbremse und feuerte den gebürtigen Schwarzwälder fristlos. Wer haftet bei den Löwen für den enstandenen Schaden?
Gegenüber db24 nimmt der Ex-Geschäftsführer zu diversen Vorwürfen und Themen Stellung. Das exklusive db24-Interview:
db24: Herr Mueller, die e.V.-Seite der Löwen hat beim Gütetermin am Arbeitsgericht München Anfang Januar gravierende Vorwürfe an Sie gerichtet. Unter anderem hieß es, Sie hätten den TSV 1860 an den Rande der Insolvenz geführt und an der “Grenze der Untreue” gehandelt. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
OLIVER MUELLER: Dieser Vorwurf ist hanebüchen. Ich habe mich stets geschäftsordnungskonform verhalten. Die „Fußballfirma“ ist seit Jahren bilanziell überschuldet, das kann jeder in den Registern nachlesen. Nicht umsonst wurde mir im Rahmen der Gespräche vor meiner Bestellung die Frage gestellt, ob ich „insolvenzsicher“ sei.
db24: Aber wie kommen die Löwen dann dazu, Sie dermaßen in die Ecke zu drängen, schließlich grenzt das alles an Rufmord, sollte es nicht stimmen?
Ich habe das Gefühl, dass dieser unzutreffende und abwegige Vorwurf aufs Tapet gebracht wird, um meine Einigungswilligkeit auf einem sehr geringen Niveau zu erreichen.
db24: Ein Vorwurf der Vereinsseite für Ihre Kündigung war auch, dass Sie Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik auf der Mitgliederversammlung im Juni 2024 als Clown bezeichnet haben. Kurioserweise hat die Vereinsseite im Nachgang der Wahlen dazu überhaupt keine Stellung bezogen. Verwundert Sie es deshalb, dass Monate später dies als einer der Gründe für eine fristlose Kündigung genannt wurde?
Zunächst möchte ich richtigstellen, dass ich Herrn Ismaik nie als Clown bezeichnet habe. Das Zitat war nicht auf Herrn Ismaik bezogen – weder explizit noch implizit. Im Übrigen stimme ich Ihnen zu: Es ist schon sehr verwunderlich, warum der Rechtsanwalt des e. V. diesen konstruierten Vorwurf plötzlich aufbringt, wo doch jeder im Protokoll der Mitgliederversammlung nachlesen kann, dass dem nicht so war.
db24: Es hieß außerdem, dass Sie in der Geschäftsführung eigenständig Verträge unterschrieben hätten, u.a. die 80.000 Euro teure Impact-Studie zur Stadion-Frage des TSV 1860. Warum haben Sie das alleine durchgezogen, obwohl es u.a. dafür die zweite Unterschrift von Dr. Christian Werner gebraucht hätte?
Ich habe die Impact Studie nicht „alleine durchgezogen“. Der Geschäftsführer Sport, Christian Werner, war von Anfang an involviert – u. a. auch mit einer Unterschrift. Außerdem sind im Rahmen des „Neuen Biss des Löwen“ alle Gremien über diese Studie informiert worden. Ich habe mich auch hier geschäftsordnungskonform verhalten.
db24: Außerdem sollen Sie, obwohl der Spieleretat vom Aufsichtsrat mit 4,5 Millionen Euro abgesegnet war, ohne Rücksprache mit dem Kontrollgremium das Budget für den Sport deutlich überzogen und sogar auf den Überbrückungskredit von Hasan Ismaik für besondere Fälle zurückgegriffen haben…
Etwaige Abweichungen von einzelnen Budgetpositionen erfolgten stets geschäftsordnungskonform und vor allem nicht durch mich alleine. Die gesamte Geschäftsführung hat einvernehmlich entschieden, im Rahmen desRestrukturierungskonzeptes das Budget für die Position „Personalaufwand Spielbetrieb“ geschäftsordnungskonform zu erhöhen. Mit dem von Ihnen angesprochenen Bridge Loan Darlehen hat dies ferner nichts zu tun.
db24: Im Sommer-Trainingslager in Windischgarsten platzte die Verpflichtung eines defensiven Mittelfeldspielers aufgrund ihrer angeblichen finanziellen Fehlkalkulation - wie konnte daspassieren?
Etwaige Probleme bei Spielerverpflichtungen hatten nichts mit angeblichen Fehlkalkulationen zu tun, sondern hatten einen gänzlich anderen Hintergrund. Die Verpflichtung konnte vom Direktor Finanzen & Organisation und mir nicht genehmigt werden, da Zweifel an der Geschäftsordnungskonformität der Verpflichtung bestanden.
db24: Aufgrund des überzogenen Sportbudgets konnte es bei 1860 auch keinen frühen Trainer-Wechsel geben. Deswegen musste 1860 so lange auf Agis Giannikis setzen. Fühlen Sie sich hier in der Verantwortung?
Dafür fühle ich mich nicht verantwortlich. In meinen letzten Tagen als Geschäftsführer habe ich meinem ehemaligen Kollegen ausdrücklich geraten, im verbleibenden Budget der Position „Personalaufwand Spielbetrieb“ eine Risikovorsorge für einen etwaigen Trainerwechsel sowie für das Winter-Transferfenster zurückzubehalten. Dies ist entgegen meiner Empfehlung nicht erfolgt. Entsprechend sind die Aktivitäten auf dem Spielermarkt fortgesetzt worden.
db24: Wie kann es sein, dass Mitarbeiter Ihnen Mobbing unterstellten und sich nicht wenige Ihren direkten Vorgänger Marc Pfeifer zurück gewünscht hatten?
Ich weise diesen Vorwurf entschieden zurück. Ein respektvoller und fairer Umgang ist mir sowohl in meinem privaten als auch in meinem beruflichen Umfeld sehr wichtig. Während meiner Tätigkeit als Geschäftsführer habe ich von vielen ehemaligen Mitarbeitern positives Feedback zu meinem Führungsstil erhalten. Dabei wurde insbesondere meine Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern positiv hervorgehoben. Zur Stärkung und Professionalisierung des finanziell angeschlagenen Vereins habe ich ein Restrukturierungsprogramm entwickelt und gemeinsam mit dem Geschäftsführungskollegen erfolgreich mit der Umsetzung begonnen – das strukturelle Defizit wurde um über 20 Prozent verringert. Die Restrukturierung eines Unternehmens ist nahezu immer mit personellen Maßnahmen verbunden. Dass dabei auch persönliche Privilegien einzelner Mitarbeiter hinterfragt werden müssen, liegt in der Natur der Sache. Dies kommt bei den betroffenen Mitarbeitern denklogisch nicht immer gut an.
db24: Können Sie uns nochmal Ihren letzten Tag bei 1860 schildern: Wer hat Ihnen die fristlose Kündigung ausgesprochen bzw. übergeben - und was hat sich im weiteren Verlauf der Trennung in der Geschäftsstelle abgespielt?
Der Präsident Robert Reisinger hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass die Gesellschafter-Versammlung der Geschäftsführungs-GmbH den Beschluss gefasst hätte, mich freizustellen. Ich habe das zur Kenntnis genommen. Am nächsten Tag kamen Robert Reisinger und Vize-Präsident Norbert Steppe ins Büro und haben mir nicht nur die Freistellung, sondern auch eine fristlose Kündigung samt Gesellschafter-Beschluss übergeben. Dann habe ich den Schlüssel übergeben und die Geschäftsstelle verlassen.
db24: Ihr Anwalt kam bei der Güteversammlung auf ein Gesamtvolumen von rund 600.000 Euro. Danach schwächten Sie in einem Interview die Summe der Abfindung ab. Was verlangen Sie von 1860, damit man sich nicht weiter vor Gericht treffen muss?
Wir haben keine Forderung in dieser Höhe erhoben. Die Forderung lag weit südlich davon. Die Zahl beschreibt allerdings das Prozessrisiko der Beklagten inkl. Kosten, die nicht von mir gefordert werden, sondern anfallen könnten, wenn das Verfahren zu meinen Gunsten durch alle Instanzen entschieden wird. Ich bin nach wie vor zu einer außergerichtlichen Einigung zu fairen Konditionen bereit. Das bisherige Angebot der Gegenseite erfüllt diese Voraussetzungen bei Weitem nicht.
db24: Hand aufs Herz: Wie hat Sie die Vereinsseite damals geködert - und vor allem: Was war Ihr Auftrag - und warum haben Sie nicht sofort Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik mit ins Boot geholt?
Bereits wenige Minuten, nachdem Herrn Ismaik und seinen Vertreter in den Gremien mitgeteilt worden ist, dass ich der neue Geschäftsführer bin, habe ich den Kontakt zu diesen gesucht. Wenige Tage später war das Nachholspiel gegen Rot-Weiss Essen. In derselben Woche war Herr Ismaik auch direkt persönlich vor Ort zu einem knapp zweistündigen Kennenlerngespräch.
db24: Hatte es Sie eigentlich überrascht, dass Sie sich bei vor Ihrer Einstellung nicht nur dem Präsidium, sondern auch dem Verwaltungsrat vorstellen mussten?
Nein, darauf war ich vorbereitet. Das sieht die Satzung so vor und ist auch bei anderen Clubs Usus.
db24: Wer ist im Verwaltungsrat die treibende Kraft bei 1860 - und glauben Sie, dass diese Leute im Sinne des Profifußballs handeln oder haben Königsberg & Co. andere Pläne auf ihrer Agenda - und wenn ja, welche?
Ich bin mir sicher, dass sie im Sinne des Profifußballs bei 1860 handeln und sich bewusst sind, dass für das strategische, taktische und operative Tagesgeschäft des Profifußballs auch Profis beschäftigt werden müssen. Es gab während meiner Amtszeit keinerlei Versuche, mich oder die Geschäftsstelle für irgendwelche politischen Themen zu manipulieren oder zu nutzen. Das lief sehr autark. Im Gegenteil: Vor meiner Bestellung war ja bereits klar, dass im Sommer Verwaltungsratswahlen sein würden. Deshalb habe ich vor meiner Bestellung klar und deutlich darauf hingewiesen, dass ich nicht als Helfer für vereinspolitische Themen zur Verfügung stehe.
db24: War es ein Auftrag oder Ihre freie Entscheidung, Mehrheitseigner Hasan Ismaik zu untersagen, dass er während des Wahlkampfes im Juni 2024 Fans in der Geschäftsstelletreffen kann?
Dies war – wieder einmal – eine einvernehmliche Entscheidung der Geschäftsführung, also beider Geschäftsführer. Es ging nicht um Herrn Ismaik oder seine Vertreter. Es ging darum, dass eine Geschäftsstelle kein Publikumsverkehr hat und hier kein Treffen mit Fans stattfinden kann. Es war auch im Gespräch, die Alm oder das Pressestüberl zu nutzen. Dass er dann mit seiner Entourage doch noch kam, fand ich gut.
db24: Warum wurden die Schlüssel für die Ismaik-Vertreter Anthony Power und Saki Stimoniaris umcodiert, damit diese nicht mehr in die Geschäftsstelle kommen? Wie kommen Sie dazu - und wer gab Ihnen hierfür den Auftrag?
Es gab weder eine solche Umcodierung noch einen entsprechenden Auftrag. Es handelte sich um einen technischen Fehler, der auch bei weiteren Schlüsseln in diesem Zeitraum aufgetreten ist.
db24: Auffällig war, dass Sie nach Ihrer fristlosen Kündigung den Weg zum Arbeitsgericht und nicht zum Landgericht gewählt hatten: Waren Sie gar nicht als Geschäftsführer bei 1860 München angestellt oder haben Sie aus Versehen das falsche Gericht gewählt?
Weder noch. Ich war als Fremd-Geschäftsführer bei der TSV München von 1860 Geschäftsführungs-GmbH angestellt. Gerade deshalb ist der Weg zum Arbeitsgericht nach unserem Dafürhalten der richtige.
db24: Normalerweise geht man als entlassener Geschäftsführer aber zum Landgericht, um gegen eine fristlose Kündigung vorzugehen…
Es ist nicht unüblich, dass Anstellungsverträge mit Geschäftsführern vor dem Arbeitsgericht verhandelt werden. Auch bei 1860 sind Rechtsstreitigkeiten mit ehemaligen Geschäftsführern vor dem Arbeitsgericht verhandelt und entschieden worden.
db24: Anderes Thema: Was halten Sie von ehrlichem Journalismus und Pressefreiheit?
Ich halte es in einer Welt voller marktschreierischer Überschriften in der Aufmerksamkeitsökonomie für sehr wichtig, dass investigativer Journalismus dazu führt, Themen von öffentlichem Interesse von allen Seiten gründlich und ausgewogen zu beleuchten und eine Bewertung dem Leser zu überlassen. Dabei dürfen Hass und Hetze keinen Platz haben. Wir haben scheinbar zu großen Teilen verlernt, in der Sache klar zu diskutieren, dem Gegenüber zuzuhören und auch andere Meinungen zuzulassen. Einem Wettstreit um die besten Argumente kann „ehrlicher Journalismus“ zuträglich sein.
db24: Ist es richtig, dass Sie Löwen-Trainer Agis Giannikis angewiesen haben, mit Löwen-Reporter Oliver Griss nicht mehr zu sprechen, weil Sie ihn mit einem Hausverbot belegen wollten? Wer gab Ihnen dazu den Auftrag und wer war die treibende Kraft dahinter?
Das trifft nicht zu. Der Trainer fällt in den Geschäftsbereich des Geschäftsführer Sport, der als disziplinarisch Vorgesetzter etwaige Anweisungen an den Chef-Trainer als seinen Mitarbeiter zu erlassen hat. Es gab keinen Auftrag und keine treibende Kraft. Wie es sich beim Geschäftsführer Sport verhält, kann ich Ihnen nicht beantworten.
db24: Ihre Entlassung und die daraus resultierenden Folgen haben einen großen Krater im Klub verursacht: Die e.V.-Seite ist dermaßen zerstritten, sodass der Verwaltungsrat dem Präsidium Reisinger die rote Karte gezeigt hat. Welche Seite ist aus Ihrer Sicht besser für 1860?
Ich denke, dass viele dieser Folgen absehbar waren. Ich kann nach wie vor nicht nachvollziehen, warum der Beschluss meiner Abberufung gefasst wurde.
db24: Vor rund einem Jahr hatten Sie für Aufsehen gesorgt und auf der sogenannten Biss-Präsentation davon gesprochen, dass die Löwen bis 2029 die Nummer zwei in Bayern sein sollen. Rund 12 Monate später sind die Löwen der Regionalliga Bayern näher als der Nummer 5 im Freistaat. Hatten Sie den Verein falsch eingeschätzt?
Das würde ich nicht sagen. Mein Ziel war es, den finanziell angeschlagenen Verein zu stärken und neu auszurichten. Dafür haben wir eine umfangreiche Analyse des Vereins durchgeführt, um etwaige Probleme und Potentiale zu identifizieren, und daraus eine zukunftsweisende Strategie und (Re)Positionierung zu entwickeln. Nach ausführlicher Analyse haben wir uns im Führungskreis einvernehmlich dafür entschieden, ehrgeizige Ziele zu setzen und hart an deren Erreichung zu arbeiten – u. a. auch als Perspektive nach der erforderlichen Restrukturierung.
db24: Sie haben für viel Geld eine Stadion-Analyse in Auftrag gegeben: Angeblich ist das herausgekommen, was Experten längst wissen. Das Grünwalder ist nicht rentabel. Wie sehen Sie es?
Bis zu meinem Ausscheiden gab es zu keiner der Stadionoptionen eine faktenbasierte Untersuchung – erst recht nicht auf der entscheidenden Grundlage der Erlösströme und des Benchmarking zu weiteren fanstarken Traditionsclubs. Die Economic Impact Studie soll sachlich und objektiv die Erlöspotenziale aufzeigen, wo 1860 steht und wo andere stehen und Zwar in Bezug auf Grünwalder, Grünwalder+ sowie einem neuen Stadion. Ich persönlich fand es jedoch nicht optimal, wie das Thema dann durch die KGaA gespielt wurde. Meines Erachtens hat man hier insbesondere fan- und stadtpolitisches Lösungspotenzial verschenkt.
db24: Was ist aus Ihrer Sicht das größte Problem des Klubs?
Das wäre eine abendfüllende Diskussion, die wir bei Gelegenheit gerne führen können. Ich denke, dass die Situation seit vielen Jahren verfahren ist. In der jetzigen Personal-Konstellation ist es aus meiner Sicht schwierig, 1860 sowohl sportlich als auch wirtschaftlich erfolgreich zu machen.
db24: Sie sind zuletzt beim 1860-Auswärtssieg in Köln im VIP-Bereich aufgetaucht: Warum?
Ich habe seit vielen Jahren sehr gute und vertrauensvolle Verbindungen zur Viktoria und war deshalb in der laufenden Saison schön öfters dort zu Gast. Ihr bedauerlicherweise verstorbener Mäzen und ich waren Geschäftspartner. Außerdem bin ich bereits beim Auswärtsspiel von 1860 bei der Alemannia gewesen – dort allerdings „unentdeckt“.
db24: Wird man Sie wieder im Fußball sehen - oder haben Sie genug nach dieser 215-Tage-Erfahrung bei 1860?
Das wird man sehen. Ich bin seit vielen Jahren im Fußball-Business tätig – mal auf Seiten von Haupt- und Trikot-Sponsoren, mal auf Seiten von Vermarktungsagenturen oder mal auf Seiten von Clubs. Auch bin ich mit den Betätigungsfeldern/Sportarten „polyvalent“, wie es Lucien Favre wohl ausdrücken würde (lacht). Aktuell gibt es Gespräche. Dabei müssen einfach drei Dinge zusammenpassen: Die Aufgabe bzw. Rolle an sich, die handelnden Personen und der Zeitpunkt. Wenn alle drei Komponenten zusammenkommen, dann ist es ein gutes Match. Von daher: Warum nicht Fußball?